Dolenjska/Slowenien: Der Duft des Designs, die Mystik der Orchidee

(c) Krka Terme
  • Drucken

Als Unterkrain noch bei Österreich war, entstanden die ersten Thermen. Die Kuranlagen in dem Idyll von Weingärten, Feldern und Wäldern sind heute State of the Art – und die neuen ganz besonders charmant designt.

Der Fluss mäandert durch grüne Wiesen und Wälder, an der Straße stehen in Weidenkörben Äpfel zum Verkauf „ab Hof“ bereit, Gänse watscheln zu einem kleinen Weiher. Und als dann im Dorf Ostro auch noch ein strohgedecktes altes Haus auftaucht, ist die Idylle perfekt.

Der Fluss, Symbol für den gesamten Landstrich Dolenjska (Unterkrain), heißt Krka. Seinem natürlichen Lauf folgt eine imaginäre Achse, an der sich, wie es scheint, sämtliche erfolgreiche Unternehmen des Landes angesiedelt haben: Im Tal der Krka werden Wohnmobile erzeugt, Autos zusammengebaut, Kühlschränke hergestellt und Medikamente gegen Herzschwäche entwickelt.

Trotzdem finden sich hier eine hohe Dichte an Biobauern, Naturdenkmälern wie uralten Bäumen, die Jahrhunderte überdauert haben, aber auch g'standene Wirtshäuser (Gostilnas) und neuerdings sogar ein vom britischen Architekten Howard Swan entworfener 18- Loch-Golfplatz neben dem eleganten, frisch renoviertem Wasserschloss Oto?ec auf einem Inselchen im breiten Flusslauf der Krka.

Das Schloss stammt aus dem 13. Jahrhundert, mächtige Mauern aus dem Jahr 1252 schützen ein Ambiente mit Stilelementen aus Gotik und Renaissance. Zu den Schlossherren in der 800-jährigen Geschichte zählen bekannte Namen – unter anderen die Babenberger oder König Ottokar. Oto?ec diente in jugoslawischen Zeiten als Gästehaus der Regierung. In den vergangenen Jahren renoviert und dezent mit viel Design und Kunst angereichert, firmiert das Schloss heute als das Vorzeige-Fünfsterneluxusgolfhotel Unterkrains (Dolenjska).

Design, aber charmant

In Dolenjske Toplice (Töplitz in Krain), einem der ältesten Heilbäder Europas, eröffnete im Dezember 2008 das Hotel Balnea. Vieles spricht für dieses aparte, unprätentiös moderne Haus gleich neben dem alten Hotel aus dem Jahr 1899. Das gute Preis-LeistungsVerhältnis zum einen, aber auch das Ambiente, das durch ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept, eleganten Blumenschmuck und großformatige Zeichnungen der Künstlerin Zora Stan?i? eine sehr individuelle Note erhält.

Hinzu kommen die Ruhe des großen Kurparks und die Wohnqualität eines neu eröffneten Designhotels. Alles ist State of the Art – vom Fitnessraum mit Panoramablick in die Wälder hinaus über die geräumigen Standardzimmer bis hin zu den Suiten, zu deren Ausstattung Whirlpools, begrünte Terrassen, begehbare Schränke und andere Annehmlichkeiten gehören. An die gute alte Zeit erinnert höchstens noch der Pianospieler in der Lobby-Bar. Von diesem Meeting Point aus führt ein gläserner Gang direkt zum 2006 neu errichteten Thermalbad.

Drei separat zugängliche Bereiche verbergen sich hinter der sonnengegerbten Fassade aus Holzlamellen: „Lagune“ – die Pools; „Oase“ – die Saunen, und „Aura“ – die Beauty-&Wellnessareale. Es duftet nach ätherischen Ölen, frische Äpfel stehen in einer Schale bereit, neben dem japanischen Bad (40 Grad) flackert ein Licht in einer Holzlaterne. Von der rustikalen Außensauna sieht man eine Schafherde grasen... Das ist es, was das Balnea so sympathisch macht. Am Freitag und Samstag findet beim Schein unzähliger Kerzen „Nachtbaden“ statt. Aus den Warmwasserbecken im Freien steigt dann der heiße Dampf in den Nachthimmel auf und hüllt die im Dunkeln planschenden Gestalten in wolkiges Weiß.

Süße Pause in der ?okoladnica

Dass die Saunabenützung im Zimmerpreis der Hotelgäste nicht inkludiert ist, mag verwundern, hat aber zum Ziel, Trubel und allzu großes Kommen und Gehen zu verhindern. Die Therme in Dolenjske Toplice gehört wie übrigens auch Smarjeske Toplice bei Novo mesto zu den überschaubaren, kleineren Anlagen, die sich von den großen in Catez oder Olimia bewusst abheben. Was in Olimia mit einem provisorische Holzbecken begann, ist heute drauf und dran, sich zu einer veritablen Wellnessdestination zu entwickeln, zu der neben der Therme und den Hotel- bzw. Appartementanlagen auch ein schmuckes Dorf (Olimia), ein Kloster mit Kräutergarten und alter Apotheke und eine ?okoladnica, eine Schokolademanufaktur, gehören.

Die letzte Errungenschaft nennt sich „Orhidelia“ und ist ein im Mai 2009 neu eröffneter SPA – vom gleichen Team entworfen, das zuvor schon das Viersternehotel „Sotelia“ schuf und dafür den renommierten Ple?nik-Preis gewann. Der Name „Orhidelia“ ist eine Hommage an die exotische Blume, von der es in der Umgebung an die vierzig verschiedene Sorten gibt, darunter auch die besonders geschätzte schwarze Orchidee. Der Bau des Architektenduos „enota“ aus Ljubljana will das Wellnessvergnügen neu definieren und verzichtet dabei gänzlich auf Gewohntes – alles voran den rechten Winkel. Ihn ersetzen freie, Kristallen nachempfundene Formen. Ergänzt wird das exzentrische Raumerlebnis durch ungewöhnliche Farben, spacigen Sound und subtile Lichteffekte. Ein in völlige Dunkelheit getauchter Pool versetzt Badenixen und ihre Begleiter zurück in die urzeitliche Nacht, das in phosphoreszierendem Blau schimmernde Kneippbecken wiederum holt den frostige Polarhimmel in die Thermenwelt herein.

Überdimensionale Skulpturen wirken wie Skelette von Dinosauriern oder anderen prähistorischen Wesen. An die Blütenblätter der schwarzen Orchidee erinnern flach am Boden liegende Ruhebetten, die verstreut da und dort die Poollandschaft umgeben. Riesige Sitzpolster aus schwarzem Kunstleder erwecken die Assoziation mit Lavagestein.

Das Altrosa der Schwimmbecken erzeugt in Kombination mit dem Schlammgrau der Wände eine mystische Stimmung. Nichts ist hier, wie es einmal war. Mit dem gewohnten Babyblau oder Karibikgrün vorhergehender Generationen von Schwimmbädern verschwanden für immer auch Chlorgeruch, Schwimmflügerln und Badeschlapfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.