Von Dachgärten, Glasdächern und guten Aussichten

Es ist Frühling, und der Wunsch nach Freiflächen hat Hochsaison. Wobei allerdings nicht jedes freie Stück Himmel gleich wertvoll ist.

Kein Dach über dem Kopf zu haben kann im Luxussegment durchaus kostbar sein: Kommt zu einer schönen Wohnung eine Terrasse dazu, steigert diese den Wert der Liegenschaft um bis zu 20 Prozent. Auch lassen sich andere Mängel um einiges leichter an dem Mann bringen, als wenn aller Lebensraum von Wänden umgeben und überdacht ist. Wobei allerdings nicht jedes freie Stück Himmel gleich wertvoll ist. Abgesehen von Themen wie Helligkeit, Größe und der Ausrichtung unterliegen Dachterrassen einer gewissen Hierarchie, die entscheidend für die Wertigkeit ist.

Ranking der Dachterrassen

Ganz unten findet sich die sogenannte Silvesterterrasse. Diese kann zwar durchaus großzügige Ausmaße haben, birgt aber den Makel, dass die Bauherren vor den Genuss des Kaffees im Liegestuhl das Erklimmen einer mehr oder weniger steilen Stiege – böse Zungen sprechen von Hendl-Leitern – gestellt haben. Sie erlebt ihren jährlichen Höhepunkt mehr oder weniger gemeinsam mit der Bummerin, davor und danach ist sie im Luxussegment aber schwerer verkäuflich, wenn sie die einzige ihrer Art bleibt und keine bequemer erreichbaren Freiflächen zu der Liegenschaft gehören.

Eine Stufe darüber befindet sich eine zwar von der Wohnung, nicht aber vom Wohnzimmer aus begehbare Außenfläche. Denn wenn der Weg mit den Gästen erst durch das Arbeits- oder gar Schlafzimmer der Eigentümer führt, sorgt das für mäßige Begeisterung und geringere Wertzuwächse. Zwar findet sich diese Konstellation immer seltener, da die Bausünden der 1980er- und 1990er-Jahre, als man ein Dachgeschoß genauso ausgebaut hat wie ein Haus – also unten die Wohn- und oben die Schlafräume –, bei neueren Projekten überwunden sind, ganz ausgestorben sind sie aber noch nicht.

Die Königsklasse der Dachterrasse befindet sich direkt auf der Wohnebene, und das im Idealfall hinter bodentiefen Fenstern, sodass man – das Kaffeehäferl entspannt in der Hand – mit einem Schritt hinaustreten kann. Wer diese Kombination sein Eigen nennen kann, spielt im Dachterrassenranking ganz vorn mit. In Kombination mit weiteren Außenflächen – beispielsweise einem kleinen Balkon nord- oder ostseitig, auf dem es auch im Hochsommer nachmittags schattig und kühl ist oder einer weiteren großen Terrasse für Feierlichkeiten – befindet man sich dann im Topsegment.

Die Aussicht ist das Ziel

Wenn der Blick stimmt. Denn die Aussicht auf den Stephansdom schlägt sich preislich fraglos anders nieder als die auf eine Ölraffinerie, ganz besonders hoch im Kurs steht natürlich der Blick ins Grüne. Den bietet derzeit beispielsweise eine großzügige Maisonettewohnung in der Jacquingasse: Hier lässt sich von der 81 Quadratmeter großen Dachterrasse ganz oben nicht nur die Stadt überblicken, sondern vor allem auch der Botanische Garten und das Belvedere. Und natürlich ist das nicht die einzige Freifläche des 336 Quadratmeter großen Penthouses, das derzeit von Altenburg Realitäten um 3,3 Millionen Euro angeboten wird. Insgesamt hat die Wohnung drei Terrassen mit einer Gesamtfläche von 145Quadratmetern, auf jeder Ebene können die zukünftigen Bewohner ins Freie treten. Und Platz ist auch im Inneren reichlich vorhanden: Insgesamt fünf großzügige Zimmer sowie ein Wirtschaftsraum ermöglichen bei Bedarf sogar die angemessene Unterbringung einer Nanny. „In dieser Größenordnung gibt es sonst bei Dachterrassenwohnungen wenig Angebot“, versichert Stephan Altenburg, die Liegenschaft sei ganz auch auf größere Familien ausgerichtet. Was fraglos ein Asset ist – das absolute Highlight des Objekts sei aber unbestreitbar der Blick.
Von der Dachterrasse einer Wohnung in der Rembrandstraße kann der Blick nicht nur über die Dächer des zweiten Bezirks schweifen, sondern auch in die Kochtöpfe der Gastgeberin: Hier besteht ein Teil der Dachterrasse aus einem begehbaren Glasdach, das gleichzeitig als Oberlichte für die darunter liegenden Küche dient. Eine Zusatzbeleuchtung, die die auch sonst lichtdurchfluteten Innenräume der Liegenschaft eigentlich gar nicht nötig hätten.

