Dividenden: Bei den Firmen sitzt das Geld locker

(c) Bloomberg (Jason Alden)
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Die Unternehmen haben im ersten Quartal wieder mehr Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Im Gesamtjahr wird es wohl auch zu einer Steigerung kommen.

Wien. Für Aktionäre sind sie das, was für viele das Sahnehäubchen auf dem Kuchen ist: Dividenden. Gerade in Zeiten magerer Renditen sollten sie nicht vernachlässigt werden. Zeigen sich Firmen spendabel, fetten sie immerhin das Depot eines Anlegers auf.

Konzernen widerstrebt es, Dividenden zu kürzen. Schon eher wollen sie ihre Investoren bei Laune halten, sagt Antoine Iskandar, ein auf Anlagen in Dividendenwerte spezialisierter Fondsmanager bei Melanion Capitals. Dieses Verhalten konnte man zuletzt beim deutschen Autohersteller Volkswagen beobachten.

Infolge des sogenannten Dieselgate-Skandals mussten die Wolfsburger mit 1,6 Mrd. Euro zwar den höchsten Verlust in ihrer Unternehmensgeschichte verbuchen. Doch eine Dividende, sie soll es trotzdem geben. Über die Auszahlungen ist daher ein bitterer Streit im Aufsichtsrat entbrannt. Dem Kontrollgremium dürfte es dabei aber nicht um die große Masse der Kleinaktionäre gehen, sondern eher um Macht und Einfluss – immerhin ist das Land Niedersachsen Großaktionär. Wie auch immer sich das Board am Ende entscheidet, für den Konzern – und seine Investoren – ist das Signal nicht unwichtig. Spannend wird es daher am 22. Juni. Da tagt die Hauptversammlung. Bisher beträgt der Vorschlag für Stammaktionäre 0,11 Euro, Vorzugsaktien-Inhaber sollen 0,17 Euro erhalten.

Die Entwicklungen bei VW haben in gewisser Weise auch Parallelen mit anderen europäischen Unternehmen. Denn die Gewinne der im Eurostoxx 50 gelisteten Firmen sind im vergangenen Jahr um 20 Prozent gesunken. Die Brandbreite der Dividendenrendite war seit 2013 aber mit 3,5 bis 3,7 Prozent relativ konstant.

Das könne eines Tages auch von Nachteil sein. Höhere Ausschüttungen könnten Zweifel an der Nachhaltigkeit künftiger Dividendenzahlungen aufkommen lassen, ist Robert Buckland von Citigroup überzeugt. Noch können sich Unternehmen günstig über die Börse refinanzieren. Steigen die Zinskosten, wird es für sie aber teurer, Auszahlungen zu refinanzieren. Aber: Dividenden und Ergebnisse haben sich schon bei Gewinneinbrüchen in der Vergangenheit unabhängig voneinander entwickelt.

Geldsegen im zweiten Quartal

Und so zahlten die Unternehmen im ersten Quartal dieses Jahres weltweit 2,2 Prozent mehr an Dividenden aus. Unter dem Strich beliefen sich die Ausschüttungen auf 218,4 Mrd. Dollar, wie Henderson Global in einem Bericht schreibt. Das erste Quartal gilt jedoch als das unwichtigste, nur 17 Prozent aller Ausschüttungen erfolgen in diesem Zeitraum. Das meiste Geld fließt in der Regel von April bis Juni. Während Unternehmen aus Japan, den USA und Europa in dem Ranking diesmal die vorderen Plätze belegen, sind die Dividendenzahlungen in der asiatisch-pazifischen Region wie auch in Großbritannien im ersten Quartal hinterhergehinkt.

Treiber waren diesmal vor allem Sonderdividenden, die nicht nur in den USA (etwa beim Autobauer Ford und beim Softwarehaus Symantec), sondern auch in Hongkong gezahlt wurden. In Europa war das Dividendenwachstum mit 10,8 Prozent (auf in Summe 38 Mrd. Dollar) wiederum so hoch wie seit Anfang 2014 nicht mehr. Allerdings entfielen mehr als ein Drittel der Ausschüttungen auf dem Kontinent auf lediglich zwei Unternehmen: die Schweizer Pharmafirmen Novartis und Roche. Unter dem Strich verringerten sich die Zahlungen der dort beheimateten Firmen aber infolge eines etwas schwächeren Franken.

Global betrachtet zählten Gesundheits- und Finanzfirmen im ersten Quartal zu den Dividendenkaisern. Rückgänge verzeichneten Anleger im Grundstoff- und Energiesektor (unter anderem bei BHP Billiton). Das höchste Dividendenwachstum kam aus dem Technologiesektor. Seit 2009 haben sich die Ausschüttungen dort fast verdreifacht. Heuer werden die Tech-Firmen fast acht Prozent aller Dividenden stellen.

Für das Gesamtjahr geht Hederson von globalen Ausschüttungen in der Höhe von 1,18 Billionen Dollar aus. Das wäre ein Plus von über drei Prozent im Vergleich zu 2015. Das Wachstum wäre aber schwächer als ein Jahr zuvor. Die ATX-Firmen zahlen ihren Aktionären für 2015 übrigens 1,7 Mrd. Euro aus – ein Plus von 13 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2016)

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