Amanshausers Welt: 228 Sri Lanka

Touristische Begegnungen sind voller Missverständnisse. Daha alia, only relax! Über einen Elefantenritt mit Haken.

TIPP

Ich bestieg den Elefanten Kumari, 31, weiblich, von oben, von einem Holzgerüst aus. Ich trat mit dem Schuh auf den borstigen Rücken und setzte mich breitbeinig auf sie. Der Mahout und der Dolmetscher assistierten von unten: „Only relax!, only relax!“ Der Elefant roch gut, aber der Mahout stank bis hier herauf nach Alkohol, seine Befehle hießen „Daha, alia“, „geh, Elefant“, um Kumari vom Wegrand abzulenken. Ihr Rüssel schweifte ins Gebüsch ab.

Mit meinen Fragen über das tägliche Arbeitsleben von Mahouts und Elefanten konnte der Dolmetscher nichts anfangen, sein Englisch endete absichtlich dort, wo es interessant geworden wäre. Umgekehrt war auch er mit mir unzufrieden. Er testete dauernd meine Laune, „Are you happy? Is it good?“, fragte, ob mir Sri Lanka, der Elefant, das Reiten gefielen. Vermutlich wirkte ich mürrisch, waren seine Gäste doch meist Amerikaner mit ihrer alles umfassenden
US-Begeisterung.

Wir kamen zu einer morastigen Flusslandschaft. Ich rutschte auf dem Elefantenrücken einen Platz zurück, der Mahout stieg vorne auf. Mich irritierte sein Stock mit krummem Eisenhaken. Ich: „Do you use it?“ Er: „Yes!“ Er hatte mich aber gar nicht verstanden. Der Dolmetscher gab keinen Kommentar ab, forderte meine Kamera und fotografierte den Ritt mit beträchtlichem Ungeschick. Er bestätigte mir (obwohl ich seit dem letzten Sparpaket schwer daran zweifle), dass „Austria a very good country“ sei.

„Daha, alia! Daha alia!“ Im Fluss wollte Kumari dauernd zu essen beginnen (Ich: „They really eat 20 hours a day?“ Dolmetscher: „You like very much?“), durfte aber nicht. Der Dolmetscher sprintete los, „Good-bye, thank you for the camera, very nice piece“, ein Witz, den er schon 100-mal gemacht zu haben schien. Ich wollte mich nicht zu einem Lachen zwingen, woraus er schloss, dass er mich reingelegt hatte, und grinsend zurückkam: „No, only a joke!“ Ich lachte noch immer nicht.

Als wir wieder an Land waren und der Mahout abstieg, reichte mir der Dolmetscher eine Lilienkette und eine Kappe aus Blättern, dazu den Stock mit dem Haken, um ihn in Siegerpose zu halten. Ich flehte den Dolmetscher an, den Stock weglassen zu dürfen. „No, no!“, rief er, „you have to! Looks great!“ Er machte zwei oder drei seiner verwackelten Fotos. Recht früh lenkte er mit penetrantem Nachfragen, ob es mir gefiele bzw. gefallen habe, das Gespräch auf das Trinkgeld für ihn und den Mahout.

Am Ende fragte er mich, ob ich lieber über das Gerüst oder über den Fuß von Kumari absteigen wolle. Ich entschied mich für den Fuß, wobei ihm nun doch ein lustiges Foto gelang, denn ein Elefant ist hoch. Auf dem Bild erkannte ich später zu meinem tierschützerischen Entsetzen, dass Kumari den Fuß nicht galant-freiwillig hob, sondern dass der besoffene Mahout mit seinem bösen Haken von unten nachhalf. 12 Dollar Trinkgeld, dann war unsere Geschäftsbeziehung beendet.



Martin Amanshauser, "Logbuch Welt", 52 Reiseziele, www.amanshauser.at

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