Gewinnausschüttungen: Können Dividenden Zinsen ersetzen?

(c) www.BilderBox.com
  • Drucken

In der aktuellen Niedrigzinsphase weichen viele konservative Anleger auf dividendenstarke Aktien aus. Das rechnet sich oft, aber nicht immer, wie das Beispiel der Bankaktien während der Finanzkrise zeigt.

Wien. In Zeiten, in denen man für Sparbücher und Staatsanleihen Zinsen von bestenfalls knapp über null erhält, wirken Dividenden von drei Prozent sehr attraktiv. So hoch ist die durchschnittliche Dividendenrendite im deutschen Leitindex DAX. Weltweit beträgt dieser Wert immerhin 2,5 Prozent.

Dividenden sind Gewinnausschüttungen von Unternehmen und lassen sich mit Zinsen nur bedingt vergleichen. Dass es sie regelmäßig gibt, dafür gibt es keine Garantie. Die Unternehmen könnten, wenn ihre Gewinne einbrechen, die Dividenden kürzen oder ganz streichen. Auch nützt die beste Dividendenrendite wenig, wenn der Kurs der Aktie wegbricht. So boten die angeschlagenen deutschen Versorger E.On und RWE zuletzt überdurchschnittlich hohe Dividendenrenditen, ihre Kurse haben sich seit einem Jahr aber fast (E.On) bzw. mehr als halbiert (RWE).

In der Krise viel ausgeschüttet

Wie aus einer Erhebung von Absolut Research hervorgeht, halten sich Dividenden aber zumindest im Vergleich zu Aktienkursen relativ stabil: Von 2005 bis 2014 lag die Volatilität der Gewinne von US-Aktien bei rund 60 Prozent, während die Dividenden nur um sechs Prozent schwankten. Der Grund: Die Unternehmen schütten einen Teil ihrer Gewinne aus, der je nach Gewinnhöhe schwankt. Bei den Unternehmen, die im Eurostoxx gelistet sind, beträgt die Ausschüttungsquote derzeit 54 Prozent, bei jenen im US-amerikanischen S&P 500 48. In Krisenzeiten, etwa während der Finanzkrise, erhöhten die Unternehmen die Ausschüttungsquote, zahlten also einen Großteil des Gewinns aus. In guten Zeiten behielten sie einen größeren Teil ein, um Wachstum zu finanzieren.

Das freut zumindest jene Investoren, die auf stabile und regelmäßige Dividendenzahlungen Wert legen. Markus Herrmann, Fondsmanager des Lupus Alpha Dividend Champions, eines auf Dividendenaktien spezialisierten Fonds, setzt auf Unternehmen, die es schaffen, die Dividende auch in Krisenzeiten stabil zu halten. Müsste ein Unternehmen nach einem massiven Gewinnrückgang die Dividende kürzen, würde er die Aktien verkaufen. „Generell ist es aber besser, wenn ein Unternehmen in so einem Fall die Dividende senkt“, meint Herrmann.

Eine niedrige Ausschüttungsquote sei grundsätzlich positiv – vor allem, wenn ein Unternehmen den erwirtschafteten Gewinn zum Teil wieder in weiteres Wachstum reinvestiert. In seinem Fonds liegt der Durchschnitt bei 40 Prozent. Ein Muss sei eine niedrige Ausschüttungsquote aber nicht. Zudem könnten auch hohe Ausschüttungsquoten positiv sein, wenn es sich etwa um Asset-light-Geschäftsmodelle handelt, welche keine großen Investitionen benötigen.

Aktiv oder passiv?

Der Lupus Alpha Dividend Champions ist erst drei Jahre alt. Die Fondsgesellschaft hat Berechnungen angestellt, ob sie ihre Strategie auch in Krisenzeiten – ähnlich der Finanzkrise 2008/09 durchziehen könnte. „Momentan gibt es 120 Unternehmen, die unsere Kriterien (stabiler Umsatz, hohe Eigenkapitalquote, stets positives Jahresergebnis, stabile Dividenden) erfüllen“, sagt Herrmann. Im Jahr 2009 wären es immerhin 50 gewesen.

Wer Kosten sparen will, kann auch passiv gemanagte Fonds kaufen (ETFs). Solche haben keinen Fondsmanager, sondern es wird ein Index nachgebildet, etwa der Stoxx Europe Select Dividend 30. Der Nachteil solcher Produkte ist ihre mangelnde Flexibilität, zeigt die Absolut-Research-Analyse: Mitunter sei es nötig, schnell auf die Änderungen des Marktumfelds zu reagieren, etwa während der Finanzkrise: „Vor der Finanzkrise gehörten Banken zu den verlässlichsten Dividendenzahlern und waren in gängigen Dividendenindizes entsprechend hoch gewichtet.“

Im Zuge der Finanzkrise verloren sie jedoch überproportional an Wert, auch die Dividenden seien gekürzt oder gestrichen worden. Dann erst flogen sie aus dem Index. Von der Erholung der Branche nach der Finanzkrise profitieren die Dividendenindizes kaum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.