Weihnachtsbeleuchtung: Größer, heller, greller

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Die Anlagen werden ausgereifter, die Produktpalette wächst.

Nachts kann man das Haus im Dörfchen Pöcking am Starnberger See schon von weitem erkennen. Tausende Glühlampen erleuchten Dach und Fassade, ein blinkender Weihnachtsmann fährt dem Stern von Bethlehem nach. Auch das Nachbargebäude strahlt. Im Vorgarten machen zwei Schneemänner aus Leuchtketten eine Schneeballschlacht, dazwischen stehen illuminierte Rentiere. Neu in diesem Jahr: ein zehn Meter hoher Glitzerbaum, der komplett mit Leuchtdioden illuminiert ist.
Vor wenigen Jahren noch waren beim Thema Weihnachtsbeleuchtung die USA das Maß aller Dinge. Doch österreichische und deutsche Hausbesitzer holen auf. In Pöcking haben Nikolas Heinecke und Christian Zingraff in diesem Jahr insgesamt sage und schreibe 37.000 Lämpchen an ihren Häusern angebracht. Vom ersten Advent bis zum 6. Jänner darf der ganze Ort daran teilhaben, wenn man sich im "Weihnachtshaus" zum Plausch beim Glühwein trifft.

Anspruchsvolles Vorhaben

"Unsere Idee ist nicht zu Weihnachten entstanden, sondern im Hochsommer 2000, als ich mit meinem Schwager über die Komödie "Schöne Bescherung" sprach", sagt Nikolas Heinecke. In diesem Film geht es um die chaotische Vorbereitung eines Weihnachtsfestes samt Beleuchtung des Familienhauses.
"Ein paar tausend Lämpchen auf unserem Hausdach -das wäre doch mal etwas, dachten wir uns damals", sagt Heinecke. Das erste vergleichsweise bescheidene Projekt im Jahr 2000 zeigte einen Schlitten, von drei Rentieren gezogen, auf dem der Weihnachtsmann saß. Mittlerweile wurde daraus ein anspruchsvolles ingenieurtechnisches Vorhaben: wasserdichte Steckverbinder, feuerverzinkter Baustahl, Dutzende Meter Lichterketten und sechs Stromkreise zählen in diesem Jahr zu den Bauteilen der Anlage. Eine Computersteuerung ermöglicht es, alle Leuchtobjekte individuell ein- und auszuschalten und die Helligkeit zu regulieren Außerdem können alle Lichter im Takt von Musik gesteuert werden - an jedem Adventsonntag gibt es kostenlose Vorführungen, zu denen immer bis zu 60 Schaulustige kommen.

Budget

Billig ist das alles nicht: Die Anlage verbraucht bei voller Leistung zehn Kilowattstunden Strom. Heinecke hat nachgerechnet: "Das entspricht etwa der Leistung eines Herdes, bei dem alle vier Herdplatten sowie der Backofen gleichzeitig bei voller Leistung laufen - und zwar fünf Stunden täglich." Insgesamt zahlt Heinecke für die vier Wochen Festtagsbeleuchtung rund 250 Euro pro Jahr. Die Baumärkte bieten mittlerweile Lichtnetze, -stäbe und -ketten in unterschiedlichsten Variationen. Die neueste Entwicklung sind Schläuche, die durch kleine Dioden erleuchtet werden. "Sie verbrauchen nur rund ein Drittel des Stroms", sagt Hans-Jürgen Neuzil, der über sein Online-Portal "Lichtideen" in Österreich alles rund um die Weihnachtsbeleuchtung vertreibt. "In den vergangenen Jahren ist die Lichttechnik zu Weihnachten immer stärker im Kommen", beobachtet er. Gerade in den letzten Jahren setzten die Menschen dabei verstärkt auf professionelle Technik, wie sie sonst bei öffentlichen Veranstaltungen genutzt wird. Zwar sei jedes Haus anders und jede Lichtinstallation individuell, aber: Für rund 600 Euro ließe sich ein Haus bereits über eine Breite von 20 Metern weithin erleuchten. Dabei würde eine Leistung von rund 90 Watt aufgenommen - ein normales Haushaltsnetz verkraftet das leicht.

Sehnsucht nach besserer Welt

Dass der Absatz von Lichtilluminationen steigt, hat auch eine psychologische Komponente. "Licht hat gerade in der dunklen Jahreszeit eine erhellende Wirkung. Wir schätzen die Wirkung der Vergrößerung des Wohnraums durch Erleuchtung des Gartens, weil schwarze Fensterscheiben durch die Gartenbeleuchtung durchsichtig werden und den Garten als erweiterten Wohnraum sichtbar werden lassen", sagt Wohnpsychologe Uwe Linke. Mehr noch: Illuminierte Fensterscheiben, strahlende Balkone und grell erleuchtete Dächer könnten sogar Ausdruck der Sehnsucht nach einer heileren Welt sein.

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