Amanshausers Welt: 303 Baltisches Meer

Reisen war nicht, was Erik geplant hatte.

Obwohl er den Namen nicht aussprechen kann – welcher Nicht-Österreicher würde das schon können? – kennt Erik den österreichischen Teamtorhüter Michael Gspurning. Der spielt bei den Seattle Sounders, seiner Lieblingsmannschaft. Erik ist Gspurning schon mehrmals begegnet, „unglaublich, ein riesiger Kerl, man fasst es nicht, wie groß der in Wirklichkeit ist“. Erik, 1962 in Seattle geboren, ist selbst ziemlich groß, Torhüter war er ebenfalls. Seine Karriere war kurz, er selbst bezweifelt, dass man es überhaupt Karriere nennen kann. „Ich war ein Spätzünder, aber als Tormann brauchbar, ich dachte, ich probiere es mal aus. Ich kam in höheren Amateurligen in Seattle zum Einsatz.“

Was er noch ausprobieren wollte, war Norwegisch. Wie viele Einwandererkinder eignete er sich die Sprache seiner Eltern erst als Erwachsener an. Im letzten der vier Collegejahre auf der University of Washington sollte er nach Norwegen gehen, um dort zu studieren, „mein Lebensziel war der Doktor in Norwegisch. Ich war knapp über 20 und hatte ein kleines Aufenthaltsstipendium in Norwegen erhalten, als mich der Trainer einer Profimannschaft anrief, und fragte, ob ich für sie spielen wollte – und Profifußballer war so ein Kindheitstraum von mir. Ich lehnte das Stipendium ab, womit die Chance weg war, nach Norwegen zu gehen. Die nächste halbe Saison saß ich auf der Bank, und ich sagte mir eines Tages: Erik, du musst dir einen Job suchen, du bist zu alt für einen Rookie.“

Beim Training lernte er einen PR-Spezialisten der Adventure Cruise Company kennen, seitdem macht er in Seattle PR. „Reisen war eigentlich nicht das, was ich geplant hatte, aber ich habe es gut getroffen“, sagt Erik und hebt ein Messer hoch, „ich denk oft, irgendjemand muss für dieses Messer PR machen, und das bin zum Glück nicht ich!“ 1995 wechselte er zu Windstar Cruises und im Jahr 2000 als PR-Direktor zur Holland-America Line. „Das war mein Traumjob. Die Company hatte damals fünf Schiffe, jetzt hat sie 16, und ich war bei allen von Beginn an dabei.“ So kam Erik um die Welt. Er blickt mich an und lacht: „Du hast keine Ahnung, wie viele Reiseschreiber ich schon gesehen habe.“

Und Fußball? Er trainiert seine Tochter, ist braver Fan der Seattle Sounders und spielt selbst auf Hobbybasis. „Momentan bin ich verletzt, aber ich will es nicht aufgeben. Ich bin langsamer geworden, und meine Ausschüsse – so schrecklich. Früher kam ich von Strafraum zu Strafraum, heute geht er halt gerade noch über die Mittellinie.“

INFO

Baltisches Meer. Auf der MS Eurodam, einem Luxuspassagierschiff der Holland-America Line, www.hollandamerica.de, irgendwo zwischen Russland und Schweden, Baltisches Meer.

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