Teuerung: Warum Wohnen teurer wird

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Die Inflation treibt die Mieten hoch. Doch auch die Qualität der Wohnungen wächst. Und jetzt sind die Mieten überdies zum Wahlkampfthema geworden.


Die Inflation ist hoch, und es ist Wahlkampf. Alle wollen die 1,4 Millionen österreichischen Mieterhaushalte „entlasten“. Bereits im Frühjahr hat die Regierung per Gesetz die Erhöhung der Richtwertmieten (siehe Glossar) gebremst. Geht es nach der SPÖ, soll auch die im September anstehende Erhöhung der Kategoriemieten verschoben werden. Die ÖVP ist skeptisch. Doch wie stark tragen Mieten wirklich zur Teuerung bei? Und was kann die Politik dagegen tun? Die „Presse“ beleuchtet Hintergründe.


1. Steigen die Mieten wirklich so stark?
Das kommt darauf an, wie man „steigen“ definiert. Bestehende Mietverträge sind an die Inflation gebunden und steigen langfristig genauso schnell wie diese. Wenn die Anpassung erfolgt (bei Kategoriemieten nur alle paar Jahre), spüren die Mieter das aber deutlicher. Der Durchschnitt aller Mieten steigt schneller als die Inflation, weil neue Mieten meist höher sind als bestehende. Zuletzt war das allerdings anders: Laut Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer sind neu vereinbarte Mieten in Wien nur um 0,27 Prozent teurer als vor einem Jahr und damit real (siehe Glossar) billiger.


2. Wie viel zahlt ein durchschnittlicher Haushalt an Miete?
Laut Statistik Austria 383 Euro pro Wohnung oder 5,63 Euro pro Quadratmeter für Miete, Betriebskosten und Heizung. Neue Mieter zahlen oft doppelt so viel.


3. Wer muss ab September mit einer Erhöhung rechnen?
Alle jene Mieter, die Kategoriemieten zahlen. Diese Mieten werden immer dann erhöht, wenn die Inflation seit der letzten Erhöhung um fünf Prozent zugelegt hat. Das wäre jetzt der Fall. Die SPÖ will diese Schwelle jetzt noch schnell von fünf auf zehn Prozent erhöhen. Dann käme die Mieterhöhung erst in zwei Jahren, fiele aber umso stärker aus. Die ÖVP will bei den Richtwertmieten eingreifen: Diese steigen derzeit einmal im Jahr, die ÖVP will größere Zeiträume zwischen den Erhöhungen.


4. Wer ist für ein solches Eingreifen der Politik?
Dafür sind Mietervereinigung oder Arbeiterkammer (AK): Franz Köppl von der AK spricht von einem Mieten-Preis-Karussell: Die Inflation treibe die Mieten hoch, und diese kurbelten wieder die Inflation an. Gegen die Pläne der SPÖ sind Eigentümervertreter: Anton Holzapfel vom Österreichischen Verband der Immobilientreuhänder ärgert sich über das „Wahlkampfzuckerl auf Kosten der Vermieter“, Wolfgang Louzek vom Verband der Institutionellen Immobilieninvestoren fordert, lieber die Mehrwertsteuer auf Mieten abzuschaffen.


5. Wie stark steigen die neuen Mieten?
Zwischen 2004 und 2007 haben sich neu vereinbarte Mieten ohne Berücksichtigung von Inflation und Qualität pro Quadratmeter und Monat um 80 Cent verteuert. Das geht aus einer Studie von Immobilien.net und der Fachhochschule Kufstein hervor. Qualitätsbereinigt (also wenn man ausschließlich Gleiches mit Gleichem vergleicht) wurden sie nur um 70 Cent, inflations- und qualitätsbereinigt um zehn Cent teurer.


6. Wie vergleicht man Gleiches mit Gleichem?
Wolfgang Brunauer von der Fachhochschule Kufstein hat berechnet, wie sich die Miethöhe verändert, wenn je ein Merkmal der Wohnung verändert wird:


► Zwei fast gleiche Wohnungen, von denen eine über eine Terrasse verfügt, die andere nicht, unterscheiden sich von der Miethöhe her um 13 Prozent: Geht man von einer Miethöhe von 6,96 Euro pro Quadratmeter aus, dann zahlt man für eine Terrassenwohnung noch einmal 99 Cent drauf. Ein Balkon würde die Wohnung um sechs Prozent, eine Garage oder ein Lift um je fünf Prozent verteuern.


► Für eine neuwertige Wohnung zahlt man um fast 30 Prozent mehr als für eine renovierungsbedürftige Wohnung.


► Sehr kleine und sehr große Wohnungen sind relativ teurer als mittelgroße. Für Kleinstwohnungen unter 30 Quadratmetern zahlt man 8,9 Euro pro Quadratmeter. Am günstigsten fährt man mit einer 80-Quadratmeter-Wohnung (7,1 Euro). Darüber zahlt man wieder mehr: Bei 150 Quadratmetern berappt man 7,8 Euro.


► Mittelmaß ist am billigsten, das gilt auch für das Alter der Wohnung: Vor 1850 errichtete Wohnungen kosten 8,2 Euro pro Quadratmeter. Am günstigsten fährt man mit Baujahr 1930 (7,1 Euro). Danach steigt der Preis wieder an. Neue Wohnungen kosten schließlich 8,4 Euro.


► Beim Stockwerk gilt: Je höher, desto teurer. Im Erdgeschoss zahlt man sieben Euro, im sechsten Stock mehr als 7,60 Euro.

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