Das Leiden der Bausparer

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Bausparen bleibt eine beliebte Anlageform. Nur: Die Bausparrenditen leiden extrem unter den niedrigen Marktzinsen. Das kann die karge staatliche Prämie nicht wettmachen.

Wien. Die Österreicher wollen heuer durchschnittlich 1000 Euro weniger sparen. Vielleicht keine schlechte Idee, das Geld lieber auszugeben statt von der (realen) Inflation auffressen zu lassen. Denn laut einer Integral-Umfrage im Auftrag der Erste Bank bleibt das Sparbuch die beliebteste Anlageform. An zweiter Stelle kommt der Bausparvertrag.

Das Sparbuch beschert auch 2014 ordentliche Verluste. Vor allem, wenn man das Geld zu Filialbanken wie Raiffeisen, Bawag oder Erste Bank trägt. Dort machen die nominalen Sparzinsen (für eine einjährige Bindung) zwischen 0,25 und 0,5 Prozent aus. Mit solchen Zinsen und einer (offiziellen) Inflationsrate von 1,8 Prozent erleidet der Anleger einen realen Verlust zwischen 1,4 und 1,6 Prozent. Zumindest kann er das Geld nach einem Jahr frei verwenden.

Beim Bausparen gehen die Verträge über sechs Jahre. Zahlt sich eine so lange Laufzeit aus? Volkswirtschaftlich gesehen, ja! Denn mit dem Geld, das ein Bausparanleger anspart, werden realwirtschaftliche Projekte finanziert. Das Geld verschwindet nicht in den dunklen Tiefen der internationalen Finanzwirtschaft. Profitiert auch der Anleger?

Ein Szenario: Der Anleger will jährlich 1200 Euro in einen Bausparvertrag mit variabler Verzinsung stecken, Laufzeit sechs Jahre. Bei der Raiffeisen Bausparkasse erhält er für das erste Jahr einen fixen Zinssatz von attraktiven 3,5 Prozent. Für die folgenden Jahren wird er höchstwahrscheinlich eine Mini-Verzinsung in Kauf nehmen müssen. Nicht nur, weil sich die Verzinsung an den – derzeit extrem niedrigen – Marktzinsen orientiert. Die Raiffeisen Bausparkasse zieht vom europäischen Marktzinssatz, dem 12-Monats-Euribor, noch 1,3 Prozentpunkte ab. Derzeit notiert dieser Euribor bei knapp 0,6 Prozent. 0,6 minus 1,3 ergäbe ein Minus. Glücklicherweise für den Anleger sind Bausparverträge mit einer jährlichen Mindestverzinsung ausgestattet. Früher lag der Mindestzinssatz bei einem Prozent, derzeit bei 0,5 Prozent.

Warten auf höhere Zinsen

Damit der Bausparanleger irgendwann wieder einmal mehr als die Mindestverzinsung bekommt, müsste der 12-Monats-Euribor auf über 1,8 Prozent steigen. Auf diesem Niveau lag der Zins zuletzt vor zwei Jahren. Kurzum: Der Anleger muss damit rechnen, dass er zwar für dieses Jahr die attraktiven 3,5 Prozent bekommt, im schlimmsten Fall aber ein bis drei Jahre danach nur 0,5 Prozent.

Die staatliche Prämie macht 18 Euro (bzw. 1,5 Prozent) jährlich aus, die jährlichen Kontoführungsgebühren fünf Euro. Unterm Strich liegt die jährliche, effektive Verzinsung bei knapp einem Prozent p.a. (nach Kosten und Steuern). Damit wird der Anleger die Inflation nicht abdecken können. Die Renditeunterschiede zu anderen Bausparkassen sind nicht allzu groß. Die S-Bausparkasse bietet den Kunden einen geringen Einstiegszinssatz von 3 Prozent, dafür macht die jährliche Mindestverzinsung 0,75 Prozent aus.

Fährt man mit einem Fixzinsbausparer besser? Die Bausparkassen bieten leider nur mehr mickrige Fixzinssätze. Beispiel Wüstenrot: Dort bekommt der Anleger für sechs Jahre 1,25 Prozent jährlich. Klingt nach nicht viel. Wenn der Anleger jährlich 1200 Euro einzahlt, erzielt er nach sechs Jahren eine jährliche Rendite von 1,2 Prozent (nach Kosten und Steuern). Damit ist klar: Wenn die Marktzinsen in den nächsten drei, vier Jahren niedrig bleiben, bringt der Fixzinsbausparer wohl eine höhere Rendite ein.

Interessantes Detail: Die staatliche Bausparprämie macht nur noch 1,5 Prozent und maximal 18 Euro jährlich aus. Beim Fixzinsbausparer mit der jährlichen Verzinsung von 1,25 Prozent übersteigt die Summe der Kontoführungsgebühren und Kapitalertragsteuern die Summe der jährlichen Prämien (108 Euro). Was der Staat den Bausparern mit der Prämie „schenkt“, holt er sich zum Großteil wieder zurück. „Aber es kann sein, dass die staatliche Prämie in den nächsten Jahren wieder angehoben wird“, sagt eine Wüstenrot-Beraterin. Davon sollte man in der Realität nicht ausgehen. Aber immerhin: Bausparen ist volkswirtschaftlich sinnvoll. (ker)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2014)

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