Anlagestrategien: Kaufen, was noch halbwegs billig ist

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Anleihen sind teuer, Aktien volatil - und bewegen sich oft lang nicht in die richtige Richtung. Was Fondsmanager jetzt tun.

Wien. Niedrige Zinsen und politische Krisen machen Geldanlage zu einer diffizilen Angelegenheit– sowohl für Privatanleger als auch für Fondsmanager. „Die Presse“ hat sich auf dem Fondskongress 2015 umgehört, welche Strategien Profis verfolgen.

Streuen, aber auf den Kaufpreis achten. Steven Andrew von M&G Investments fährt einen Multi-Asset-Ansatz, hält also Aktien, Anleihen und manchmal andere Investments in seinem Fonds. Die Anleihen sollen den Anlegern laufende Erträge bescheren, die Aktien die Rendite auffetten. Die Herausforderung ist, die Wertpapiere zu einem günstigen Preis zu kaufen. Staatsanleihen „sicherer“ Staaten erhält man derzeit selten zu einem günstigen Preis, ebenso wenig wie die meisten US-Aktien.

Also hat der Fonds seine Aktienquote hinauf- und seine Anleihenquote heruntergefahren, den Europa-Anteil erhöht und den US-Anteil gesenkt. Das Rendite-Risiko-Verhältnis müsse stimmen, das Wertpapier im Vergleich mit anderen Asset-Klassen billig sein, sagt Andrew. Was danach passiert– ob es zunächst nach unten geht oder gleich nach oben–, habe man nicht in der Hand. Mitunter verhalte sich der Markt eigenartig– wie etwa im vergangenen Oktober. Davon sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern kaufen, wenn der Preis gut sei. „Wenn Sie einen Fernseher kaufen wollen, und Sie erhalten zehn Prozent Rabatt, sagen Sie ja auch nicht: ,Jetzt will ich ihn nicht mehr, weil er billiger geworden ist.‘“

Differenzieren. Generelle Aussagen, dass etwa Aktien einer bestimmten Branche oder Region attraktiv sind, sind immer problematisch. So sind die Zeiten, in denen Schwellenländer eine einheitliche Kategorie waren, vorbei– sofern es solche Zeiten überhaupt je gegeben hat. Douglas Cairns von Threadneedle Investments managt einen Schwellenländerfonds. Vom niedrigen Ölpreis profitieren seiner Ansicht nach exportorientierte Länder wie Indien oder Thailand. Chinas Wachstum enttäusche, doch würden einige Branchen vom Wandel des Landes von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft profitieren: etwa Gesundheit, Internet und Einzelhandel. Banken steht Cairns hingegen skeptisch gegenüber.

Ähnlich sieht man das bei Goldman Sachs: Wenn sich der Ölpreis auf einem niedrigeren Niveau als in den vergangenen Jahren einpendelt, sollte das Nettoimporteuren wie Indien weiter zupasskommen. Auch wenn die Kurse schon stark gestiegen sind, sehen die Experten noch kein Ende der Rallye, vor allem nach der jüngsten Zinssenkung durch die indische Zentralbank. Auch europäische Aktien werden weiter als attraktiv angesehen. Der Wirtschaft sollten die Euroschwäche und die niedrigen Ölpreise nützen – zudem seien die Aktienmärkte im Vergleich zu anderen Industriestaaten immer noch günstig, sagt Sandra Grabenweger-Straka von Goldman Sachs Asset Management.


Auf Megatrends setzen und warten. Manche Herausforderungen der Zukunft sind bekannt, etwa die Verknappung der natürlichen Ressourcen und die weltweit steigende Nachfrage nach sauberen und effizienteren Produkten. Wer auf dieses Anlagethema setzen will, braucht jedoch einen langen Atem. Das weiß Charlie Thomas von Jupiter Asset Management nur zu gut: So sei die Aktie des Infrastrukturunternehmens Pure Technologies jahrelang dem Markt hinterhergehinkt, bis sie ihn endlich schlagen konnte. Er habe kürzlich ein Fondsprospekt aus dem Jahr 1991 gesehen. „50 Prozent der Positionen, die damals in unserem Fonds waren, sind noch immer drin“, stellt er fest. [ iStockphoto ]

AUF EINEN BLICK

Die Niedrigzinsphase hat die Preise der meisten Anlagekategorien (Aktien, Anleihen) nach oben getrieben. Wer jetzt noch Geld verdienen oder auch nur sein Kapital inflationsbereinigt halten will, muss stark differenzieren. Die meisten Fondsmanager halten Anleihen für weniger attraktiv als Aktien. Allenfalls mit Schwellenländer- oder Unternehmensanleihen lasse sich noch Geld verdienen. Innerhalb der Aktienmärkte geben die meisten Europa gegenüber den USA den Vorzug. Unter den Schwellenländern zählen Mexiko, Indien oder Indonesien eher zu den Favoriten, während die meisten von Russland noch die Finger lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2015)

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