Brav studieren, komfortabel residieren

Studentenwohnungen und -wohnheime tauchen verstärkt auf dem Radar der Investoren und Entwickler auf. Zugleich wachsen das Ausstattungs- und das Leistungsangebot in diesen Immobilien.

Die Zimmer sind voll möbliert, es gibt ein Designerbad und eine Kitchenette, SAT- und Highspeed-Internetanschluss sind inklusive. Werktags stehen Rezeption und Concierge zur Verfügung, gesportelt wird im hauseigenen Fitnessraum, gechillt im Garten und auf der Dachterrasse, gearbeitet in smarten Learning Lounges. Was sich wie der Werbetext für ein Designhotel liest, steht für das Ende September 2013 eröffnete Studentenwohnheim Milestone, eingebettet in den neuen Campus WU.

Ein Luxus, der seinen Preis hat. Für 24 Quadratmeter werden 590 Euro (inklusive Betriebskosten) Monatsmiete fällig. Die Rechnung scheint dennoch aufzugehen. „72 Prozent der Einwohner des Vorjahres haben sich entschieden, ein weiteres Jahr zu bleiben“, ist Andreas Köttl, Vorstand der Value One Holding, zufrieden. Als Betreiber von Studentenappartements mit Designanspruch plant das Unternehmen bereits, das Konzept auf Standorte in Deutschland und den Niederlanden auszudehnen.

Reinigung ist inklusive

Die Zeiten, in denen Studenten in architektonisch tristen Häusern und schmuddeligen Kobeln Matratzenpartys veranstalteten, dürften generell vorbei sein. „In den nächsten 20 Jahren wird sich der Trend weiter fortsetzen, dass Studentenheime einen Ferienhaus-charakter besitzen“, meint Stuwo-Vorstand Walter Stancsits. 13 Wohnheime mit 2043 voll belegten Wohnplätzen bietet die Stuwo Gemeinnützige Studentenwohnbau AG aktuell an. In den Bundesländern sollen bald neue dazukommen. „Sauna, Fitness-, Fahrrad-, Musik- und Studienräume sowie Terrassen und begrünte Innenhöfe gehören zum Service, ein Kabel-TV- und Internet-Anschluss sowieso“, erklärt Stancsits. Die Nutzung der Angebote ist ebenso wie die Reinigung im Preis von 420 Euro für ein Einzelzimmerappartement inkludiert.

An der Zukunft des modernen Studentenheims wird auch in der Seestadt Aspern gearbeitet. Und das gleich zweifach. Zum einen soll im März 2015 das Green House Aspern bezugsfertig und somit das erste Energie-plus-Studentenheim der Welt realisiert sein. Zur Verfügung stehen dann in drei Wohngebäuden insgesamt 310 Wohnungen zum All-in-Mietpreis von knapp unter 400 Euro. Zum anderen eröffnet im Herbst, ebenfalls in der Seestadt, das erste Pop-up-Studentenhaus. „Temporär“ lautet das Stichwort, Holz- und Schiffscontainer dienen als Wohnhülle. „Auch hier wird der Passivhausstandard erfüllt. Es geht Richtung Nullenergiehaus“, erklärt Günther Jedliczka, Geschäftsführer von Kooperationspartner OeAD-Wohnraumverwaltung.

Zu Hause im Überseecontainer

Die Idee von temporären Container-Wohndörfern für Studenten könnte übrigens in Österreich Schule machen – wenn man dem deutschen Immobilienentwickler Jörg Duske glaubt. „Wir haben Wien als zweitgrößte deutschsprachige Studentenstadt nicht nur auf dem Radar, wir suchen dort bereits geeignete Standorte“, erläutert Duske, der als Initiator des Projekts „Frankie & Johnny“ gilt. Vor Kurzem startete in Berlin-Treptow dieses erste deutsche Studentendorf, das seine Bewohner in alte Überseecontainer einquartiert. Eine Kombination aus rostbraunem Container-Chic, hippem dorfeigenen Freizeitangebot (Schwimmteich, Grillplatz, Boulebahn, Urban Gardening, Kletterwand) und Hightech, was die IT-Infrastruktur betrifft. Eigene Wege ging man in Berlin auch bezüglich der Finanzierung dieses Studentenwohnprojekts – es wurde zum Teil über Crowdfunding organisiert.

Ob Containerdörfer oder Designappartements – das Studentenheim als zukunftsträchtige Immobilie scheint bei Entwicklern als auch Anlegern jedenfalls auf wachsendes Interesse zu stoßen. „Studentenheime – der Siegeszug einer neuen Assetgruppe“, lautete vor Kurzem im Tech-Gate Vienna die Frage, die von Experten im Rahmen einer BKS-TecTalks-Podiumsdiskussion einstimmig mit „Ja“ beantwortet wurde. „Vor drei Jahren wurden wir beim Thema studentisches Wohnen noch belächelt. Inzwischen wissen wir, dass wir einen Nerv der Zeit getroffen haben“, betont Value-One-Vorstand Köttl. Drei weitere Milestones-Projekte nach dem Vorbild rund um die WU seien im Bau- oder Einreichungsstadium.

„Eigentlich ist es ein Nischensegment. Aber in letzter Zeit häufen sich die Nachfragen, ob die Standorte nicht auch für Studentenhäuser geeignet sind“, bestätigt Martin Schaffer, der als Managing Partner von MRP normalerweise Eigentümer, Investoren, Developer, Banken und Hotelbetreiber bei Beratungsaufgaben rund um eine Hotelimmobilie unterstützt.

Studieren im Büro

Auch die Idee, leer stehende Büroimmobilien in Studentenwohnheime umzuwandeln, wird derzeit angesichts der stetig steigenden Nachfrage nach studentischen Wohnplätzen intensiver diskutiert. „In jedem Fall sollten neue Standorte flexibler geplant werden, um eine wechselnde und vielseitige Nutzung der Immobilie zu ermöglichen“, waren sich die Podiumsexperten bei dem Talk um die neue Assetklasse einig. Eine Flexibilität, die mit Mobilien an die Spitze getrieben wird. Container-Initiator Duske wird das gern hören. Auf die Wiener Donauinsel als Standort soll er bereits ein Auge geworfen haben.

STUDENTISCH WOHNEN

Der Universitätsstandort Wien zieht immer mehr Studierende an. Gefragt sind nicht nur Zimmer in Wohngemeinschaften und in traditionellen Studentenheimen, sondern vor allem Studentenwohnungen modernen Zuschnitts. In der Immobilienbranche gelten hochwertige Studentenwohnungsprojekte als neue aussichtsreiche Assetklasse.

Links: www.milestone.net, www.stuwo.at, www.eba51.de, www.mrp-consult.com,

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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