Chalets: Von der Sennhütte in die Topliga der Luxusquartiere

Über leisen Luxus, diskrete Vermarktung und beheizte Auffahrten.

Einst waren sie Sennhütten, dann die Winterquartiere der Schönen und Reichen, heute sind sie so etwas wie die Aristokraten unter den Luxusimmobilien. Chalets leben vom leisen Luxus, nichts glitzert, bestenfalls glänzt das polierte Messingdetail. Die schneefreie Zufahrt zeugt vom Heizungssystem vor der Tür und die leisen Töne bei der Vermarktung von nobler Zurückhaltung. Denn von einem Großteil der Chalets, die in den Nobelorten wie Kitzbühel, dem Arlberg, Gstaad oder St. Moritz auf den Markt kommen, wollen die Eigentümer keine Bilder veröffentlicht wissen, denn die Makler kennen ihre Kunden und fädeln die Besitzerwechsel hinter verschlossenen Türen ein.

Alter Charme, neue Technik

Ein wenig mehr Informationen lassen sich die Vermittler und Entwickler hingegen dann entlocken, wenn es sich nicht um Anwesen mit Geschichte, sondern um neue Objekte handelt. Diese verfügen ebenfalls über den Charme winterlicher Behaglichkeit, sind aber gleichzeitig auf dem Stand modernster Technik und Architektur. Wie das moderne Chalet im Salzburger Land, das derzeit über Christie's International Real Estate angeboten wird. Die 418 Wohnquadratmeter große Villa von Architekt Volker Hagen thront in der Gemeinde Adnet auf einer Anhöhe, von der aus ein 360-Grad-Blick auf die umliegenden Berge genossen werden kann. Dafür, dass diesem keine unnötigen Hindernisse im Weg stehen, sorgen die deckenhohen Fenster, die die nahtlose Verbindung von innen und außen möglich machen. Auch im Inneren geht es luftig zu: Im modernen, offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich wurde mit kühlen Materialien wie Marmor und Glas auf der einen, Stein, Holz und einem großen Kamin auf der anderen Seite eine sowohl coole als auch behagliche Atmosphäre erzeugt. Ein halbes Stockwerk tiefer im stylischen Wellnessbereich mit Indoor-Pool und Sauna lässt sich der zu viel genossenen Behaglichkeit dann wieder entgegenwirken.

Insgesamt finden sich hier drei Schlafzimmer mit En-suite-Bädern, wobei die Raumaufteilung dafür sorgt, dass Gäste separat in einem Bereich mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnbereich und eigener Küche untergebracht werden können. Zu haben ist das moderne Chalet um 6,34 Millionen Euro.

Ob modern oder traditionell können sich die künftigen Besitzer der drei Chalets First, die derzeit im schweizerischen Grindelwald errichtet werden, noch aussuchen. Das Äußere der jeweils 235 Wohnquadratmeter großen Häuser ist zwar im traditionell-alpinen Stil gehalten – es dominieren Holz, große Balkone und Naturstein – im Inneren stehen aber noch die Varianten klassisch oder modern zur Auswahl. Allen gemein ist die Raumaufteilung der geplanten 5,5 Zimmer: So finden sich im Sockelgeschoß der Häuser in Südhanglage die Schlafzimmer, die in den Garten samt spektakulärem Blick auf das über 4000 Meter hohe Große Fiescherhorn führen. Darüber liegen neben dem Eingangsbereich die Wohnräume und Küche sowie ein weiterer Masterbedroom mit En-suite-Bad. Außerdem gibt es in den derzeit über Engel&Völkers angebotenen Chalets jeweils einen kleine Fitnessbereich samt Sauna. Das sportliche Highlight dürfte bei den Immobilien aber wohl weniger im Keller als in der Umgebung zu finden sein: So sind neben den Skigebieten Wengen und Grindelwald-First auch Mürren und Schilthorn gut erreichbar, das Jungfrauenjoch und die Eigernordwand sorgen für ein majestätisches Alpenpanorama. Zu haben sind die Häuser um jeweils 3,75 Millionen Schweizer Franken (ca. 3,11 Mio. Euro) – und das nicht nur für Schweizer. Als eine der wenigen Ausnahmen können diese Liegenschaften auch von Ausländern als Zweitwohnsitz erworben werden.

Mieten statt kaufen

Ein anderer Weg zu luxuriösem Wohnen in den Schweizer Alpen führt über das Mieten hochwertiger Objekte. So lässt sich beispielsweise ab einer Summe von 60.000 Euro pro Woche in der Chesa Surlej das noble Flair von St. Moritz genießen – mit einem leicht afrikanischen Einschlag. Denn die Eigentümer des Hauses haben stilsicher Lodge-Feeling mit alpinen Elementen gemischt, was ihnen diverse Berichte in Architekturzeitschriften eingebracht hat. Mit zehn Gästezimmern, Indoor-Pool, Sauna, Lift und Tiefgarage sowie Personal vom Butler bis zum Koch lässt das Chalet auch sonst keinerlei Komfort missen, das wirkliche Highlight ist aber die Lage: Von dem über Rhein-Property vermarkteten Haus ist der Surleij-Corvatsch-Lift zu Fuß erreichbar.

Und wenn es nicht gleich ein ganzes Chalet sein muss, aber trotzdem alpiner Luxus auf dem Immobilienwunschzettel steht, lohnt ein Blick auf den Arlberg. Hier entstehen direkt neben dem Hospiz in St. Christoph derzeit 18 hochwertige Eigentumswohnungen, sogenannte Hotelsuiten, in zwei Landhäusern. Für Preise ab 995.000 Euro gibt es die Arlberg 1800 Residences mit zwei bis fünf Schlafzimmern, ausgestattet von einem einheimischen Designbüro mit edelsten Materialien in modern-alpinen Stil. Je nach Stand der Bauarbeiten können die angehenden Eigentümer dabei auch noch eigene Vorstellungen einbringen.

Zu den Annehmlichkeiten, die dann zur Verfügung stehen, gehören unter anderem ein eigenes Concierge-Service, die tägliche Reinigung der Apartments und eine Kinderbetreuung. Noch luxuriöser wird es, wenn man den unterirdischen Gang nutzt, der die Residenzen mit dem Hospiz verbindet: Den Besitzern steht dann nämlich der Fünfsterneluxus des berühmten Hotels zur Verfügung, von der 2000 Quadratmeter großen Wellnesslandschaft bis hin zu den preisgekrönten Menüs des Restaurants. Vermarktet werden die Residenzen über Pure International. (sma)

CHALETS

Auch wenn heute fast jedes Reihenhaus, das auch nur in der Nähe eines Skigebietes vermarktet wird, mutig als Chalet angepriesen wird, lassen sich die wahren Vertreter ihrer Zunft recht leicht erkennen. Zum einen am Preis, der ganz sicher siebenstellig ist; zum anderen aber auch an der Größe, den verwendeten edlen Materialien und dem leisen Luxus, der diese Liegenschaften in den Nobelskiorten der Alpen umgibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

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