Leben, lernen und arbeiten im Container

Mobiles Wohnen. In Zeiten sich auflösender örtlicher Bindungen werden verstärkt flexible Wohn-und Arbeitsunterkünfte benötigt, die günstig die sich rasch ändernden Bedürfnisse befriedigen.

Eins, zwei, drei soll heute eine Heimstatt aufgebaut sein, eins, zwei, drei auch wieder verschwunden. Genauso simpel ist das mit Wohncontainern, behauptet Markus Mayer, zuständig fürs Marketing bei der Firma Containex. Diese seien „einfacher als ein Ikea-Kasterl“ zusammenzubauen. Entstanden sind Wohncontainer aus Lagerboxen, in die ein Fenster hineingeschnitten wurde.

Elementweise ausbaubar

Die Ausstattung wurde immer ausgefeilter, mittlerweile kann man viel machen: Aus einem Grundelement lassen sich die Wände entfernen und andere Elemente anhängen. Gerade in letzter Zeit wurden als Konsequenz auf die von der Politik versprochenen Kindergartenplätze etwa viele derartige Einrichtungen mit Containern (aus-)gebaut. Auch für Saisonarbeiter, als Büros, Schulen oder Wohnheime eignen sich die Boxen. Wichtig, damit die Konstruktion dicht ist: ein ebener Untergrund.

Die kleinste vollwertige Wohneinheit von Containex besteht aus zwei Grundelementen von zirka 30 m2. In die passen dann schon eine Nasszelle, ein Bett, ein Kästchen und eine Miniküche; man kann sie beheizen oder klimatisieren, und wählt man noch eine gehobene Isolierung, mit der man durch den Winter kommt, kostet sie etwa 12.000 Euro inklusive Montage. Der günstige Preis ist laut Mayer aber nicht das Ausschlaggebende. Das sei vielmehr die Schnelligkeit des Aufbaus, der nur zwei Tage dauert – bei einer Lieferzeit von sechs bis acht Wochen. Ähnliche Angebote, auch mobil, als Hausboot oder als Passivhaus, haben etwa Mikrohaus, Combi-Box oder Microhouse im Programm.

Und es gibt auch besonders chic Designtes. Am bekanntesten der Loftcube des Berliner Architekten Werner Aisslinger: ein stylisher Stahlwürfel mit 39 m2 Wohnfläche, rundum Aussicht durch riesige Verglasungen, Bad, Küchenzeile, der Rest lässige Schlaf-Wohn-Lounge. Allerdings kommt man hier kaum unter 100.000 Euro weg.

Auch an die Stadt Wien würden immer mehr Anfragen gestellt, so Jutta Kleedorfer, Projektkoordinatorin der Stadt Wien für Mehrfachnutzung. „Etwa zu mobilen Häusern, Hausbooten oder temporär benötigten Containern für Kunstprojekte oder Festivals.“

Wohnen nur auf Bauland

Viel braucht es dazu gar nicht: Strom, eine Wasserzu- und – ganz wichtig – eine Abwasserableitung. Und natürlich benötigt man eine behördliche Genehmigung. Die Stadt Wien hat diesbezüglich ein Brainstorming initiiert, weil sie vermeiden will, dass die Bauordnung durch lauter Sondergenehmigungen durchlöchert wird. Soll auf einem Grundstück dauerhaft gewohnt werden, muss dieses prinzipiell als Bauland gewidmet sein.

Und die Projektkoordinatorin erzählt eine Erfolgscontainergeschichte: Wo heute das Fluc steht, war ursprünglich nur eine Vertiefung, in der sich das Regenwasser gesammelt hat – ein Ort zum Naserümpfen. Hier wurden Container aufgestellt. Heute ist das Ganze als „Fluc-Wanne“ ein erfolgreicher Veranstaltungsort.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2011)

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