Euro-Staatsanleihen: Ein Segment im Umbruch

File photo showing Moody´s sign on 7 World Trade Center tower in New York
File photo showing Moody´s sign on 7 World Trade Center tower in New York(c) REUTERS (MIKE SEGAR)
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Während Österreich der Verlust der Top-Bonitätsnote droht, setzt sich die Erholung an Europas Peripherie, etwa in Spanien, fort. Das hinterlässt auch Spuren auf dem Markt für europäische Staatsanleihen.

Wien. Angesichts der anhaltend mickrigen Renditen ist es verständlich, dass viele Anleger den Markt für Euro-Staatsanleihen als langweilig abstempeln. Doch der Schein trügt. Allein auf dem heimischen Markt für Bundesanleihen wirbelte vor rund zwei Wochen die Meldung der US-Ratingagentur Moody's gehörig Staub auf, dass der Ausblick für die Republik Österreich gesenkt werde. Es könnte der Verlust des – letzten – „AAA“ drohen. Die anderen zwei großen Agenturen, Standard & Poor's sowie Fitch, haben Österreich die Topnote bereits entzogen.

Wenig verwunderlich, dass daraufhin die Kurse heimischer Bundesanleihen sanken, die Renditen somit nach oben kletterten. Zur Erklärung: Je weniger eine fix verzinste Schuldverschreibung kostet, desto günstiger „kaufen“ sich Anleger in den jährlichen Kupon ein. Es bleibt davon also mehr übrig, was sich in einer höheren Rendite ausdrückt.

Negativer Ausblick belastet

Dabei hatten sich die Renditen schon ein Stück vom Allzeittief im vergangenen April entfernt. Damals hatte das Niveau lang laufender österreichischer Bundesanleihen knapp mehr als 0,2 Prozent betragen. Auslöser waren zuerst die Ängste vor einer möglichen Zinserhöhung. Dann wären nämlich neue Anleihen besser verzinst, weshalb bestehende – schlechter verzinste – Bonds rasch verkauft werden. Dazu kommt jetzt auch noch Moody's negativer Ausblick. Inzwischen haben die Renditen deshalb 0,85 Prozent erreicht.

Doch nicht nur Moody's düstere Prognose belastet den heimischen Markt für Staatsanleihen. Auch internationale Investoren geben sich zunehmend vorsichtig. Reiner Back, Leiter Portfoliomanagement Renten, Geld und Devisen der MEAG, Vermögensmanager von Munich Re und Ergo, meint: „Es herrscht Zweifel an der Zahlungsmoral. Insbesondere Heta stellt ein gravierendes Problem dar.“ Dabei handelt es sich um die Abbaueinheit der Hypo Alpe Adria. „Die Republik Österreich sollte den Druck auf Kärnten erhöhen, seinen Verpflichtungen nachzukommen.“

Das Investorenvertrauen sei durch das aktuelle Schuldenmoratorium (dies ist bis Ende Mai 2016 in Kraft) sowie die Diskussion rund um die Kärntner Landeshaftung erschüttert worden, meint Back. Dass österreichische Bundesanleihen nicht stärker an Kurs verloren hatten, „liegt allein daran, dass Anleger überzeugt sind, die Heta-Gläubiger würden letztendlich ihr Geld bekommen.“ Dennoch, laut Thomas Neuhold, Fondsmanager bei der Gutmann KAG, bleiben die Risken weiterer negativer Schlagzeilen „und somit erneuter Kursverluste bei österreichischen Bundesanleihen bestehen“.

Auch die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone bereitet Investoren zunehmend Sorgen. Frankreich steht ebenfalls vor wachsenden Herausforderungen, weshalb Moody's im September das Rating senkte. Back: „Zugleich verbesserten sich die Aussichten in der Peripherie, etwa in Spanien, Portugal und in Italien.“ Grund seien Reformen sowie das von der EZB geförderte Tiefzinsumfeld.

Zuversicht für Spanien

Kein Wunder, dass sich das Augenmerk zunehmend auf Staatsanleihen aus jenen Ländern verlagert. Neuhold kann sich für variabel verzinste Staatsanleihen aus Italien erwärmen (siehe auch die Tabelle): „Damit verdient man zumindest ein wenig mehr als auf dem Sparbuch.“ Zudem passt sich der Kupon an den Drei-Monats-Euribor an – nach oben wie nach unten. „Italiens Regierungschef, Matteo Renzi, schaffte es, mehr Reformen umzusetzen als erwartet“, stellt Neuhold fest.

Portugal gelang es zwar im Vorjahr, den Rettungsschirm zu verlassen. Seit den Wahlen vom Oktober herrscht aber Unsicherheit. Nicht ohne Grund bekommen Anleger für portugiesische Staatsanleihen ein wenig mehr Rendite. Sollte die Pattsituation andauern, wären kurzfristig weitere Kursverluste möglich. Auch in Spanien stehen im Dezember Wahlen an. Doch Neuhold ist überzeugt: „Dort wird sich wohl eine stabile Regierung bilden.“ Zudem würden die Bankensanierungen fruchten, ein wichtiger Reformfaktor. Auch rechnet Spanien heuer mit einem Wirtschaftswachstum von fast drei Prozent. Neuholds Fazit: „Ich würde spanische Staatsanleihen bevorzugen.“ [ iStockphoto ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2015)


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