Schweden-Bonds als Verlustbringer

Schweden Bonds Verlustbringer
Schweden Bonds Verlustbringer(c) REUTERS (SCANPIX SWEDEN)
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Aus Angst vor einem Zerfall der Eurozone hatten zahlreiche Anleger ihr Geld in schwedische Anleihen gesteckt. Deren Kurse rutschen jetzt ab.

Stockholm/Bloomberg/Red. Seit der Optimismus im Euroraum wieder Einzug hält, entpuppen sich schwedische Staatsanleihen als riskante Wette. Die Renditeprämie zehnjähriger Schweden-Bonds gegenüber deutschen Bundesanleihen mit entsprechender Laufzeit weitete sich in der vergangenen Woche auf 0,71 Prozentpunkte aus. Das war der größte Abstand („Spread“) seit dem 8. August 1999. Höhere Renditen bedeuten für Inhaber von Anleihen nichts anderes als Kursverluste.

Mehr Vertrauen in Eurozone

Die schwedischen Staatspapiere kommen von zwei Seiten unter Druck. Investoren sind nicht mehr auf der Suche nach einem sicheren Hafen, der sie vor dem Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion schützt. Zugleich belebt sich die Konjunktur in der zweitgrößten skandinavischen Volkswirtschaft, was die Bond-Renditen in die Höhe treibt: Denn die Anleger rechnen in Zukunft mit höheren Zinsen und verlangen solche schon jetzt beim Kauf von neuen Anleihen. Das drückt auf die Preise der bereits emittierten Papiere. Die schwedische Arbeitslosenrate ist gesunken, das Verbrauchervertrauen auf den höchsten Wert seit zwei Jahren geklettert. Die Privathaushalte erhöhten auch ihre Verschuldung, zumal der Staat Steuersenkungen plant.

„Eine Zeit lang haben ausländische Investoren schwedische Bonds gekauft, praktisch ohne auf den Preis zu achten, weil es solide und sichere Papiere waren“, sagt Jussi Hiljanen, Chef-Bondanalyst bei SEB AB in Stockholm. „Die Nachfrage besteht in dieser Form nicht mehr, da sich die Risken in der Eurozone verringert haben und die Leute sich wieder trauen, ihr Geld in Euro-denominierte Bonds zu stecken.“ Zwar sei die Bewegung der schwedischen Spreads „übertrieben“ gewesen, doch bestehe das Risiko, dass sie sich noch „etwas mehr“ ausweiten werden, sagt Hiljanen. Schwedische Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von mehr als zehn Jahren kommen heuer auf Verluste von zwölf Prozent, zeigen die Bloomberg/EFFAS-Indizes. Nur US-Staatsanleihen mit längerer Laufzeit haben sich schlechter entwickelt.

Ganz anders das Bild 2011: Da kamen die Schweden-Bonds auf ein Plus von 31 Prozent, und 2012 hielten sie sich kaum verändert. In der vergangenen Woche stieg die zehnjährige schwedische Rendite auf 2,74 Prozent, die zweijährige Rendite kletterte auf 1,33 Prozent, nach 0,79 Prozent noch im April.

Auch durch die Emission schwedischer Fremdwährungsanleihen sei die Nachfrage gedrückt worden. Der schwedischen Zentralbank war es in der Vorwoche nicht gelungen, den Ausverkauf der Anleihen zu stoppen, obwohl sie bei ihrer Zinsprognose eine leichte Neigung zu einer Lockerung erkennen ließ. Die Geldpolitiker ließen den Leitzins wie erwartet unverändert bei einem Prozent. Sie blieben bei ihrem Plan, die Leitzinsen Ende 2014 zu erhöhen.

Angst vor steigenden Zinsen

Doch eine Mehrheit der Primärhändler, darunter Swedbank, Nordea Bank, Nykredit Bank, und Danske Bank, geht davon aus, dass die Zinsen eher angehoben werden. „Die Leute haben Angst, dass die Riksbank eher anheben wird, als sie sagt, und haben das eingepreist“, berichtet Hiljanen. Er selbst geht davon aus, dass die Zentralbank bei Ende 2014 bleiben wird, da die schwedische Inflation niedrig ist. Laut Riksbank soll die Wirtschaft heuer um 1,2 Prozent wachsen und 2014 um 2,7 Prozent. Bei der Inflation geht die Zentralbank von einem Prozent in diesem Jahr und 1,4 Prozent 2014 aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2013)

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