Trendwende: Aufholjagd bei Rohstoffaktien

Die Rohölpreise haben sich in diesem Jahr wieder erholt. Das lässt Rohstoffinvestoren aufatmen.
Die Rohölpreise haben sich in diesem Jahr wieder erholt. Das lässt Rohstoffinvestoren aufatmen.(c) REUTERS (Sergei Karpukhin)
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Chinas Wachstum dürfte stabiler sein als befürchtet, viele Minengesellschaften haben ihre Kosten gesenkt. Für Fondsmanager deutet das auf eine Wende hin.

Wien. Wer in Rohstoffaktien investiert, braucht starke Nerven. 2015 verzeichneten zahlreiche Notierungen, von Rohöl bis hin zu Nickel und Zink, kräftige Korrekturen. Dabei lastete vor allem eine Mischung aus Überkapazitäten und der befürchteten Konjunkturschwäche Chinas auf den Preisen. Schließlich ist das Reich der Mitte der wichtigste Konsument vieler Industriemetalle.

Zumindest kurzfristig konnten die Ängste aus dem Weg geräumt werden, meint LBBW-Volkswirt Julian Trahorsch. Laut offiziellen Zahlen sei Chinas Wirtschaft im dritten Quartal 2016 auf das Jahr hochgerechnet erneut um 6,7 Prozent gewachsen, „die von uns erwartete Abkühlung ist nicht eingetreten“. Tatsächlich haben sich seit Jahresbeginn zahlreiche Rohstoffnotierungen erholt, jene für Rohöl etwa um rund 30 Prozent, jene für Eisenerz und Zink sogar noch mehr. Auch haben die Unternehmen ernsthaft „Maßnahmen ergriffen, ihr Kostenmanagement in den Griff zu bekommen, und setzen diesen Prozess noch fort“, sagt Peter Königbauer, Fondsmanager des Pioneer Investments Aktien Rohstoffe.

Alles hängt von China ab

Dennoch lasse man Vorsicht walten, sagt Michael Hulme, Fondsmanager des Carmignac Portfolio Commodities, auch wenn er meint, dass „derzeit ein guter Zeitpunkt sein könnte, in globale Rohstoffaktien einzusteigen“. Der Grund für die Zurückhaltung: Insbesondere im Segment für Industriemetalle sei man abwartend, ob der Aufschwung Chinas nachhaltig sei. „Wir bevorzugen deshalb Rohstoffe, die weniger an Chinas Wachstum geknüpft sind, etwa Rohöl“, betont Hulme.

US-Produzenten haben heuer ihre Investitionen massiv reduziert, somit sinkt auch die Produktion. Und das sollte den Preis stützen. Zudem könnte es beim nächsten Treffen am 30. November doch passieren, dass die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) preisstützende Maßnahmen allmählich umsetzt. „Zugleich legt der weltweite Verbrauch schon aufgrund der steigenden Weltbevölkerung jährlich zu“, sagt der Carmignac-Experte. Tatsächlich werden derzeit rund 94 Millionen Fass Rohöl pro Tag konsumiert. Besonders gefallen Hulme Ölsandproduzenten wie Suncor Energy aus Kanada, gut aufgestellte Schieferölproduzenten wie etwa Anardarko, Occidental Petroleum sowie EOG. Auch Ölfeldausrüster wie Schlumberger und Halliburton zählen zu den Favoriten.

Im ESPA Stock Commodities haben Ölwerte derzeit ebenfalls eine große Bedeutung, gemeinsam mit Minengesellschaften. Senior Fondsmanager Bernhard Ruttenstorfer betont: „Die Verschuldungsrate der Unternehmen wurde gesenkt. Und in Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft zählen, wurden Aktivitäten reduziert.“

Auch insgesamt ist Ruttenstorfer optimistisch. Basierend auf der jüngsten Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds „wird 2017 mit einem Wachstumsvorsprung der Schwellenländer von 2,5 bis drei Prozent gerechnet. Wir glauben daher, dass die strukturelle Rohstoffnachfrage wieder anziehen wird“. Etwas vorsichtiger ist der Experte bei Düngemitteln: „Die Preiserholung wird sich aufgrund der Überkapazitäten hinauszögern, zumal Getreidepreise niedrig sind.“

Pioneer-Profi Königsbauer fügt noch hinzu: „Mit einer Jahrhundertbewegung an den Rohstoffmärkten, wie in den Jahren 2005 bis 2010, sollte man nicht mehr rechnen.“ Zudem sollte man nicht nur Chinas Wirtschaft im Fokus haben, „für eine nachhaltige Entwicklung ist eine stabile Weltkonjunktur vonnöten“, betont Königsbauer. Schaue man sich die Prognosen an, „gibt es durchaus ermutigende Zeichen“, fügt der Rohstoffexperte hinzu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2016)

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