Unternehmensanleihen erleben ausgeprägten Boom

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Emittenten und Anleger haben das Instrument der Unternehmensanleihe entdeckt. Wien erlebt heuer ein Rekordjahr.

Wien. Unternehmen benötigen Geld für Investitionen (das ihnen Basel-III-geplagte Banken zunehmend verweigern), Anleger suchen im Beinahe-Nullzinsumfeld nach Renditen, die eine reale Vermehrung des angelegten Kapitals ermöglichen – eine ideale Kombination für Unternehmensanleihen. Tatsächlich gehören Corporate Bonds zu den stark wachsenden Anlage-instrumenten. Und zwar schon seit Jahren, die Zinsflaute ist ja auch nicht erst gestern ausgebrochen.

Das sorgt auch an der Wiener Börse für zufriedene Gesichter – und stark steigendes Geschäft. Heuer hat das Emissionsvolumen bei den Corporate Bonds schon im November mit mehr als 5,6 Mrd. Euro ein bisher nie gesehenes Rekordvolumen erreicht. Bei der Anzahl der Emissionen wurde mit 34 erstmals die Dreißiger-Marke übersprungen.

Besonders erfreulich: Auch ausländische Emittenten schätzen zunehmend den Wiener Markt. Immerhin zwölf der 34 heuer aufgelegten Unternehmensanleihen wurden von ausländischen Emittenten begeben. Das Volumen der nicht österreichischen Corporate-Bond-Emissionen erreichte immerhin etwas mehr als zwei Mrd. Euro.

Über solche Instrumente holen sich in Wien erstklassige Schuldner mit Topbonität Finanzmittel von Anlegern. Im November waren etwa die Blue Chips Verbund und OMV dran. Aber auch kleinere Unternehmen finanzieren sich erfolgreich über dieses Instrument. Annähernd gleichzeitig mit OMV und Verbund kam im November beispielsweise eine Anleihe der Wiener Stadthäuser Alpha GmbH auf den Markt, die mit einem Emissionsvolumen von sechs Mio. Euro relativ klein ausfiel. Das Gesamtvolumen der drei November-Emissionen fiel mit 1,25 Mrd. Euro allerdings recht stattlich aus.

Auf Anlegerseite ist für jeden Geschmack etwas dabei: Die mit 1,5 Prozent verzinste zehnjährige Verbund-Anleihe war mit einer Stückelung von 100.000 Euro eindeutig eher für institutionelle Großanleger gedacht, während die OMV (1000 Euro Stückelung) und die kleine Wiener-Stadthäuser-Anleihe (5000 Euro) durchaus auch für Kleine gedacht war.

Privatanleger auf der Suche nach einem gehobenen Sparbuchersatz sollten allerdings die Informationsangebote (etwa auf www.wienerborse.at) nutzen, bevor sie zum Bond-Holder werden. Denn die Sicherheit des Produkts steht und fällt mit der des Emittenten. Bei den großen, womöglich auch an der Wiener Börse notierten Aktiengesellschaften kann relativ wenig schiefgehen. Eine OMV oder eine Verbundgesellschaft wird es aller Voraussicht nach auch noch in fünf oder zehn Jahren (Coporate Bonds laufen häufig eher kürzer) noch geben. Die Fähigkeit, die Anleihe zu bedienen, das Geld also zurückzuzahlen, wird in diesen Fällen wohl gegeben sein. Wer vorhat, die Anleihe bis zum Ende zu halten und sie nicht schon vor Ablauf auf dem Sekundärmarkt zu veräußern, hat damit ein sehr gut kalkulierbares Anlageinstrument.

Freilich gilt auch hier: No risk, no fun. Wer signifikant höhere Zinsen als bei anderen Anlageformen lukrieren will, muss mehr riskieren. Wer auf den Stabilitätsbonus der großen ATX-Schlachtschiffe setzt, muss damit rechnen, dass seine Renditebäume nicht in den Himmel wachsen.

Alles in allem ist das aber auch für den Privatanleger ein durchaus brauchbares Instrument. (ju)

Fokus Wiener Börse

Dieser Artikel erschien in der Beilage "Fokus Wiener Börse", die mit Unterstützung der Wiener Börse AG möglich gemacht wurde. Die Beiträge wurden von der "Presse"-Redaktion in vollkommener redaktioneller Unabhängigkeit inhatlich gestaltet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2014)

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