Neulich in Beverly Hills

A general view of the city from Griffith Park in Los Angeles
A general view of the city from Griffith Park in Los AngelesREUTERS
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Warum stinkt es hier nicht zum Himmel, obwohl wir an einer sechsspurigen Straße stehen?

Des Öfteren frage ich mich, wie amerikanische Touristen europäische Metropolen abseits der gebotenen Kulturdenkmäler eigentlich wahrnehmen – ich meine so straßenseitig. Die Stinkerei. Bei uns wird es ja mehr oder minder hingenommen oder fällt gar nicht auf: Wo ein Auto fährt, stinkt es, und wo viele fahren, stinkt es gewaltig. Es ist wie in den Siebzigern, als man es zwei Minuten lang gerochen hat, nachdem ein Auto durch die Gasse gefahren ist. Das war vor bleifrei und Katalysator. Heute haben wir die Dieselmotoren. Die gibt es für Pkw in den USA praktisch nicht, weil sie die geltenden Emissionsgrenzwerte nicht erfüllen würden (VW hat da ein paar Tricks probiert, aber das ging nicht so toll aus). Bei uns ist man da nicht so haglich.

Neulich standen wir in L.A. (im erstaunlich unglamourösen Beverly Hills, um genau zu sein) an einer zweimal dreispurigen Straße mit viel Verkehr. Es war vielleicht keine Schweizer Alpenluft, die wir atmeten, aber es stank einfach nicht. Der Fuhrpark ist jung, die Benziner sind sauber, ein Drittel fährt Hybride, die auch noch fast lautlos sind. Sogar in Peking registriert: Wenn die Wetterlage günstig ist und die Kohlekraftwerke in eine andere Richtung blasen, ist die Luft in der Stadt direkt an der Straße besser als in Wien. Weil es keine alten Autos gibt und weil niemand Diesel fährt. Von Tokio nicht zu reden: In verträglicher Mobilität ist uns diese Stadt Jahrzehnte voraus.

Die Amis halten unseren ratternden Fuhrpark vermutlich für eine ulkige bäuerliche Eigenart. Sie müssen's ja nur ein paar Tage aushalten.

timo.voelker@diepresse.com


Nächste Woche:
Da capo

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2016)

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