Wie man sich im Urlaub vor Verlusten am Depot schützt

Aktien. Wer nicht vorhat, während des Urlaubs am Strand jeden Tag sein Aktiendepot zu überprüfen, tut gut daran, sich mit automatischen Verlustbegrenzungen abzusichern. Doch auch beim Platzieren von Stop-Loss-Orders sollte man gewisse Faustregeln beachten.

Wien. September 2008: Ein junges Paar verbringt seine Hochzeitsreise auf den Malediven. Bei Sonnenschein und unter Palmen wollen die beiden dem Alltag für ein paar Tage entrinnen. Den Fernseher im Zimmer schalten sie nie ein. Internetzugang gibt es keinen. Nach der Rückkehr der Schock, als sie ihr Aktiendepot einsehen: Das Vermögen ist deutlich zweistellig geschrumpft. Am 15. September 2008 hatte nämlich die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz beantragen müssen. Das hatte die Finanzkrise ausgelöst, und die Aktienkurse waren mehrere Tage in Folge in den Keller gepurzelt.

An den Börsen herrscht zwar oft Sommerflaute, das bedeutet allerdings nur, dass weniger gehandelt wird als sonst. Die Kursschwankungen können dafür umso stärker ausfallen. Vor zwei Jahren war es der August, der den Anlegern herbe Verluste bescherte. Wer in den Urlaub fährt und nicht vorhat, am Strand via Smartphone Wertpapiere zu handeln, tut daher gut daran, sich mit automatischen Verlustbegrenzungen (Stop-Loss-Orders) abzusichern. Dann wird automatisch verkauft, wenn der Kurs unter eine bestimmte Schwelle gefallen ist.

„Bestens“ ist nicht immer gut

Dabei sollte man jedoch einige typische Fehler vermeiden: etwa die Begrenzung bei einer runden Zahl oder einem historischen Wert (dem Kurs beim Börsengang) zu setzen. Denn das tun viele Anleger. Rutscht dann der Kurs unter diese Grenze, werden sehr viele Verkaufsorders ausgelöst, und man läuft Gefahr, dass erst dann verkauft wird, wenn der Kurs noch viel tiefer gefallen ist.

Denn bei Stop-Market-Orders wird die Aktie zum nächstbesten Kurs verkauft– und das muss nicht immer der für den Verkäufer günstigste sein, es handelt sich lediglich um den höchsten angebotenen Preis. Und der kann im Extremfall sehr niedrig sein.

Einem solchen Szenario kann man mit einer Stop-Limit-Order entgehen: Dann wird auch verkauft, wenn der Kurs unter ein bestimmtes Limit gerutscht ist– aber nur zu einem vorgegebenen Mindestpreis. Will diesen niemand zahlen (weil der Kurs etwa über Nacht extrem stark abgerutscht ist), wird nicht verkauft.

Mit einer Trailing-Order (viele Internetbroker bieten diese Option an) kann man Limits nach oben mitziehen, wenn der Kurs steigt. So sichert man nicht nur das investierte Kapital ab, sondern auch etwaige Gewinne. Stop-Loss-Orders schützen nicht vor jedem Verlust. Nur vor großen. Dafür muss man mitunter kleinere Verluste realisieren. Wer die Verlustbegrenzungen zu knapp ansetzt (etwa drei oder fünf Prozent unter dem gegenwärtigen Kurs), läuft Gefahr, oft ausgestoppt zu werden– und letztlich nichts zu gewinnen.

Limits für jede Position setzen

Bevor man auf Urlaub fährt, sollte man also überlegen, wie hoch der Verlust ist, den man ertragen kann. Dann verteilt man die Verlustbegrenzungen auf die einzelnen Positionen. Bei Aktien, die generell stark schwanken, sollte man tiefere Begrenzungen setzen, bei stabilen Papieren engere. Wer einzelne große Positionen hat, kann auch innerhalb dieser differenzieren, also für einen Teil der Position ein tiefes und für einen Teil ein engeres Limit setzen. Schlägt die Aktie nur einmal kurz nach unten aus und erholt sich dann wieder, hat man nur einen Teil verkauft und partizipiert mit dem anderen Teil wieder an etwaigen Kursanstiegen.

Von Kursstürzen bedroht sind freilich nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen (sofern es sich nicht um Staatsanleihen „sicherer“ Staaten wie Österreich oder Deutschland handelt, die man bis Laufzeitende halten will). Auch wer in einen Fonds investiert hat, ist nicht ganz auf der sicheren Seite.

Zwar bezahlt man einen Fondsmanager dafür, dass er sich um das Vermögen kümmert und gegebenenfalls schlechte Aktien verkauft. Sollten sich also einzelne Papiere in die falsche Richtung entwickeln, ist es Aufgabe des Fondsmanagers, die Reißleine zu ziehen. Kommt es aber zu einem Crash wie infolge der Lehman-Pleite, werden nahezu alle Aktienfonds in die Tiefe gezogen.

Wer ein solches Extremszenario befürchtet, sollte aus Aktienfonds möglichst rasch aussteigen. Hier schadet es nicht, sich auch im Urlaub so weit auf dem Laufenden zu halten, dass man von extremen Ereignissen wie einer Finanzkrise erfährt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2013)

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