Unterwegs

Beigel Bake

Beigel Bake
Beigel Bake(c) imago/ZUMA Press (Ray Tang)
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Auf einen Bagel in der Londoner Brick Lane.

Das jüdische East End von London gibt es längst nicht mehr. Was dort einst eine Synagoge war, ist heute vielleicht ein Tempel und kann morgen schon eine Moschee sein. So ist das Leben in London.

Geblieben ist aber der Beigel Bake, eine Bäckerei, die 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr geöffnet ist, und vorwiegend Bagel herstellt. Das torusförmige Brotstück besteht aus Germ, Mehl und Wasser. Was dann dazukommt, darüber gibt es so viele Auslegungen wie über das Buch Jeremiah.

Sammy Minzly, einer von drei Besitzern des Beigel Bake, sagt dazu nur: „Wir machen unsere Bagel nach Originalrezept.“ Seit fast 50 Jahren ist er immer noch fast täglich im Einsatz. Er habe „die Augen eines Dichters“, schrieb die Lokalgazette „Spitalfield Life“ einmal über ihn. Da ist etwas dran. „Zu uns kommen alle“, sagt er: Prominente und Prostituierte, Straßenkehrer und beduselte Spätheimkehrer, Touristen und alltägliche Traditionskunden.

Am besten geht der Salt Beef Bagel mit gekochtem Rindfleisch, englischem Senf und Pickels, in vieler Hinsicht das Londoner Pendant zu einer Käsekrainer in Wien nach (allzu) langer Nacht. Klassiker sind auch der Bagel mit Streichkäse und Räucherlachs, mit gehacktem Hering oder schließlich einfach so, wie es Gott gewollt und Sammy gebacken hat.

Warum das Gebäck rund ist und ein Loch in der Mitte hat, darüber gibt es mehr Meinungen als Bagel an der Brick Lane verkauft worden sind. Eines aber ist gewiss: „Der Optimist sieht den Bagel, der Pessimist das Loch“, wie es im „Life's Little Jewish Instruction Book“ heißt.

aussenpolitik@diepresse.com


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Oliver Grimm

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2017)

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