ATX: Eine Erfolgsgeschichte mit Unterbrechungen

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Langfristig betrachtet ist der ATX eine Erfolgsgeschichte. Aber nicht für jene, die beim Hype eingestiegen sind.

Wien. Nur vier Unternehmen, die heute noch im ATX sind, waren schon am 2. Jänner1991 dabei, als das wichtigste Wiener Börsenbarometer an den Start gegangen ist: der Ölkonzern OMV, der Ziegelhersteller Wienerberger, der Versorger Verbund, der Hersteller von Feuerfestprodukten RHI (der damals Radex-Heraklith geheißen hat).

Der ATX startete damals bei 1000 Punkten, inzwischen steht er bei 3259 Zählern: Eine Verdreifachung in 25 Jahren. Das Bild verbessert sich deutlich, wenn man die Dividenden berücksichtigt. Denn beim ATX handelt es sich um einen reinen Kursindex.

Anlegern kommen aber nicht nur die Kursanstiege ihrer Aktien zugute, sondern auch ihr Anteil an den Gewinnausschüttungen, also die Dividenden. Der entsprechende Performance-Index, der ATX TR (ATX Total Return) stand zuletzt bei 5860 Punkten. Das ist fast eine Versechsfachung seit der Auflegung. Ganz so viel haben die meisten Anleger auch nicht verdient, denn es ist für sie oft nicht rentabel, ihre Dividenden sofort zu reinvestieren, wenn es sich nur um kleine Beträge handelt (jeder Kauf ist schließlich mit Spesen verbunden). Außerdem greift der Fiskus zu und erhält von jeder Dividendenausschüttung 27,5 Prozent, die dann nicht reinvestiert werden können.

Finanzkrise beendete Hausse

Dennoch ist es der Wiener Börse in den vergangenen Jahren besser ergangen, als es im kollektiven Gedächtnis vieler Österreicher gespeichert ist. Denn der ATX hat schwere Turbulenzen hinter sich. Bis 2003 bewegte er sich seitwärts, den Höhenflug im Zuge der New-Economy-Blase sowie deren Platzen ließ er weitgehend aus. Ab 2003 ging es steil bergauf. Fast jedes Jahr erklomm das heimische Börsenbarometer eine neue Tausendergrenze, bis es 2007 kurz die 5000er-Grenze übersprang (allerdings nur im Tagesverlauf, weshalb das in den meisten Charts, bei denen Tagesschlusskurse verbunden werden, nicht mehr ersichtlich ist).

In diesen Jahren stiegen viele Menschen, angelockt von den ständig neuen Rekordhochs, neu in den Kapitalmarkt ein. Mit der Finanzkrise endete der Hype, der ATX stürzte um fast zwei Drittel ab. Bis 2011 sah es nach einer Erholung aus, kurz schaffte der Index wieder die Grenze von 3000 Zählern, dann gab er im Zuge der Euro-Schuldenkrise wieder nach. Jahrelang ging es seitwärts, erst heuer hat der Index die 3000er-Marke nachhaltig durchstoßen. Er liegt noch ein Drittel unter seinem Allzeithoch. Der ATX TR ist schon näher an einem neuen Rekordhoch, gegenüber dem alten hat er um elf Prozent nachgegeben.

Seit Jahresbeginn hat der ATX um 24 Prozent zugelegt und ist damit einer der besten Indizes weltweit. Um 63 Prozent hat sich der Kurs der Raiffeisen Bank International verbessert (die aber noch immer unter ihrem Startwert beim Börsengang im Jahr 2005 liegt), die Telekom-Austria-Aktie hat sich um fast die Hälfte verteuert, die OMV um 44 Prozent.

Heuer stiegen die meisten Titel

17 der 20 Werte verzeichnen seit Jahresbeginn Kursanstiege im zweistelligen Prozentbereich. Drei liegen allerdings im Minus: der Anlagenbauer Andritz, der Beleuchtungsspezialist Zumtobel und der Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2017)

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