Wandelanleihen: Das Beste aus zwei Anlagewelten

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Sogenannte Convertibles punkten mit Gewinnchancen bei steigenden Börsen und bieten einen Puffer bei Kursrückschlägen. Dennoch sollte man einiges beachten.

Wien. Die jüngsten Marktturbulenzen schrecken viele Anleger ab. „Wir gehen aktuell nicht von einem Bärenmarkt an den Weltbörsen aus, rechnen aber mit hohen Schwankungsbreiten“, sagt André Riesen, Spezialist für Wandelanleihen bei der Schweizer Emcore Asset Management. Umso mehr könnten Wandelanleihen – oder Convertible Bonds, wie sie auf Englisch genannt werden – ihre Stärken ausspielen.

Dabei handelt es sich um eine spezielle Form von Unternehmensanleihen, die ebenfalls mit einem jährlichen Kupon ausgestattet ist. Dieser ist niedriger als bei „normalen“ Anleihen. Dafür erhalten die Käufer zusätzlich das Recht (im Fachjargon eine Option), die Bonds zu einem fixen Kurs in Aktien des Unternehmens zu wandeln. Klettert die Aktie über diesen fixen Wandlungskurs, wird es interessant, die Anleihe zu wandeln. Dann kommt man günstiger an die Aktien als bei einem Direktkauf an der Börse.

Wandelt man nicht und schaut zu, wie der Aktienkurs weiter steigt, legt auch die Wandelanleihe zu, da das Wandlungsrecht an Wert gewinnt. Gleiches gilt für die umgekehrte Richtung. Wobei Marc-Alexander Knieß, Chief Convertible Bond Strategist der Deutsche Asset Management, auf eine Faustregel verweist: „Im Schnitt machen Wandelanleihen zwei Drittel des Kursanstiegs von Aktien mit, aber nur ein Drittel der Kursrückschläge.“ Denn fällt die Aktie allzu weit unter den Wandlungskurs, hat die Option keinen Wert mehr. Anleger kassieren aber den Kupon und bekommen zu Laufzeitende ihr eingesetztes Kapital zurück. „Somit haben Anleger theoretisch unbegrenztes Gewinn-, aber begrenztes Verlustpotenzial“, sagt Riesen. Dann gibt es noch einen aktuellen Aspekt: Die Minuszinsen haben längst Unternehmensanleihen mit guter Bonität erreicht. „Bei Wandelanleihen hat man wenigstens die Chance, dass die Option an Wert gewinnt.“

Richtiges Timing ist schwierig

Was angesichts des unsicheren Umfelds für den Einstieg bei Wandelanleihen spricht: „Das richtige Timing an den Aktienmärkten erwischen nur die wenigsten Anleger“, unterstreicht Knieß. Sollte es nach oben gehen, kann man mit Wandelanleihen vom Aufschwung profitieren. Geht es weiter nach unten, sind aufgrund der Anleihekomponente die Verluste meist geringer als mit Aktien.

Weil einige Faktoren zu beachten sind (Bonität, Wert der Option, allgemeine Marktentwicklung), sollten Anleger besser über Fonds einsteigen. Der Tabellenbeste, jener von Schroder, zählt Titel wie Telecom Italia, América Móvil und Priceline Group zu den Top-Positionen. Die Nummer zwei – der M&G Global Convertibles – enthält auch Citrix sowie Yahoo. Vor allem Wachstumsfirmen – aus den Bereichen IT, Immobilien, Biotech und zyklischer Konsum – nützen Wandelanleihen als Finanzierungsform, weiß Knieß: „Die Zinszahlungen sind durch das Wandelrecht niedriger als bei reinen Unternehmensanleihen. Wird dann auch noch gewandelt, stärkt es die Eigenkapitalbasis.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2016)


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