Pools: Ecken und Kanten

Preisgekrönt. Der schönste Pool Europas steht in Österreich. Besonderer Blickfang: die Glasplatte
Preisgekrönt. Der schönste Pool Europas steht in Österreich. Besonderer Blickfang: die Glasplatte(c) Beigestellt
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Pools werden länger, schmäler, eckiger, da sind sich alle einig. An der Frage, ob Natur oder Chemie für die Wasserstelle, scheiden sich aber nach wie vor die Geister.

Biologisch. Pflanzen im Regenerationsbereich helfen, das Wasser sauber zu halten.
Biologisch. Pflanzen im Regenerationsbereich helfen, das Wasser sauber zu halten.(c) Beigestellt

Der schönste Pool Europas steht derzeit in Österreich, zumindest wenn es nach dem deutschen Bundesverband Schwimmbad und Wellness e. v (BSW) geht, der jährlich die schönsten Anlagen Europas auszeichnet. Unter 300 eingereichten Objekten aus sieben Ländern konnte sich ein eleganter Edelstahlpool durchsetzen, den die oberösterreichische Firma Polytherm im Vorjahr in Westösterreich gebaut hat. Auf den ersten Blick wirkt das mit dem BSW Award in Gold prämierte Schwimmbecken extrem schlicht, die verdeckt eingebaute Überlaufrinne sorgt dafür, dass der Plattenbelag rund um die Badestelle fast nahtlos an die Wasserfläche anschließt und der Pool so in edler Dezenz fast mit der Umgebung verschmilzt. Der Hingucker ist jedoch von der Hausseite aus zu erkennen: Eine fünf Zentimeter starke und drei mal 1,5 Meter große Glasplatte sorgt an der Stirnseite dafür, dass vom tiefer gelegenen Innenhof aus auch ein Unterwasserballett trockenen Fußes genossen werden könnte.

Schwimmmaschinen und Wasserfälle. Solche Schönheiten haben natürlich ihren Preis. In dieser gehobenen Kategorie muss ein Bauherr mit Summen rechnen, die an den sechsstelligen Eurobereich heranreichen, wie es Polytherm-Geschäftsführer Hermann Weissenecker vorsichtig formuliert. Aber Glasscheiben wie diese erfreuen sich bei den Kunden hochwertiger Pools wachsender Beliebtheit. Andere Extras, die derzeit auf den Wunsch- Biologisch. Pflanzen im Regenerationsbereich helfen, das Wasser sauber zu halten. Auch ausgezeichnet. Naturpool mit speziellen Granitplatten (Schweiz). listen stehen, sind neben Gegenstromanlagen und ihren großen Brüdern, den Schwimmmaschinen (laut Weissenecker erzeugen diese das Gefühl, in einem Wildbach zu schwimmen), Wasserfälle, Massagebänke, Seichtwasserzonen für einen leichteren Einstieg und natürlich extrem in Mode gekommene Beleuchtungskonzepte, ohne die im modernen Poolbau gar nichts mehr geht.

„Mittels der modernen Lichttechnik können sie millionenfach Farben erzeugen, die sich auch noch im Rhythmus der Musik verändern“, erklärt Weissenecker die Möglichkeiten, und Alexandra Dallinger, Geschäftsführerin der Freiraum Gartenarchitektur, bringt es mit dem Satz „Alles ist heute LED“ auf den Punkt. Seit die energiesparenden Leuchten in die Gärten und Pools Einzug gehalten haben, ist es mit der Dunkelheit in beiden vorbei. Zumindest bei jenen Poolanlagen, die sich in Richtung kühle Eleganz und Design bewegen, bei denen Gradlinigkeit und edle Materialien gefragt sind, der Edelstahlpool die Königsform des Schwimmbeckens ist und die Tatsache, dass sich in den klaren Becken „immer der Himmel spiegelt“ als eines der schönsten Details gilt.

