Verfolgt von Fluggeräten

Von Flugzeugen und Hubschraubern beschattet: Was will Staatssekretär Melchior Wathelet von mir?

Seit einiger Zeit werde ich von Fluggeräten verfolgt. Während ich diese Zeilen in meinen Laptop tippe, kreist vor dem Fenster ein grauer Hubschrauber. Er bemüht sich, möglichst unauffällig zu sein, und tut so, als ob er den unweit meines Büros stattfindenden Umzug leicht alkoholisierter, aber insgesamt friedlicher Gewerkschafter überwachen würde. Doch damit kann er mich nicht foppen. Am Mittwoch hieß der Vorwand EU-Afrika-Gipfel. Aber anstatt für die Sicherheit der in großer Zahl nach Brüssel gereisten Würdenträger zu sorgen, beschattete mich ebendieser Hubschrauber auf dem Weg zum Abendessen. Das kann wohl kein Zufall sein.

Ich bin mir ziemlich sicher, den Urheber dieser Machination ausgemacht zu haben. Es handelt sich um einen gewissen Melchior Wathelet, seines Zeichens Staatssekretär für Energie, Umwelt und Verkehr im Kabinett von Premier Elio Di Rupo. Anfang Februar trat der nach ihm benannte Wathelet-Plan in Kraft. Dessen angeblicher Zweck ist die Entlastung der Kommunen rund um den Brüsseler Flughafen Zaventem vom Fluglärm. Doch in Wirklichkeit geht es um die Intensivierung der Überwachung meiner Person. Denn seither überfliegen alle in Zaventem landenden Jets meinen Plattenbau am Rande der Stadt. Einmal habe ich einen Piloten dabei beobachtet, wie er in meine Wohnung im zehnten Stock spähte und sich Notizen machte.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Melchior Wathelet von mir will. Aber ich werde ihn danach fragen, sobald mein Antrag für die Ausstellung einer belgischen Pressekarte durch ist. Es kann sich nur noch um Jahre handeln.

michael.laczynski@diepresse.com


Nächste Woche:
Oliver Grimm

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2014)

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