USA: Wenn Börsenzwerge aus dem Schatten treten

(c) REUTERS
  • Drucken

Sowohl Donald Trumps Wahlsieg als auch eine Umschichtung von defensiven in zyklische Werte kommen kleinen Unternehmen aus den Vereinigten Staaten zugute. Oft handelt es sich bei ihnen um erfolgreiche Nischenplayer.

Wien. Dieser Slogan wird so rasch wohl nicht in Vergessenheit geraten: Mit „Make Amerika great again“ heizte Immobilientycoon Donald Trump den US-Wahlkampf kräftig an. Allen voran möchte der künftige Präsident das Wirtschaftswachstum im Inland ankurbeln, selbst wenn das die Aufnahme neuer Schulden bedeutet.

Auch von steuerpolitischer Seite dürfte reichlich Unterstützung für die Konjunktur kommen: Aller Voraussicht nach könnte der Höchststeuersatz für Unternehmen unter Trumps Ägide von 35 Prozent auf 15 Prozent gesenkt werden, sagt Diane Sobin, Head of US Equities bei Columbia Threedneedle. „Dies hatte er ja schon im vergangenen August während seines Wahlkampfes vorgeschlagen.“ Diese Maßnahme könne zumindest kurzfristig die Profitabilität der US-amerikanischen Unternehmen und damit auch die Aktienbewertungen stärken. Profitieren dürfte von Trumps Plänen vor allem ein Bereich, nämlich das US-Small-Cap-Segment. Der Begriff Small-Cap bezieht sich auf die geringere Börsenkapitalisierung (also die Anzahl der Aktien mal aktuellem Börsenkurs). So zahlen gerade die kleinen Gesellschaften ihre Steuern meist gänzlich in den USA, und nicht etwa in anderen Regionen der Welt, wie es viele Großkonzerne tun. Da wirkt sich eine Steuersenkung besonders positiv aus. Weitere Unterstützung könnten auch Trumps Abschottungspläne liefern, er möchte das Freihandelsabkommen mit Asien womöglich neu verhandeln. Jenes mit Europa könnte ebenso infrage gestellt werden. Auch davon würden insbesondere die kleinen US-Unternehmen profitieren.

Gerade deren Geschäftsmodelle sind meist auf den Binnenmarkt ausgerichtet. Mehr Abschottung würde weniger Billigkonkurrenz aus dem Ausland bedeuten.
Was noch hinzu kommt: Viele Small Caps sind in zyklischen Bereichen tätig und profitieren daher von einem Wirtschaftsaufschwung besonders kräftig. Dabei hatten schon vor den US-Wahlen viele Fondsmanager begonnen, aus defensiven Aktien, die mit hohen stetigen Dividendenzahlungen locken – und gern als Anleiheersatz gekauft wurden –, in zyklische Werte umzuschichten.

Eine Entwicklung, auf die Garth Nisbet, Senior Portfolio Manager des Wells Fargo U. S. Small Cap Value Fund, verweist. Denn unabhängig davon, wer neuer Präsident der USA geworden wäre, schien die Zinswende schon vor der Wahlentscheidung ausgemachte Sache. Womit sich freilich auch das Investmentargument für Dividendentitel als Anleiheersatz erübrigen würde (weil die Renditen der Anleihen gestiegen sind).

Zinsanstieg unterstützt Banken

Dabei gibt es von dieser Umschichtung auch klare Branchengewinner, sie findet Nisbet beispielsweise im Informationstechnologiesektor. Bleibt noch die Frage, wie die Umsetzung in der Praxis aussieht.

Im Schroders US Smaller Companies Fund setzt Fondsmanagerin Jenny Jones etwa auf Entegris. Das Unternehmen stellt unter anderem Produkte her, die heikle Teile für die Herstellung von Halbleitern transportieren. Auch PTC ist im Fonds vertreten, das Unternehmen bietet Technologieplattformen und -lösungen an. Die Aktien von LogMeIn, einem Anbieter von Fernzugängen zu Computern, konnten zudem von der Fusionsankündigung mit dem Softwareunternehmen Citrix profitieren. „Das kam unserem Fonds zugute, genauso wie zahlreiche weitere Fusionen und Übernahmen im Small-Cap-Bereich“, sagt Pamela Woo, Fondsmanagerin des Parvest Equity USA Small Cap.

Doch auch die Industriewerte zählen oftmals zu den zyklischen Werten. Eine Auswahl gibt es im US-Small-Cap-Segment zur Genüge. Bei Wells Fargo setzt man etwa auf Horizon Global Corporation, einen Hersteller von Automobilkomponenten. Supreme Industries stellt wiederum Gehäuse für Lastwagen her. Doch andere Bereiche könnten ebenso an Fahrt gewinnen.

Denn Trump hat in seinen umfangreichen Reformplänen auch die Deregulierung des Finanzsektors vorgesehen, dem im Übrigen die US-Zinserhöhungen zugutekommt. Denn damit weitet sich die Zinsspanne, an der die Banken Geld verdienen, aus. Schließlich werden Erhöhungen auf der Kreditseite oftmals rascher als bei den Spareinlagen an Kunden weitergegeben. Aber auch im Finanzsektor mischt jede Menge kleiner US-Werte mit. Bei Schroders setzt Fondsmanagerin Jones auf Western Alliance Bancorp und First Midwest Bancorp. Im Parvest-Fonds finden sich Aktien der Bank of the Ozarks sowie Bankunited unter den größten Positionen. Die Weichen für einen Aufschwung bei den US-Small-Cap-Werten dürften jedenfalls gestellt sein. Einzelne Titel können aber stark schwanken, Anleger sollten deshalb breit gestreut investieren.

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Tipp 4

Was Sie beachten sollten bei . . . . . . Investitionen in Nebenwerte

Kleine und gut etablierte US-Unternehmen zählen zu den Gewinnern von Donald Trumps geplanten Wirtschaftsreformen. Das macht ein entsprechendes Börseninvestment verlockend.

Abgrenzung. Bei einem Investment in Small Caps ist es zunächst wichtig, den Begriff zu definieren. Er bezieht sich auf eine verhältnismäßig kleine Marktkapitalisierung (Anzahl der Aktien mal aktuellem Börsenkurs). Obwohl viele Fondsmanager den Spielraum nicht so eng setzen, wird meist eine Grenze von gut zwei Milliarden Dollar Börsenwert festgelegt.

Liquidität. Aktien von Small Caps sind – im Vergleich zu Großkonzernen – meist weniger liquide. In guten Börsenphasen legen deren Kurse deshalb oft besonders kräftig zu, sie verlieren in schlechten Zeiten dafür umso stärker. Bei vielen dieser Firmen handelt es sich um Nischenplayer. Als solche sind sie von der Entwicklung einzelner Branchen abhängig.

Vielfalt. Die Welt der Small Caps ist groß. Zum Teil mischen hier auch Unternehmen mit, deren Börsenkapitalisierung aufgrund schwerer Kursstürze gesunken ist. Als die gängigste Messlatte gilt der Russell 2000 Index. Die größte Gewichtung entfällt hier auf die Finanzbranche, gefolgt von der Informationstechnologie und Industriewerten.

Streuung. Viele Small Caps werden in der Regel nicht von Analysten beobachtet. Somit müssen sich Investoren selbst relevante Informationen zu Einzelwerten verschaffen. Dabei müssen das Unternehmen und dessen Umfeld – sowie eine allenfalls rege Übernahmetätigkeit in dem Sektor – stets im Auge behalten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.