Natürliches Viereck. Denn für eine andere Gruppe von Wasserstellenanhängern steht der schönste Pool des Jahres in der Schweiz: Der Naturpool, der ganz ohne chemische Aufbereitung auskommt, darf sich mit dem Titel „Design-Froschkönig“ schmücken, den die niederösterreichische Biotop Landschaftsgestaltung jährlich auslobt. Das siegbringende Kriterium hier war die Verwendung von sehr hochwertigen Granitplatten, mit denen der Pool in einem aufwendigen Verfahren der Eglijona, eines Lizenznehmers von Biotop in der Schweiz, fugenlos ausgekleidet wurde. Die Farben des sogenannten Andeergranits lassen das Wasser nun in einer bisher unerreichten Intensität strahlen. Denn die Zeiten, in denen öko und gesund auch nur ansatzweise etwas mit „schiach“ zu tun hatten, sind lange vorbei. „Man hat jetzt Natur im rechten Winkel“, fasst es Dallinger zusammen, auch wenn direkt am Pool immer häufiger Salat nebst Tomaten und Kräutern angebaut wird, so seien dafürkeine organischen Formen mehr notwendig – vielmehr werden dafür elegante Hochbeete mit Metallrahmen gebaut. Eine Entwicklung, die auch Biotop-Gründer Peter Petrich beobachtet: „Das Stichwort ist Green Lifestyle“, so der Schwimmteichpionier. „Ein Trend, der immer mehr Anhänger findet. Das Hochbeet ist dann eben aus Nirosta und die Gartengeräte sind die der Luxusklasse“, berichtet er. Und auch die Formen der biologischen Pools sind längst im Designbereich angekommen, an die Schwimmteiche der ersten Generation erinnert kaum mehr etwas. Wer nicht will, muss auch bei biologisch aufbereitetem Wasser keine Angst vor Schlingpflanzen an den Füßen oder gar tierischen Mitschwimmern haben. Bei den klassischen Schwimmteichen können die Pflanzen der Regenerationsbecken in einem separaten – auf Wunsch natürlich auch rechtwinkligen – Becken untergebracht werdeb, das Schwimmbecken selbst ist wie in jedem anderen Pool mit klarem Wasser gefüllt.

Und die sogenannten Natur- oder Biopools kommen bereits ganz ohne Regenerationsbecken aus, hier sorgen verdeckt installierte mechanische und biologische Filteranlagen dafür, dass die Becken sich optisch nicht von chemisch aufbereiteten unterscheiden. Sie können cool designt oder verspielt angelegt werden – auch blitzblaue Folien als Reminiszenz an die guten alten Chlorpools der Kindheit sind total bio.

Hingebungsvoll käschern.
Häufiger gefragt sind allerdings im Jahr 2014 gedeckte Farben und gerade Formen – der Trend geht zu immer längeren, schmaleren Becken. Gut designte Reinigungsbecken und hochwertige Umrandungen sind ein Muss, und an die Wasserqualität stellen die Naturfreunde trotz Bioaffinität höchste Ansprüche. Soll diese während der ganzen Jahres gewährleistet sein, geht es völlig ohne Eigeninitiative bei den Naturpools aber nur schwer. „Man darf nicht glauben, dass man ganz ohne Einsatz Wasser hat wie in einem Chlorpool“, sagt Dallinger, die sowohl Natur- als auch chemisch aufbereitete Anlagen verkauft. „Zumindest temporär kann es durchaus zu Belägen und Algenbildung kommen.“ Deshalb würden absolute Puristen mit Naturpools nicht glücklich, andere hingegen käschern hingebungsvoll täglich Algen weg und genießen es, einen chemiefreien Pool zu besitzen.

Überhaupt gehe die Schere wie bei so vielen Dingen immer stärker auseinander. „Einerseits werden Designpools wie Gärten cleaner, perfekter, geradliniger“, so Dallinger. Auf der anderen Seite beginne aber so mancher, auf dem Weg „back to nature“, sich für den gänzlich sich selbst überlassenen Schwimmteich zu interessieren. Schnecken und Wasserschlangen inklusive.

Die zwei Wege zu sauberem Wasser

Die Chemiker: Bei den chemischen Aufbereitungen ist Chlor der Klassiker. Im Zeitalter von Allergien und Hautreizungen hat es an Popularität verloren – auch wenn es die Aufgabe, das Wasser algen- , keim- und belagsfrei zu halten, immer noch gut erfüllt. Die chlorfreien chemischen Methoden reichen von der Nutzung von Wasserstoffperoxyd auf Sauerstoffbasis bis zum Einsatz von „Sodawasserpools“, bei denen das Wasser mittels Diamantelektrode gereinigt wird. Genau hinschauen sollte man bei angeblich chlorfreien Lösungen „auf Salzwasserbasis“, da auch Kochsalz ein Chlorid ist und manches Konzept erst wieder Chlor entstehen lässt.

Die Biologen: Hier ist der Schwimmteich der Klassiker, ein Biotop, das aus einem lebendigen Kreislauf und dem Zusammenspiel von Pflanzen und Tieren besteht. Um sich auf diese Weise reinigen zu können, braucht ein Schwimmteich aber Platz, die Regenerationszone sollte in etwa so groß sein wie der Schwimmbereich. Wer weniger Raum hat, kann auf den Bio- oder Naturpool zurückgreifen, in dem das bei Algen beliebte Phosphor durch einen physikalisch-mechanischen Prozess dem Wasser entzogen wird. Der Regenerationsbereich wird kleiner oder fällt weg.

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