Im Inneren im Freien

„Die wirkliche Besonderheit an der Architektur dieser Wohnung ist die Glasgaube über die beiden Wohnebenen“, erklärt Makler Wolfgang Engel von Engelreal, der die Wohnung in seinem Portfolio hat. Die imposante Stahl-Glas-Kombination sorgt dafür, dass nicht nur die untere Wohnebene, sondern auch die Designtreppe – stilecht mit gläsernem Geländer – und der oben liegende Essplatz samt angeschlossener Küche mit dem erwähnten Glasdach das Gefühl vermittelt, auch im Inneren im Freien zu sein. Wer dann wirklich kein Dach mehr über dem Kopf haben mag, kann das echte Freiluftgefühl bei der 1,57 Millionen Euro teuren Liegenschaft auf gleich vier Terrassen mit insgesamt 66 Quadratmetern genießen: Auf der unteren Wohnebene findet sich je eine Freifläche beim Wohn- und Arbeitszimmer, eine weitere im Obergeschoß direkt vor der Küche und dann die größte mit 25 Quadratmetern auf dem Dach. Platzmangel herrscht aber auch im Inneren nicht: Insgesamt 222 Quadratmeter und 5,5Zimmer stehen den künftigen Bewohnern gleich ums Eck vom Donaukanal zur Verfügung.

Auf der anderen Seite des Kanals steht nicht nur eine Dachterrasse zum Verkauf, sondern sogar ein 66 Quadratmeter großer Dachgarten: Beim Rudolfsplatz vermittelt die Wohnfabrik derzeit eine Maisonettewohnung mit einer zwölf Quadratmeter großen Terrasse auf Wohnebene, deren echtes Highlight aber zweifellos der Aufgang zum Dachgarten ist.

Speiseaufzug, Sommerküche

Und der spielt wirklich alle Stückerln: Vom Speiseaufzug über eine kleine Sommerküche und fix installierte Beschattungen, eine automatisch bewässerte Wiese samt Blumentrögen, Beetbeleuchtung und einer Dusche bis hin zum TV-Anschluss ist hier alles installiert, was an heißen Sommertagen in Wien für Freude sorgt. Aber auch bei Nieselregen hat die um 2,8 Millionen Euro angebotene Wohnung einiges zu bieten: Auf insgesamt 247 Quadratmetern gibt es neben den fünf Zimmern noch zusätzliche Annehmlichkeiten wie ein zweiseitig verglastes Dampfbad samt Sternenhimmel und Mosaikboden und einen Whirlpool. (SMA)

DACHTERRASSEN

Für viele machen sie den Unterschied zwischen innerstädtischem Wohnen und innerstädtischem Leben aus: Die Nachfrage nach Dachterrassen ist ungebrochen, und der Wertzuwachs einer Immobilie kann durch eine entsprechende Freiflächebis zu 20Prozent betragen.

Vorausgesetzt, sie ist leicht zugänglich – am besten auf Wohnebene – und verfügt über einen entsprechenden Ausblick.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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