Rohstoffrallye legt Pause ein: Minenaktien im freien Fall

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Grundstoffe. Nach der Finanzkrise haben die Rohstoffpreise nie mehr ihre Höchststände erreicht. Seit Monaten geht es nach unten.

(Wien). An den Aktienbörsen ist das Halbjahr gut angelaufen. Der weltweite Aktienindex MSCI World legte seit Jahresbeginn um sieben Prozent zu. Jene Anleger, die sich auf Minenaktien spezialisiert haben, hatten davon wenig: Der MSCI World Materials Index ging im gleichen Zeitraum um 13 Prozent zurück. In dem Index finden sich große Bergbauunternehmen wie Rio Tinto oder BHP Billiton sowie Chemieunternehmen wie BASF oder Du Pont.

Vor allem die Bergbaukonzerne mussten Federn lassen. Die Ursachen sind zweierlei: Die Wirtschaft springt nicht so stark an wie erhofft, vor allem der wichtige Rohstoffabnehmer China enttäuscht mit seinen Wachstumsraten. Zum anderen hat die Branche in den Boomzeiten enorme Überkapazitäten aufgebaut.

Auf dem Höhepunkt des Rohstoffzyklus vor einigen Jahren sei enorm viel investiert worden, stellt Erste-Analyst Hans Engel fest. Einige damals gestartete Projekte kämen jetzt erst auf den Markt, nicht alle seien gestoppt worden, als der Zyklus sich dem Ende zuzuneigen begann. Bis diese Überkapazitäten abgebaut werden, könne es noch Jahre dauern. „Der Boden ist nicht erreicht", stellt der Analyst fest.

Kupfer wäre billig zu haben

Auch die Rohstoffpreise haben seit Jahresbeginn nachgegeben. Vor allem Industriemetalle haben sich verbilligt. Der Kupferpreis steuert etwa auf das schwächste Quartal seit September 2011 zu, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Als Hauptgrund für den Abwärtstrend gilt das schwächere Wachstum in China, dem größten Verbraucher für das Industriemetall: China verbraucht etwa 40 Prozent der Weltproduktion. Eine Tonne Kupfer zur Lieferung in drei Monaten kostet derzeit an der Londoner Rohstoffbörse LME 6660,50 Dollar. Das ist ein Minus von elf Prozent allein im zweiten Quartal.

Der S & P GSCI Spot Index, der die Wertentwicklung von 24 Rohstoffen widerspiegelt, gab seit Jahresbeginn um fünf Prozent nach. Damit erwischte es die Rohstoffpreise weniger schwer als die Minenunternehmen, denen neben der schwachen Nachfrage auch die hohen Kosten und die starken Überkapazitäten zu schaffen machen.

Ein ähnliches Verhältnis zeigt sich bei Goldpreis und Goldminenaktien. Während der Goldpreis gegenüber seinem Höchststand um ein Drittel nachgegeben hat, sind die Kurse der im Arca Gold Bugs Index zusammengefassten Goldminenfirmen allein heuer um 50 Prozent abgestürzt. „Die Goldminenaktien haben schon länger eine Eigendynamik", sagt Engel. Als der Goldpreis noch stieg, gaben sie nicht, als der Goldpreis fiel, gaben sie stärker nach.

Projekte rechnen sich nicht mehr

Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Förderkosten gestiegen sind. In den vergangenen Jahren haben die Firmen einige Projekte gestartet, die sich beim gegenwärtigen Goldpreis teilweise nicht rechnen. Der Branche dürfte daher zunächst eine Konsolidierung und Pleitewelle bevorstehen, erst dann könnte es langsam wieder bergauf gehen. Auf eine baldige Trendwende sollte man nicht hoffen, allenfalls lassen sich zwischendurch Wellen ausreiten.

Gut geht es dagegen Konsumgüterfirmen, Pharma- und Healthcare-Betrieben sowie Technologieunternehmen. Auch dieser Trend dürfte noch eine Weile anhalten, meint Engel: Unter den Konsumfirmen zeigt sich nicht nur der nicht zyklische Konsum krisenfest (also etwa Hersteller von Nahrungsmitteln), sondern auch der zyklische (etwa Autoproduzenten). Letztere profitieren von der wachsenden Nachfrage aus den Schwellenländern, die Konjunkturschwächen in Europa kompensiert.

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