Öko-Aktien halten sich besser

(c) REUTERS (DARLEY SHEN)
  • Drucken

Investoren legen bei Anlagen zunehmend auf Energieeffizienz Wert. Langfristig wird das Öl- und Autofirmen schaden und Erzeugern erneuerbarer Energie nützen.

Wien. Auch wenn die Vergangenheit gezeigt hat, dass bei ähnlichen Initiativen eine gesunde Skepsis angebracht ist, so kommt man nicht umhin, den Klimagipfel in Paris, der im Vorjahr stattfand, als historischen Erfolg zu bezeichnen. Denn erstmals haben sich Industrienationen und Schwellenländer auf ein Abkommen – und damit auch gemeinsame Ziele – zum Klimaschutz geeinigt. Das übergeordnete Ziel ist dabei, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. „Angesichts des wirtschaftlichen Umfelds sind die Ergebnisse auf dem Papier sicherlich ein Erfolg“, so Wolfgang Pinner, Leiter der Abteilung für nachhaltige Investments bei der Raiffeisen KAG.

Experten sind sich einig, dass sich die Beschlüsse des Pariser Klimagipfels auch auf die Kapitalmärkte auswirken werden, weshalb sich auch Anleger damit auseinandersetzen sollten. Mit negativen Folgen müssten vor allem Energieversorger sowie die Gas- und Ölindustrie rechnen. Das Gleiche gelte im Übrigen auch für Automobil- und Flugzeughersteller. „Unter dem Strich werden alle Unternehmen bzw. Aktien profitieren, die mit CO2-Reduzierung zu tun haben – also jene, die im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien tätig sind“, sagt Pinner.

Die konkreten Auswirkungen auf einzelne Aktien oder Branchen sind für Pinner letztlich aber eine Frage der Fristigkeit. „Auf kurze Sicht haben sich jene Aktien, von denen man gedacht hat, dass sie als erste profitieren werden, nicht positiv entwickelt“, sagt er. Tatsächlich hat der Renixx World (Renewable Energy Industrial Index), der die 30 weltweit wichtigsten Player der regenerativen Energiewirtschaft zusammenfasst, in den vergangenen sechs Monaten um rund 15 Prozent nachgegeben. Dahinter steht allerdings die Entwicklung der Energiepreise.

Auf der anderen Seite haben die Emissionen von Green Bonds – Anleihen, die für Klima- und Umweltschutzprojekte zweckgewidmet sind – deutlich zugenommen. Im bisherigen Jahresverlauf wurden Papiere mit einem Volumen von 35 Milliarden Dollar emittiert. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es 41,8 Milliarden Dollar. Experten sind überzeugt, dass der Markt weiter wachsen wird. Schließlich komme Investitionsvehikeln wie Green Bonds im Zusammenhang mit dem Klimaabkommen bei der Umleitung privater Investitionen hin zu klimafreundlichen Anlageformen eine Schlüsselrolle zu.

Für Pinner stellt sich auch die Frage, ob angesichts der anhaltend niedrigen Energiepreise ein Paradigmenwechsel bevorsteht und die Förderer von fossilen Energieträgern mittel- und langfristig überhaupt in der Lage sein werden, profitabel zu fördern. „Auf längere Sicht dürfte es eher zu einer Abkehr von konventionellen Energieträgern kommen“, bringt es der Raiffeisen-Experte auf den Punkt. Was die Performance betrifft, müssen sich Anleger jedenfalls keine Sorgen machen, mit nachhaltigen Aktien den Kürzeren zu ziehen. „Man hat gesehen, dass einschlägige Investments auf Dauer mit einem globalen Aktienindex wie dem MSCI World mithalten können“, so Pinner.

Weniger CO2 – höhere Rendite

Eine aktuelle Studie der Universität Hamburg, die von Union Investment in Auftrag gegeben wurde, kommt in diesem Zusammenhang zu einem interessanten Ergebnis: Durch die gezielte Auswahl von Unternehmen mit niedriger CO2-Intensität könne im Durchschnitt eine Überrendite erzielt werden. „Die Finanzmärkte sehen geringe CO2-Emissionen offenbar als Indikator für künftige Wertschöpfungspotenziale und Wachstumschancen“, so Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Geschäft.

Auch hinsichtlich der Kosten gibt es laut Pinner keine großen Unterschiede. Zwar sei nachhaltiges Investieren für Fondsmanager und Vermögensverwalter durchaus mit einem hohen Aufwand verbunden – die Daten zu Fragen der Nachhaltigkeit müssen recherchiert oder zugekauft werden. Ab einer gewissen Größenordnung könnten aber dieselben Konditionen angeboten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.