Die Sorgen der Multimillionäre

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Die Superreichen dieser Welt fürchten, dass ihre Kinder mit dem Erbe überfordert sein könnten. Sie fühlen sich als Sündenböcke für Politikversagen. Dabei spenden sie viel Geld, wollen bei der Verwendung aber ein Wörtchen mitreden.

Wien. 1919 Menschen weltweit saßen im Vorjahr auf einem Vermögen von einer Milliarde Dollar oder mehr. Das geht aus dem jüngsten „Wealth Report“ des Beratungsunternehmens Knight Frank hervor. Es ist ein leichter Rückgang gegenüber 2014, als es noch 1982 Milliardäre gab. In zehn Jahren dürfte sich ihre Zahl indes auf 2760 erhöht haben. Die meisten Milliardäre (645) leben derzeit in Nordamerika, doch holt Asien stark auf. Bereits jetzt gibt es dort mehr Milliardäre (487) als in Europa (448), in zehn Jahren werden die Asiaten fast zu den Nordamerikanern aufgeschlossen haben und wie diese mehr als 800 Milliardäre stellen.

Dollar-Millionäre gibt es dagegen wie Sand am Meer, nämlich 13.255.200 weltweit. Ihre Zahl wird bis 2025 ebenfalls wachsen, aber „nur“ um 36 Prozent; die Milliardäre werden dagegen um 44 Prozent zahlreicher werden. In Österreich gibt es der Studie zufolge übrigens 113.000 Millionäre und sieben Milliardäre.

Der „Wealth Report“ hat indes vor allem das Anlageverhalten der UHNWIs (Ultra High Net Worth Individuals) unter die Lupe genommen: Das sind Menschen mit einem Vermögen von 30 Millionen Dollar oder mehr, eine von Privatbanken besonders umworbene Gruppe. Weltweit gibt es 187.468 von ihnen.

Kinder gehen eigene Wege

Ihr Vermögen besteht zu 28 Prozent aus Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen und zu 24 Prozent aus selbst genützten Immobilien (Erst- und Zweitwohnsitze). 19 Prozent des Vermögens stecken im eigenen Unternehmen, 15 Prozent hält man in bar, elf Prozent in nicht selbst genützten Immobilien. Ein relativ kleiner Anteil von zwei Prozent steckt in Sachwerten wie Kunstwerken, edlen Weinen und Autos, ein Prozent in Gold.

Was den Vielfach-Millionären in Zusammenhang mit ihrem Vermögen am meisten Kopfzerbrechen bereitet, ist die Weitergabe ihres Vermögens an die nächste Generation und die Frage, wie ihre Kinder mit dem Druck des ererbten Reichtums umgehen werden. 56 Prozent der befragten Privatbanker gaben an, dass sich ihre Kunden in den vergangenen zehn Jahren verstärkt mit diesem Problem befasst haben, 67 Prozent glauben, dass diese Frage in den nächsten zehn Jahren eine noch größere Rolle spielen wird.

Im Detail fürchten die Wohlhabenden, dass ihre Kinder zu wenig motiviert sein könnten, selbst Wohlstand zu schaffen. An zweiter Stelle kam die Befürchtung, dass die Kinder vielleicht nicht in der Lage sein könnten, das hohe Vermögen zu verwalten. Eine Lösung wäre, die Kinder möglichst früh in das Unternehmen einzubeziehen. In zwei Drittel der Fälle ergeben sich aber Schwierigkeiten, weil die Kinder ihre eigenen Wege gehen wollen oder aber ganz andere Vorstellungen haben, wie sie das Unternehmen modernisieren wollen.

Ebenfalls große Sorgen bereiten den Reichen Vermögenssteuern, die Entwicklung der Weltwirtschaft, Schwankungen am Aktienmarkt, persönliche Sicherheit und Gesundheit. Dabei zeigen sich regionale Unterschiede: In Lateinamerika ist die Sorge um die persönliche Sicherheit überdurchschnittlich hoch, in Nordamerika sorgt man sich mehr um die eigene Gesundheit und die der Familie.

Reiche werden kritisch beäugt

Überall auf der Welt haben die Reichen das Gefühl, von der Öffentlichkeit und von den staatlichen Behörden kritischer beäugt zu werden. Sie haben das Gefühl, als Sündenböcke für das Versagen der Politik herhalten zu müssen. Indes wächst die Bereitschaft, mit dem Vermögen etwas Gutes zu tun. Zwei Drittel der Privatbanken gaben an, dass ihre Kunden in den vergangenen zehn Jahren ihre „philanthropischen Aktivitäten“ erhöht hätten, 80 Prozent glauben, dass sie das in den nächsten zehn Jahren noch einmal tun werden.

Hauptmotiv ist die private Erfüllung, im Mittleren Osten spielen religiöse Motive eine mindestens ähnlich starke Rolle. Was sich grundlegend geändert hat, ist die Art des Engagements. Die Wohlhabenden wollen nicht mehr bloß spenden, sondern selbst sicherstellen, dass ihr Geld effektiv eingesetzt wird. Als Beispiel führen die Studienautoren Mark Zuckerberg und seine Frau an, die ihr Vermögen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung statt in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht haben, um möglichst viel Einfluss auf die Verwendung zu haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2016)

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