Investment: Gibt es ein Leben nach Buffett?

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Warren Buffett steht seiner Holding Berkshire Hathaway seit 50 Jahren vor. Die Aktionäre treibt die Sorge um, wie es nach einem Rückzug des Starinvestors weitergehen könnte.

Wien. Es hatte etwas von einem Vermächtnis, das der 84-jährige Starinvestor Warren Buffett seinen Anhängern am Wochenende mitgeben wollte. Schließlich stand die Zukunft der seit 50 Jahren von ihm geführten Gesellschaft Berkshire Hathaway auf der von zehntausenden Aktionären besuchten Versammlung im Mittelpunkt. Man brauche sich keine Sorgen zu machen, wollte Buffett sichtlich vermitteln. Denn zum einen versuche er, „Aktien von Unternehmen zu kaufen, die so wunderbar sind, dass ein Idiot sie führen könnte – früher oder später nämlich wird es einer tun“. Zum anderen, so Buffett weiter, werde der Marktwert von Berkshire „so groß sein, dass die Aktivisten (Investoren, die die Macht bei einer Firma übernehmen wollen, Anm.), selbst wenn sie sich alle zusammenschließen, nicht viel ausrichten können“.

Koloss nimmt Europa ins Visier

In der Tat treibt die Aktionäre die Sorge um, wie man eine Zerschlagung der Holding verhindern könne, wenn der wegen seiner Herkunft und seines Riechers für lukrative Geldanlagen als „Orakel von Omaha“ gefeierte Börsen-Guru einmal nicht mehr am Ruder sitzt. Unter ihm ist die Gesellschaft im Laufe von Jahrzehnten zu einem Giganten geworden, der einen Marktwert von über 350 Mrd. Dollar vorweisen kann und so unterschiedliche Sparten wie Versicherungen, Eisenbahnbetreiber oder Süßigkeitenhersteller umfasst. Berkshire besitzt Stromversorger, Autohändler und Eiscremeläden. Im ersten Quartal steigerte die Gesellschaft ihren Gewinn um 9,8 Prozent auf 5,16 Mrd. Dollar (4,72 Mrd. Euro). „Forbes“ schätzt Buffetts Vermögen auf 70 Mrd. Dollar.

Hatte bisher der Fokus von Berkshire ausschließlich auf US-Traditionsfirmen gelegen, so kam zuletzt auch Europa ins Blickfeld. Neben einem großen Aktienpaket an der Münchener Rück, das Buffett schon lange hält, hat er im Februar einen Hamburger Händler für Motorradzubehör übernommen. „Meine Prognose: Wir werden mindestens eine Übernahme in den nächsten fünf Jahren machen“, so Buffett am Samstag Richtung Europa. Im Vergleich zu US-Unternehmen seien die Bedingungen günstig. „Wir haben uns in Europa lange Zeit mit Zukäufen schwergetan“, ergänzte Buffetts Vize Charlie Munger: Doch Deutschlands Firmen seien traditionell stark, wenn es um Technologie und Ingenieurwesen ginge.

Auch Munger ist in die Jahre gekommen und zählt heute 91 Lenze. Gemeinsam versicherten er und Buffett den Aktionären am Wochenende, dass die Unternehmenskultur bei Berkshire die gleiche bleiben werde, und ließen Andeutungen über die Eigenschaften des nächsten Vorstandschefs fallen. Buffett erklärte, dass sein Nachfolger über Erfahrung beim Investieren hinaus „eine ganze Reihe von Fähigkeiten“ besitzen soll.

Für die Zeit danach gerüstet

Direkte Fragen, wen der Aufsichtsrat als Nachfolgekandidat auserkoren hat, gab es am Samstag nicht. Investoren haben spekuliert, dass Ajit Jain und Greg Abel die führenden Kandidaten für eine Nachfolge sind. Im Geschäftsbericht von Berkshire in diesem Jahr beschrieb Munger die beiden als Weltklasse-Manager, die in mancher Hinsicht besser seien als Buffett.

Was immer geschieht: Die Kriegskasse ist gefüllt. Ende März verfügte Berkshire über mehr als 60 Mrd. Dollar in bar, und Buffett deutete im Februar an, dass nach seinem Ausscheiden Aktienrückkäufe getätigt werden könnten, falls der Kurs sinkt. „Die Gesellschaft wird riesige Ressourcen für Aktienrückkäufe haben“, die Druck vonseiten der Aktivisten auffangen könnten, so David Rolfe, Chief Investment Officer bei Wedgewood Partners Inc. in St. Louis. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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