Der US-Konzern Google scheffelt Geld mit Werbung. Die Analysten sind begeistert– und der Aktienkurs geht durch die Decke.
San Francisco/Wien. Viele Anleger haben das nicht einmal zu träumen gewagt: dass die Aktie des Internetkonzerns Google einmal über die Marke von tausend Dollar springen könnte. Am 18. Oktober war es dann aber so weit.
Starke Quartalszahlen hatten die Marktteilnehmer euphorisiert und das Papier um 14 Prozent angeschoben.
Der US-Konzern konnte seinen Gewinn im dritten Quartal um 37 Prozent auf fast drei Mrd. Dollar steigern. Vor allem in der Werbebranche scheint die Dominanz ungebrochen. Der Konzern verdient sein Geld mit bezahlten Links bei Suchtreffern, genauso wie mit Werbeanzeigen (Bannern) im Internet. Obwohl die Kunden im Quartal weniger Geld für Werbung in die Hand genommen haben, war eine größere Anzahl von Kunden bereit, Anzeigen zu schalten. Die bezahlten Klicks im Internet legten im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26 Prozent zu – und kletterten damit auf den höchsten Wert seit einem Jahr. Ein Vorteil ist auch, dass sich immer mehr Nutzer auf der Google-eigenen Videoplattform YouTube umsehen. Vor allem via Smartphone.
Baustelle Motorola
Der Markt für Telefonie ist es auch, den Google zu beherrschen weiß. Das Betriebssystem Android kam im zweiten Quartal dieses Jahres auf einen Marktanteil von knapp 80 Prozent bei Smartphones. Und das weltweit. Anders ausgedrückt: Wer heute ein Smartphone kauft, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eines, bei dem auch Google seine Finger im Spiel hat. Google verlangt von den Herstellern nichts für sein Betriebssystem, kann so aber Kunden an sich binden.
Das Unternehmen selbst denkt aber noch weiter. 2011 hat der IT-Konzern den Handyhersteller Motorola Mobility für 12,5 Mrd. Dollar übernommen. Doch wie man die neue Tochter profitabel machen kann, dafür hat Google noch kein Patentrezept gefunden. Im abgelaufenen Quartal vergrößerte sich der operative Verlust bei Motorola von minus 192 auf minus 248 Mio. Dollar. Das neue Google-Handy Moto X soll nun aber Abhilfe schaffen.
Die Analysten zeigen sich jedenfalls optimistisch: Das Zwölfmonatskursziel sehen sie bei 1073 Dollar. 35 Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf, 13 sagen halten. Keiner rät zum Verkauf. (ag./nst)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2013)