Zinsjagd mit Zertifikaten

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Bonuszertifikate locken mit interessanten Renditechancen und bieten zudem einen Kurspuffer nach unten. Dabei sollten auch die Risken nicht übersehen werden.

Wien. Leicht hat man es als Anleger derzeit nicht. Denn beim Kauf von Anleihen lässt sich praktisch kaum noch Verzinsung erzielen, teilweise ist diese sogar bei kürzeren Laufzeiten ins Minus gerutscht. Zugleich haben zahlreiche Aktienindizes eine fulminante Rallye zurückgelegt. Ob das Tempo weiterhin anhält, wird inzwischen immer öfter angezweifelt. Immerhin, einen kleinen Vorgeschmack liefern die Märkte ja bereits.

Und genau hier könnten deshalb Bonuszertifikate vor allem in diesem Umfeld die goldene Mitte bieten. Zertifikateexperte Christian Glaser von der BNP Paribas zufolge sind diese Produkte „vor allem bei jenen Anlegern beliebt, die sich gegen eine kleinere Korrektur absichern möchten“. Denn Bonuszertifikate können interessante Rendite abwerfen – freilich je nach Ausgestaltung –, und sie bieten einen Kurspuffer bis zu einer eingezogenen Barriere nach unten, falls die Aktienmärkte fallen.

Solang die Barriere dabei nicht berührt wird, bekommt man zu Laufzeitende sein eingesetztes Geld– plus eine Bonuszahlung– zurück. Fallen die Märkte aber derart heftig, dass die Barriere berührt wird, entfällt diese Bonuszahlung. Zudem ist es bei Berührung der Barriere dann auch mit dem Kurspuffer vorbei. Und das bedeutet Folgendes: Zu Laufzeitende wird nicht mehr automatisch das eingesetzte Kapital (abzüglich Kosten) zurückbezahlt. Stattdessen entwickelt sich der weitere Kursverlauf des Zertifikats parallel zum zugrunde liegenden Index oder zu der Einzelaktie. Vontobel-Zertifikateprofi Heiko Geiger bringt es dabei auf den Punkt: „Wurde die Barriere berührt, wandelt sich das Zertifikat quasi in ein Aktienpartizipationszertifikat um, das die Aktie ohne Dividendenanspruch abbildet.“ Das Gleiche gilt freilich für jene Papiere, die einen Index abbilden.

Die Barrieren liegen derzeit tief

Immerhin: Sollten sich die Aktienmärkte wieder erholen, profitiert man auch von dem Kursanstieg. Es handelt sich also keineswegs um eine Einbahnstraße. Allerdings gibt es nach oben hin oftmals einen Cap in Höhe der möglichen Bonuszahlung. Wird diese Marke erreicht, ist mit weiteren Kursanstiegen des Zertifikats Schluss. Der Grund für diese Konstruktion ist leicht erklärt: „Dafür lässt sich eine höhere Bonusrendite darstellen“, sagt Heike Arbter, Leiterin strukturierte Produkte bei der RCB. Denn letztendlich sind Zertifikate nichts anderes als eine Schuldverschreibung (man hat also zusätzlich auch ein Emittentenrisiko).

Daher gilt auch hier: Je geringer das allgemeine Zinsrisiko, desto weniger Zahlung kann den Käufern von Bonuszertifikaten geboten werden. Begrenzt man also die Gewinnchancen nach oben, kann man wenigstens ein wenig mehr bei der Bonuszahlung anbieten.

Doch wie schaut es in der Praxis aus? Vor allem der Eurostoxx 50 wird gern als Index verwendet. „Die Barrieren liegen derzeit sehr tief, und die Bonusrenditen sind recht attraktiv“, so Arbter. Dabei gilt: Je größer der Puffer nach unten, desto geringer die Bonusrendite. Derzeit liegt beim Eurostoxx 50 Bonuszertifikat der RCB (AT0000A1BN55) der Abstand zur Barriere bei rund 32 Prozent. Die Bonusrendite beträgt damit 5,46 Prozent p.a. (Zwecks Vergleichbarkeit geben Emittenten meist die jährliche Rendite an, selbst wenn die Bonuszahlung erst zu Laufzeitende, in diesem Fall am 21.Dezember 2016 erfolgt, solang die Barriere nicht berührt wird.)

Etwas kürzer ist die Laufzeit beim Eurostoxx-Zertifikat von Vontobel (DE000VZ9QHD9). Hier ist die Fälligkeit am 16.September 2016. Dafür ist auch der Abstand zur Barriere mit derzeit rund 28 Prozent und einer Bonusrendite von knapp drei Prozent p.a. geringer. Und beim BNP Paribas Bonuszertifikat (DE000AA6W5Y1) auf E.On mit einer Laufzeit bis 18.Dezember 2015 liegt aktuell der Abstand zur Barriere bei knapp 20 Prozent, die Bonusrendite bei rund 28 Prozent p.a. Sämtliche Werte passen sich aber freilich laufend an die aktuellen Marktgegebenheiten an. Zudem werden die Zertifikate an der Börse gehandelt. Meist wird dabei die Börse in Stuttgart gewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2015)

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