Größer, heller und freundlicher

Mobilität. Wer in Parkhäuser oder -garagen investiert, muss einen langen Atem haben: Rund 25 bis 30 Jahre dauert es, bis sich die Investition amortisiert. Dennoch sind sie in der Regel ein gutes Geschäft.

Wien benötigt mehr öffentliche Garagen: „Der Bedarf ist alles andere als gedeckt und wird über kurz oder lang noch weiter steigen“, meint Nikolaus Authried vom ÖAMTC. Nicht zuletzt die Mobilitätskonzepte der Stadt Wien, die Parkflächen im öffentlichen Raum reduzieren, machten alternative Abstellplätze notwendig, so der ÖAMTC-Jurist. Auch bei Park-and-ride-Anlagen bestehe akuter Bedarf: „Es sind Anlagen in Wien und nicht in Niederösterreich notwendig. Die Arbeitswelt wird flexibler, Menschen, die am späteren Abend arbeiten, haben keine Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer Park-and-ride-Anlage in Niederösterreich zu kommen“, betont Authried. In Strebersdorf etwa wäre eine P+R-Garage sinnvoll, bestehende wie jene in Erdberg seien überdies total überlastet.

Park-and-ride gefragt

Errichter und Betreiber von Parkgaragen hören solche Aussagen gern und bestätigen sie auch: „Durch die Parkraumbewirtschaftung haben Parker an der Oberfläche fast keine Chance mehr, ihr Fahrzeug länger abzustellen“, meint etwa Ernst Fischer, Geschäftsführer der BOE Gebäudemanagement. Wolfgang Richter, Pressesprecher der Wipark, sieht vor allem in Stadtentwicklungsgebieten sowie im Park-and-ride-Bereich noch größeren Bedarf. Im innerstädtischen Bereich dagegen sei die Garagendichte bereits sehr groß, und passende Bauplätze sind kaum noch zu finden.

Sowohl Wipark als auch die BOE-Mutterfirma List Group planen und bauen eigene Garagen. Dazu braucht es einen langen Atem: Die Investition amortisiert sich erst nach rund 25 bis 30 Jahren. Während Hochgaragen am Stadtrand mit Kosten von etwa 7000 bis 8000 Euro pro Stellplatz noch wohlfeil sind, müssen für Tiefgaragen in innerstädtischen Lagen etwa 45.000 bis 50.000 Euro für jeden Parkplatz investiert werden, erzählt Richter. Die Finanzierung des Garagenbaus erfolgt meist mit Banken. Für Park-and-ride-Anlagen und Wohnsammelgaragen gibt es von der Stadt Wien Förderungen, als Gegenleistung sind fixe Tarife vorgesehen.

In welchem Zeitraum sich eine Garage letztlich rechnet, hängt nicht zuletzt von der Entwicklung des städtischen Umfeldes ab, und da kann sich in der langen Amortisationszeit einiges ändern. Richter nennt als Beispiel die Beethoven-Garage nahe dem Schubertring, die einst gut besucht war; später ging die Auslastung aufgrund der Absiedlung eines großen Bürohauses für lange Zeit zurück. „Die Garagen bei der Oper und auf der Freyung dagegen sind bestens ausgelastet“, berichtet der Wipark-Sprecher.

Betrieb statt Bau

Viele Garagen stehen nicht im Besitz von BOE, Wipark und ähnlichen Firmen. In solchen Fällen treten Bauträger, die im Zuge eines Bürohauses oder eines Einkaufszentrums Garagen errichten, oder die Verwaltungen von Einkaufszentren an die Betreiber heran. Die Garagen werden vom Betreiber dann entweder gepachtet oder in Form einer Dienstleistung für den Bauträger respektive die Verwaltung der Immobilie betrieben.

Von der baulichen Seite heißt der Trend bei den Garagen größer und heller, weiß BOE-Geschäftsführer Fischer: „Wir bauen unsere Garagenplätze nicht mehr unter einer Breite von 2,50 Metern.“ Freundliche und in jedem Stockwerk unterschiedliche Farben sollen die Orientierung erleichtern: „Der Kunde merkt sich dann besser, in welcher Etage er steht“, meint der Experte. Unterstützt wird die Farbgestaltung durch den Bodenbelag. Anstelle von Asphalt verwende man heute Epoxydharz-Beschichtungen, die sich einfärben lassen, erläutert Richter: „Dieser Belag ist zwar teurer, aber fürs Bauwerk besser, da er Salzen standhält.“ Asphalt wurde durch die Salzangriffe im Winter undicht, das eindringende Wasser griff dann die Bewehrung an, was aufwendige Sanierungen erforderlich machte.

Bargeldloses Zahlen

Nicht ganz so einfach zu lösen ist die Orientierung in den Garagen. Beim ÖAMTC treffen immer wieder Klagen dazu ein. Vor allem die Kassenautomaten seien schwer zu finden. Die werden allerdings immer weniger werden. Schon heute bezahlen nur mehr 30 Prozent der Besucher an den Automaten in bar. Die Betreiber forcieren deshalb die Umstellung auf bargeldlosen Betrieb, bei dem die Bankomat- oder Kreditkarte das Parkticket ersetzt oder mit Karte bei der Ausfahrt bezahlt werden kann.

Dass eine Veränderung bei der Mobilität das Geschäft mit Garagen in Zukunft weniger interessant machen könnte, glauben die Betreiber nicht. Mit Carsharing-Anbietern wird bereits heute zusammengearbeitet. Für Elektromobilität werden in den neuen Garagen E-Tankstellen eingerichtet. Derzeit sind diese allerdings noch nicht wirklich gefragt: „Die Nutzung hält sich in Grenzen“, erzählt Fischer.

INFO

Ein halbes Dutzend Unternehmen ist in Wien im Garagengeschäft aktiv. Die Firmen errichten Garagen selbst, häufig fungieren sie aber auch im Auftrag des Immobilienbesitzers als reine Betreiber. Die Trends auf diesem Sektor: Die Abstellplätze werden größer, die Bodenbeläge heller, und in den Garagen machen Farben die Orientierung leichter. Außerdem soll Parken künftig vermehrt nur noch bargeldlos per Kredit- oder EC-Karte abgerechnet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2016)

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