Christoph Boschan, der Chef der Wiener Börse, erklärt, was er unter Umverteilung versteht: Auch Menschen mit geringem Einkommen sollten Aktien haben. Dazu brauche es politische Förderung und mehr Finanzbildung.
Die Presse: Dem ATX geht es heuer seit vielen Jahren wieder richtig gut. Österreichische Privatanleger spüren das aber nur am Rande, denn nur wenige haben privat Aktien. Warum ist das so?
Christoph Boschan: Ja, das ist leider so. Das ist auch gesamt-volkswirtschaftlich ein großes Manko. Alle Erfahrungen zeigen, dass Ökonomien mit entwickelten Kapitalmärkten das schnellere und größere Wachstum haben und sich schneller von Krisen erholen. Wenn die Politik einen großen Hebel für die volkswirtschaftliche Entwicklung setzen möchte, muss sie sich dieser Frage zuwenden. Leider ist das derzeit nicht im ausreichenden Maße der Fall. Was die Anleger selbst angeht, hängt der Zugang zum Kapitalmarkt davon ab, ob sie sich da einigermaßen auskennen, also von der Finanzbildung.