Lauda: "Ich sehe nur Zahlen, keine Scheine, keine Münzen"

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Der dreifache Formel-1-Weltmeister und Flugunternehmer Niki Lauda erklärt in einem neuen Buch, worum es beim Geld geht.

Wien. „Wie viel Geld haben wir eigentlich?“, fragte Klein Nikolaus seinen Vater. „Über Geld spricht man nicht“, antwortete dieser. „Und wenn du noch einmal fragst, kriegst ein paar Watschen.“ Wenn man in eine Industriellenfamilie geboren wird, wenn der Großvater Präsident der Industriellenvereinigung ist, prägt das einen jungen Menschen fürs Leben. Niemand weiß das besser als Niki Lauda.

Der dreifache Formel-1-Weltmeister und Flugunternehmer hat mithilfe der „Krone“-Journalistin Conny Bischofberger ein Buch über seine Ansichten zu Geld geschrieben. Daraus geworden ist – wie bei Lauda nicht anders zu erwarten – eine amüsante Autobiografie mit vielen Anekdoten.

„Wenn ich an Geld denke, sehe ich nur Zahlen. Keine Scheine, keine Münzen, keine Emotion. Ich liebe Zahlen“, lautet das Credo des von Logik und Technikliebe getriebenen, selten nur Emotionen folgenden Kämpfers, der sich von Widerständen nicht abbringen lässt, seine Projekte zu verwirklichen. Bis sie ihm langweilig werden. Legendär ist sein Spruch, nicht mehr im Kreis fahren zu wollen.

Und so weiß Lauda ganz genau, dass er in der Formel1 in Summe zwölf Millionen Euro verdient hat. Für einen Vortrag verrechnet er 60.000 Euro. Seine erste Lizenz für eine Bedarfsfluglinie kaufte er um fünf Millionen Schilling (363.364,17 Euro) vom Autohändler Hinteregger.

Nie langweilig wird ihm das Fliegen. Auch nach dem Verkauf seiner zweiten Fluglinie, Niki, an Air Berlin – „der Kaufpreis war gut, rückwirkend war es die perfekte Entscheidung“ – bleibt er der Luftfahrt treu. Mit seinem Jet Global 6000. Auch da schwingt Rationalität mit: „Fliegen ist mein Lieblingshobby, aber ich nütze den Jet für meinen Job, um möglichst schnell herumzukommen“, sagte Lauda, der nun Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Formel-1-Teams ist, bei der Präsentation des Buchs. Und wenn er nicht mehr selbst fliegen könne? „Dann fliege ich Linie, geht ja auch.“

Schneller als die anderen

Zeit ist Geld – auf niemanden trifft dieser Spruch besser zu als auf Lauda. „Du musst auf dem schnellsten Weg mit dem geringsten Einsatz Dein Ziel erreichen – dann bis Du erfolgreich“, meint Lauda. Für ihn zählte nie Geld, sondern Leistung: Das war im Rennsport so und auch in der Fliegerei. So gering war der Einsatz nicht, denkt man an seinen Unfall am 1.August 1976. Und den Absturz einer Lauda-Air-Maschine 1991. Die Verantwortung für den Tod von 223 Menschen habe ihn an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gebracht, sagt er.

An Grenzen stieß Lauda auch, als er seine Fluglinien gründete. „Ich habe mit hohem Risiko investiert, und oft stand es auf Messers Schneide“, erinnert er sich. Es ging darum, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren und alles ins Lot zu bringen. Glück? Ja, das gehöre schon auch dazu. Aber es sei wichtig, realistisch zu bleiben und nicht leichtsinnig zu handeln.

Gelernt habe er natürlich auch aus Fehlern: Sein größter sei gewesen, dem Einstieg der AUA bei seiner ersten Fluglinie Lauda Air zuzustimmen. Die AUA kaufte bekanntlich nach vielen Querelen die Lauda Air zur Gänze – ein Kapitel, bei dem Lauda auch Emotion zeigt.

Ganz trocken sieht er indes den Flop mit dem Kapperl-Sponsor, der 2011 gescheiterten Money Service Group. Er, Lauda, habe dem Gründer der Liechtensteiner Finanzgruppe, Michael Seidl, vertraut. „Das war eine gute Lehre, jetzt hinterfrage ich alles fünfmal.“ Immerhin: Zu seinen Kapperl-Sponsoren und Werbeauftritten gibt es zwar keine Zahlen, aber in Summe machen solche Einnahmen 40 Prozent seiner Gesamteinnahmen aus, vermerkt Lauda, der nun zehn Prozent am Mercedes-Rennstall hält.

Über sein Image als Geizhals amüsiert sich der Vater von fünf Kindern sehr, und er spielt auch damit. „Warum soll ich jemanden zum Essen einladen, der mir nichts Interessantes zu bieten hat?“, lautet seine Erklärung, wie der Ruf entstanden sein könnte. Nicht geizig, sparsam sei er – das habe er im Elternhaus gelernt. Auch Gier sei ihm fremd. Dreimal pro Woche frühstückt er im Café Imperial. Das koste 26 Euro. „Da gebe ich immer 30, weil ich ohne Münzen auskommen will.“ Bankomaten könne er nicht bedienen, erzählt er lachend. „Wenn ich Geld brauche, gehe ich auf die Bank.“ Nur in diesem Punkt ist Lauda einig mit seinem despotischen Großvater, der als Aufsichtsrat der Ersten Nikis ersten Kredit für den Formel-1-Start vereitelt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2015)

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