Boom Boom Berlin, alle wollen hin

Deutschland ,Berlin, Brandenburger Tor
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In der deutschen Hauptstadt wachsen neue Hotels wie Schwammerln aus dem Boden, obwohl die Auslastung der bestehenden schwach ist.

Kein Zimmer frei? In Berlin ist das selten der Fall. Die Touristenzahlen (2014 fast zwölf Millionen) steigen Jahr für Jahr, doch der Hotelmarkt wächst kräftig mit. Mehr als 135.000 Betten stehen derzeit in rund 800 Beherbergungsbetrieben bereit. Viele Häuser sind keine 20 Jahre alt, somit bietet Berlin die derzeit modernste Hotellandschaft Europas.

Berühmt ist die Stadt vor allem für ihre innovativen Konzepte, etwa Zimmer mit Fahrrad und Hängematte (25hours Hotel), Campingwagen in einer Fabriketage (Hüttenpalast) oder Design im Stil der 1920er-Jahre (Hotel am Steinplatz). Aber auch kleine feine Boutique-Hotels wie das neue Garden Living in Mitte, Luxushotels (neu am Bahnhof Zoo: Waldorf Astoria), ganz „normale“ Unterkünfte mit allem notwendigen Komfort, einige letzte Alt-Berliner Pensionen und immer mehr XXL-Häuser bieten eine große Vielfalt und immer mehr Quadratmeter. Deutschlands größtes Hotel, das Estrel im Stadtteil Neukölln, will seinen bereits 1125 Zimmern weitere 700 hinzufügen, in einem Turm, der mit 170 Metern alle Hochhäuser der Stadt überragen soll. Auch Hostels und ähnliche Billigunterkünfte werden immer größer und zahlreicher.

Tischlein deck dich

Das freut die Kundschaft, denn bei so viel Konkurrenz purzeln die Preise. Viele Häuser bieten attraktive Arrangements und ermäßigte Frühbuchertarife und/oder Wochenendpauschalen an. Resultat: Nirgendwo sonst in Europa kann man so günstig übernachten. Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, denn Hotels wachsen in Berlin wie Pilze aus dem Boden.

Auch in diesem Jahr gingen gleich mehrere Häuser an den Start: Im März bereits das Fünfsternehotel Titanic (208 Zimmer) ganz in der Nähe des Gendarmenmarktes. Dort lockt neben dem Wellnessbereich mit Hamam ein türkisches Lokal. Mit den Säulen in der Lobby wirkt es sehr klassisch und erinnert an einen römischen Palazzo. Ebenfalls von der türkischen Titanic-Hotelgruppe wird derzeit ein Businesshotel (376 Zimmer, vier Sterne plus) im orientalischen Stil gegenüber des Bundesnachrichtendienstes gebaut. Hier will man nicht nur Geschäftsleute verwöhnen: Der Wellnessbereich mit Pool erstreckt sich über 3000 Quadratmeter auf zwei Etagen und bietet ebenfalls einen Hamam, ein 1800 Quadratmeter großer Ballsaal gehört genauso dazu wie ein mediterran orientiertes Restaurant und eine Tiefgarage mit 192 Plätzen. Eröffnungstermin ist im Herbst.

Das Amano Grand Central (drei Sterne) öffnet im Sommer gegenüber vom Hauptbahnhof seine Pforten. Es ist das dritte Haus der Amano-Gruppe in Berlin. Ein Fitnessstudio mit Blick auf das Regierungsviertel sowie die üppig begrünte Dachterrasse mit Skybar soll auch Gästen von außerhalb offen stehen. Die Betreiber der angesagten Amano Bar in der August-/Ecke Rosenthaler Straße in Mitte wollen auch hier ein Szene-Highlight für Anbeter des Sonnenunter- oder -aufgangs setzen.

Das neue Grimms (drei Sterne plus) am Potsdamer Platz ist ein Augenschmaus für alle, die Rotkäppchen, Hänsel und Co. lieben. Die Zimmertapeten wurden wunderschön bemalt mit Figuren aus Grimms Märchen, dagegen wirkt das Haus von außen modern und passt sich gut in die neue Architektur der Umgebung ein. 110 Zimmer stehen ab Mai diesen Jahres zur Verfügung, das Restaurant nennt sich passenderweise Tischlein deck dich. Wer als Märchenfreund auch die Songs von Udo Lindenberg schätzt, darf sich mit einem Package-Weekend glücklich schätzen. Im Übernachtungspreis von 141 Euro ist der Besuch des Musicals „Hinterm Horizont“ – eine märchenhafte Geschichte über eine Liebe zwischen Ost (Mädchen) und West (Jüngling) – im Theater am Potsdamer Platz inklusive. Ohne Musical gibt es die märchenhafte Unterkunft ab 89 Euro.

15 Millionen Besucher

Futuristisch mit viel Glas und modernen Designermöbeln geht das neue Haus der mallorquinischen Riu-Gruppe, das Hotel Riu Plaza Berlin, in diesem Jahr an den Start. Nur 250 Meter vom KaDeWe entfernt wird derzeit den 357 Zimmern (vier Sterne) im ehemaligen Philips-Hochhaus der letzte Schliff gegeben, im September 2015 ist Eröffnung. Rund 70 Millionen Euro hat die Hotelkette investiert, um hier ihr deutsches Flaggschiff zu gestalten. Der Ausblick von den oberen Etagen des 18-stöckigen Gebäudes dürfte sensationell sein. So wie insgesamt die Aussichten für Berlin: Noch in diesem Jahr hofft man, die 15-Millionen-Besuchermarke zu knacken. Und auch für die Hoteliers kann es nur bergauf gehen, liegt doch die durchschnittliche Auslastung der Gästebetten bei nur 58Prozent. Dennoch sind schon weitere Hotels geplant.

Neue Häuser


Titanic Deluxe Berlin. Französische Str. 28–30, 10117 Berlin (Mitte), Titanic Business Hotel, Chausseestr. 29, 10115 Berlin; titanic.com.tr

Amano Grand Central.Heidestr. 62, 10557 Berlin (Mitte), Zimmerpreise circa 89Euro/Nacht im DZ; www.amanogroup.de/hotels/hotel-amano-grand-central

Riu. Martin-Luther-Straße 1, 10777 Berlin (Schöneberg), 0800/723 43 60; riu.com/de

Grimms.Flottwellstr.45, 10457 Berlin, Doppelzimmer ab 89 Euro; grimms-hotel.de

Tourismusabgabe: Seit 2014 hebt Berlin in allen Hotels, Hostels, Pensionen, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen von Privatreisenden eine City Tax in Höhe von fünf Prozent des Netto-Übernachtungspreises ein. Die Abgabe ist nicht im Zimmerpreis enthalten und wird auf der Rechnung zusätzlich ausgewiesen. Geschäftsreisende sind von dieser Steuer ausgenommen, Haustiere nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2015)

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