Politkrise treibt Rohstoffpreise

(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Aufgrund der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine ist es in den vergangenen Wochen zu merklichen Preisanstiegen bei einigen Metallen gekommen.

Wien. An den weltweiten Rohstoffmärkten sah es schon einmal schlechter aus. Im vergangenen Jahr zum Beispiel, oder im Jahr davor. Heuer scheint sich der Markt indes leicht erholt zu haben. Der GSCI-Index von Standard and Poor's, der einen Korb von 24 Rohstoffen abbildet, liegt im Plus. Wenngleich dieses mit rund vier Prozent alles andere als berauschend ist. Erstmals seit Langem konnten börsengehandelte Produkte (ETP) auf Rohstoffe im ersten Quartal jedenfalls wieder Zuflüsse verzeichnen.

Im April zeigte der Rohstoffindex aber eine leichte Schwäche. „Ich denke, das liegt daran, dass der Risikoappetit der Anleger in Folge der Ukraine-Krise ein bisschen gesunken ist“, sagt Nicholas Brooks von ETF Securities. Die Spannungen zwischen Russland und seinem Nachbarn haben aber zu Preisanstiegen bei einzelnen Rohstoffen geführt. Für Nickel, Palladium, Platin oder auch Gold ging es heuer bergauf. Der Palladiumpreis kletterte um rund 16 Prozent. Das liegt daran, dass Russland einer der global wichtigsten Produzenten ist. Der weltgrößte Verarbeiter des Metalls, Johnson Mattey, rechnet für heuer sogar mit dem höchsten Angebotsdefizit seit 34 Jahren. Die Produktion in südafrikanischen und russischen Minen dürfte sich deutlich verringern. Zeitgleich wird ein Zuwachs der Bruttonachfrage erwartet, wie die Commerzbank in einer Rohstoffanalyse schreibt.

Platinpreis durch Streiks beeinflusst

Doch auch der Goldpreis hat sich zuletzt nach oben bewegt. „Die Leute hedgen sich mit Gold gegen potenzielle Risiken“, sagt Brooks. „Manche wollen das Metall einfach aus Absicherungsgründen in ihren Portfolios haben.“ Vor allem in Europa sei es zuletzt zu Zuflüssen in sogenannte Gold-ETPS gekommen. In den USA habe man indes genau das Gegenteil beobachten können. Das liege freilich auch an der geografischen Nähe Europas zu Russland, sagt Brooks. Gold gilt als klassische Krisenwährung.

Wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung in den USA erholt – wonach es derzeit aussieht –, wird das aber Druck auf den Goldpreis ausüben, glaubt der Analyst. Am Jahresende sieht Brooks das Edelmetall in einer Bandbreite zwischen 1250 und 1400 Dollar je Feinunze. Seine Aussichten sind damit weit optimistischer als etwa jene der Investmentbank Goldman Sachs. Die Experten rechnen angesichts der anziehenden US-Konjunktur mit einem Rückgang des Goldpreises. Auf Zwölfmonatssicht erwarten sie 1050 Dollar je Feinunze. Auf dem Markt haben sich Positionen auf einen fallenden Goldpreis seit Mitte März mehr als verdoppelt.

Bei anderen Rohstoffen wie Platin rechnet Brooks mit weiter steigenden Preisen. Schon jetzt kostete eine Unze Platin knapp 1500 Dollar und damit mehr als eine Feinunze Gold. Dies sei zuletzt vor vier Monaten der Fall gewesen, schreiben die Commerzbank-Analysten. Damals haben Minenarbeiter in Südafrika gestreikt. Anhaltende Proteste in dem wichtigsten Exportland des Metalls haben auch zuletzt wieder für neue Hochs gesorgt. Platin wird in der Autoindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Bank of America Merrill Lynch geht davon aus, dass der Platinpreis heuer im Schnitt auf 1554 Dollar je Unze steigen kann– nach 1488 Dollar im Vorjahr. 2016 sehen die Analysten den Preis bei 1775 Dollar.

Einen der höchsten Anstiege im Korb von 24 Rohstoffen gab es übrigens bei Nickel, das nur von Kaffee und magerem Schwein übertroffen wurde. Der Nickelpreis stieg um rund 40 Prozent: Am 13. Mai markierte das Metall den höchsten Kurs sei Mai 2007. Getrieben wurde der Preis von einem Exportstopp Indonesiens, das als größtes Förderland gilt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2014)

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