Wein: Investieren statt Trinken?

(c) Clemens Fabry
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Die Regeln für den Weinmarkt sind kompliziert, Amateure sollten die Finger davon lassen. Mithilfe von Profis lässt sich durchaus Geld verdienen.

Wien. Wie schwer der Markt für edlen Wein zu durchschauen ist, zeigt das Beispiel einer Rekordauktion in Hongkong. Auf umgerechnet gut 100.000 Euro schätzte das Auktionshaus Christie's die 12er-Kiste aus dem französischen Weingut Domaine de la Romanée-Conti, Jahrgang 1978. Mehr als 400.000 Euro legte ein asiatischer Käufer im November 2013 schließlich auf die virtuelle Theke.

Nun sind die Experten von Christie's sicher keine Anfänger in dem Geschäft, und wenn selbst sie sich so verschätzen, wird die erste Regel des Weinmarkts schnell klar: Wer sich nicht auskennt, lässt die Finger davon. Oder, und nun wird es interessant, beauftragt Profis, um Fälschungen auszuschließen, die Weine einzukaufen und auch zu lagern. Denn ein guter Weinkeller muss dunkel und frei von Erschütterungen sein, braucht stets die exakt gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Wer diese Grundregeln nicht befolgt, kann den Tropfen gleich trinken und braucht auf einen lukrativen Wiederverkauf erst gar nicht zu hoffen.

Es gibt nicht viele Investmentfonds, die sich auf Wein spezialisieren und so dem Anleger die Möglichkeit geben, seinen Einsatz zu streuen und nicht alles auf wenige Flaschen zu setzen. Das sei ein „sehr spezielles Thema, das wir als Bank nicht abdecken können“, heißt es etwa aus der Erste Bank. In London bietet der Wine Investment Fund einen Fonds an, der sich aus 50 edlen Bordeaux-Weinen zusammensetzt. Ab einem Investment von 10.000 Britischen Pfund – Währungsrisiko beachten! – ist man als Privatanleger dabei, erklärt der Chef des Fonds, Andrew della Casa, im Gespräch mit der „Presse“. Die Größe des Fonds belaufe sich derzeit auf 30 Millionen Pfund. Es gebe nur „relativ wenige Leute, die Wein wirklich als pures Investment sehen“.

Aufgrund der Komplexität des Marktes ist es ein teures Investment. Fünf Prozent des Einsatzes behält der Wine Investment Fund gleich zu Beginn ein. Dazu kommen jährlich 1,5 Prozent Managementgebühr und 20 Prozent vom Wertzuwachs. Angemeldet ist die Gesellschaft in Bermuda. Das bedeutet für den Anleger gewisse Vorteile, er muss Gewinne bloß im Heimatland versteuern. Es heißt aber auch, dass der Fonds nicht von der britischen Finanzmarktaufsicht reguliert wird.

Wein als Statussymbol

Um die Wertentwicklung von edlen Weinen zu beobachten, dient der London International Vintners Exchange 100 Index. Er gilt als Benchmark für den weltweiten Weinmarkt und fokussiert sich auf Bordeaux-Weine, die als sicherstes Investment gelten, wegen ihres Bekanntheitsgrades und weil sie nur in begrenzten Mengen hergestellt werden. Von 2006 bis 2011 verdoppelte sich der Liv-ex-Index, nicht zuletzt wegen der großen Nachfrage aus Asien. In China ist extravaganter Wein ein Statussymbol, und manch einer ist sicher, dass chinesische Sommeliers den französischen mittlerweile um nichts mehr nachstehen.

Es folgte der große Einbruch des überhitzten Marktes. Von Ende 2011 bis 2014 fiel der Liv-ex um mehr als ein Fünftel. Nun geht es wieder bergauf, seit Jahresbeginn legte der Index 22 Prozent zu, im Oktober stieg er um 3,6 Prozent. Allerdings: Das Level von 2011 ist noch nicht ganz erreicht, weshalb es durchaus weitere Anstiege geben könnte. Wer über einen Horizont von zumindest fünf Jahren investiert, kann wegen des begrenzten Angebots an edlen Weinen fast nur gewinnen, ist zumindest della Casa überzeugt.

Man kann den Weinmarkt freilich auch als das sehen, was er für viele tatsächlich ist: ein Hobby. Und erschwingliche Bordeaux- Weine kaufen, sie ordentlich lagern, manche davon trinken und bei anderen auf einen Wertzuwachs hoffen. Tut man das, sollte man die Weine subskribieren. Soll heißen: Man bestellt bis zu zwei Jahre vor Auslieferung und bekommt einen günstigeren Preis. Ein Muss für jeden Weinliebhaber und -investor ist auch der Blog von Robert Parker. Der US-Amerikaner gilt als weltweit mächtigster Weinkritiker. Bewertet er einen Wein mit einer guten Note, wird der Preis so gut wie sicher steigen.

Klar ist, dass man nur einen kleinen Teil seines verfügbaren Vermögens in Wein stecken sollte. Im Schnitt seien das bei seinen Kunden zwei bis fünf Prozent, sagt della Casa. Die Weinanlage sei Teil der alternativen Anlage, die sich wiederum in der Regel auf maximal zehn bis 15 Prozent des verfügbaren Vermögens belaufen sollte. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2016)

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