Luftfahrt. Die Billigfluglinie hat es in den vergangenen Monaten geschafft, ihr Image zu verbessern. Das spiegelt sich bereits in den Zahlen wider.
London. Andere Fluggesellschaften können davon nur träumen. Die irische Ryanair hat es hingegen wahr gemacht. Das Unternehmen revidierte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr nach oben. Für 2014 werde zumindest ein Überschuss von 620 Mio. Euro anfallen, teilte die Billigfluglinie mit. Eine Summe, die sich die Iren bisher nur als Maximalwert zugetraut hatten. Im vorigen Geschäftsjahr musste Ryanair indes erstmals Federn lassen. Für das Unternehmen war es der erste Gewinnrückgang seit fünf Jahren.
Der Konzern führt die nun besseren Aussichten auf sein aufpoliertes Image zurück. „Wir haben in den vergangenen sechs, sieben Monaten große Fortschritte beim Service erzielt“, sagt Finanzchef Howard Millar. Bei Ryanair waren die Tickets zwar auf den ersten Blick billig, für Sonderleistungen mussten Passagiere aber teils kräftige Extra-Gebühren in Kauf nehmen.
Preiskampf in der Luft
Nun wurde den Fluggästen beispielsweise die Möglichkeit eingeräumt, sich einen Sitzplatz auszusuchen. Das komme gut bei den Fluggästen an, heißt es. In Summe stiegen die Einnahmen aus dem Geschäft mit Extras im abgelaufenen Quartal um vier Prozent.
Analysten zeigten sich jedenfalls überzeugt, dass die Kampagne für mehr Kundenfreundlichkeit Wirkung zeige. Zudem will Ryanair seine Kapazitäten ausbauen. Ab September kommen die ersten von 180 neuen Boeing-Maschinen zum Einsatz. „Höhere Kapazitäten bei den Billigfliegern sind so ziemlich das Letzte, was die alteingesessenen Fluggesellschaften sehen wollen“, sagte David Holohan, Analyst bei Merrion Stockbrokers.
Die etablierten Airlines versuchen, den Billigfliegern Marktanteile abzujagen. Unter Experten ist aber umstritten, ob große Fluggesellschaften mit ihren teuren Konzernstrukturen schlagkräftige Rivalen bilden können. Zuletzt hatte Air France KLM der günstigen Konkurrenz den Kampf angesagt: „Wir wollen zur Gruppe führender Billiganbieter in Europa gehören.“
Für die Ryanair-Aktie ging es in diesem Jahr bereits um zwölf Prozent bergauf. 17 von Bloomberg befragte Analysten empfehlen die Papiere jedenfalls zum Kauf. Sechs sagen Halten, drei sprechen sich für den Verkauf aus. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)