Hochzinsanleihen sind jetzt billig

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Die schwere Marktkorrektur verschonte auch das Hochzinsanleihen-Segment nicht. Dafür winken jetzt hohe Renditen gepaart mit historisch tiefen Ausfallsraten.

Wien. Die Turbulenzen der vergangenen Monate haben auch im Segment der Hochzinsanleihen tiefe Spuren hinterlassen. Dabei handelt es sich um Emittenten, die aufgrund des höheren Unternehmensrisikos nicht in der oberen Liga, dem Investmentgrade-Segment, mitspielen. Deren Rating ist schlechter als ein BBB-, ein Grund, weshalb ihre Kursentwicklung volatiler und eng an jene der Aktienmärkte gekoppelt ist. Trüben sich nämlich die Aussichten für Unternehmen – und somit auch der Ausblick an der Börse – ein, wächst die Sorge, dass Emittenten von Hochzinsanleihen rasch in Zahlungsschwierigkeiten kommen könnten.

Allein, je stärker grundsätzlich die Kurse von Anleihen sinken, desto günstiger kommt man bei neuen Anleihekäufen an die fixen Kupons heran. Somit bleibt eine höhere Rendite auf das Investment übrig. Dabei haben die Renditen im Hochzinsbereich inzwischen rund 8,5 Prozent im Schnitt erreicht – und kratzen an der Obergrenze im historischen Vergleich. Einzige Ausnahme: Im Zug der Finanzkrise erreichten die Renditen kurzzeitig 22 Prozent, da die Kurse von High-Yield-Bonds enorm sanken. Dabei ist im Übrigen manchmal auch die Rede von sogenannten Junk Bonds. Doch um Müll handelt es sich keinesfalls. Anleger müssen einfach nur bereit sein, ein wenig mehr Risiko einzugehen.

Zinserhöhung stört nicht

Für David Harris, Fondsmanager des Schroder ISF Global High Yield Fund, bietet das aktuelle Kursniveau bei den globalen High Yield Bonds einen günstigen Einstiegszeitpunkt. Weitere mögliche Zinsanstiege in den USA machen dem Schroders-Experten keine Sorgen. Zur Erinnerung: Bei Anleihen mit Topbonität und geringer Verzinsung führt das zu Kursverlusten, da neue Anleihen, die nach der Anhebung emittiert werden, höher verzinst und somit attraktiver sind. Für Anleger von – ohnedies gut verzinsten – Hochzinsanleihen ist es hingegen vielmehr ein Zeichen, dass die Konjunktur gut läuft, die Gefahr einer Emittentenpleite im unteren Bonitätssegment somit sinkt. Auch Joseph Portera, Fondsmanager des Invesco Global High Yield Income Fund, lässt sich nicht abschrecken: „Von Juni 2004 bis Juni 2006 hob die US-Notenbank die Zinsen 17 Mal an. Zugleich legte der Markt für Hochzinsanleihen um 15 Prozent zu.“

Zudem befinden sich die Ausfallraten in diesem Segment mit aktuell rund drei Prozent nahe dem historischen Tief. Einzig in den USA gab es in den vergangenen Monaten einen leichten Anstieg. Grund ist der arg gebeutelte US-Energiesektor, dessen Anteil am US-High-Yield-Markt im Lauf des letzten Jahres von knapp 20 Prozent auf aktuell zwölf Prozent gefallen ist. Doch das ist ein Segment, das Harris derzeit ohnedies meidet. „Wir haben eine Übergewichtung in Bankanleihen vor allem aus den USA, meiden dabei aber jene Finanzhäuser, die Kredite an Energie- und andere Rohstoffunternehmen vergeben.“ Schließlich müssten die Banken seit der Finanzkrise strenge regulatorische Auflagen erfüllen: „Inzwischen verdienen die Banken stetige Einnahmen an den Spesen und gehen zugleich immer weniger riskante Geschäfte ein“, unterstreicht Harris.

Auch der US-Konsumbereich ist laut Harris intakt. Die US-Arbeitslosenrate ist inzwischen auf fünf Prozent gesunken. Zugleich dürften die Ausgaben schneller zulegen als das Wirtschaftswachstum. „Zudem erfolgt der Konsum diesmal nicht auf Pump, wie es noch vor der Finanzkrise der Fall war“, so der Schroders-Experte.

Ein wenig anders fällt die Einschätzung von Invesco-Profi Portera aus: „Wir bleiben bei US-Energietiteln vorsichtig optimistisch. Schließlich dürften sich spätestens im zweiten Halbjahr 2016 Angebot und Nachfrage bei Rohöl allmählich angleichen.“ Zu den größten Fonds-Positionen gehören derzeit die Telekomtitel T-Mobile und Charter Communications sowie die Fastfoodkette Burger King. Gut 16 Prozent sind derzeit weiters in Unternehmen aus den Schwellenländern veranlagt, ein weiterer kleiner Teil in Staatsanleihen sowie in staatsnahen Emittenten.

Fallender Dollar wäre schlecht

Eines sollten Anleger beachten: Derzeit ist das Fondsvermögen fast ausschließlich in Dollar-denominierten Anleihen investiert, mit ein Grund für die gute Tabellenplatzierung. Sollte der Aufschwung der US-Währung enden, die Position im Fonds aber unverändert bleiben, wirkt sich das für Anleger aus dem Euroraum nachteilig aus.

Beim Tabellenbesten, den AXA World Funds Global High Yield Bonds, entfällt der größte Anteil der Anleihen auf das Bonitätssegment B, damit geht der Fonds ein wenig mehr Risiko ein. Zu den Spitzenpositionen gehören etwa der Finanzwert Stearns, Capsugel (Hersteller von Kapseln für Pillen) aus Belgien sowie Telesat Canada.

Sollten die Turbulenzen anhalten, dämpfen wenigstens die hohen Kupons etwaige Kursverluste. Mit einem Fondsinvestment wird zudem das Risiko gestreut, einzelne Pleiten werden gut abgefedert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2016)


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