Superreiche stecken ihr Geld in Immobilien

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Weltweit 167.669 Menschen sitzen auf einem Finanzvermögen von je mehr als 30 Millionen Dollar. Die meisten Superreichen leben in Europa, doch holen Asien und Lateinamerika stark auf.

Wien. Sie heißen „Ultra High Net Worth Individuals“, kurz „UHNWI“, sind die begehrteste Zielgruppe der Privatbanken und Vermögensverwalter und geben vor, welche Städte in den nächsten Jahren zu neuen Hotspots werden und welche im Ranking abrutschen: Superreiche mit einem frei investierbaren Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar. 167.669 gibt es weltweit, ihr Vermögen ist im Vorjahr um 600 Milliarden Dollar auf 20 Billionen Dollar angewachsen. Das geht aus dem „Wealth Report 2014“ von Knight Frank hervor, der kürzlich in Wien präsentiert wurde.

Die relative Mehrheit, nämlich 60.504, lebt in Europa (384 davon in Wien). Daran wird sich in den nächsten zehn Jahren wenig ändern. Dann wird die Zahl der Superreichen in Europa um 21 Prozent auf 73.400 gestiegen sein. Die stärksten Zuwächse dürfte es aber in Afrika (plus 53 Prozent auf 2860) und Asien (plus 43 Prozent auf 58.588) geben. Asien wird dann Nordamerika knapp überholt haben, schätzen die Studienautoren.

Und während derzeit London das Lieblingsdomizil der „UHNWIs“ ist, wird New York in zehn Jahren von Platz zwei auf Platz eins vorgerückt sein. Paris wird aus den Top-Ten verschwinden, Genf und Miami werden abrutschen. Dafür erfreuen sich sich asiatische Städte wie Hongkong, Singapur, Shanghai, Peking und Dubai wachsender Beliebtheit. „In Asien gibt es aber keine klare Nummer-eins-Destination“, stellt Liam Bailey, Head of Residential Research von Knight Frank in London, fest. In Europa zieht es die Reichen nach London, in den USA nach New York.

Stiftungen investieren sicher

Die österreichische Bundeshauptstadt findet sich nicht unter den Top-Ten-Destinationen der Reichen. Mit der Finanzmetropole London kann Wien nicht mithalten. Doch schätzten viele Wohlhabende die Sicherheit und die hohe Lebensqualität in Wien, sagt Bailey. Dort wird die Zahl der Superreichen in den nächsten zehn Jahren laut Studie um 26 Prozent auf 483 steigen. Der relative Zuwachs dürfte damit stärker ausfallen als in London (plus 17 Prozent auf 4940). Allein Wiener Luxusimmobilien haben sich im Vorjahr um sechs Prozent und in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent verteuert, berichtet Eugen Otto, Geschäftsführer von Otto Immobilien. Für Topwohnungen im ersten Bezirk müsse man zwischen 10.000 und 30.000 Euro pro Quadratmeter hinlegen.

In Österreich verfügen Schätzungen zufolge 75.000 Menschen über ein Vermögen von mehr als einer Million Euro, etwa 30 sind Milliardäre. Als „HNWI“ („High Net Worth Individual“) und potenzieller Privatbankenkunde gilt man hierzulande ab einem Finanzvermögen von 300.000 Euro. Zusammen verwalten die 20 Privatbanken 130 Mrd. Euro. Dieses Vermögen hat nach dem Abrutschen während der Finanzkrise wieder das Niveau von 2007 erreicht. Heuer sollte das Finanzvermögen der Wohlhabenden auf 138 Mrd. Euro ansteigen.

Dass die Wohlhabenden in den vergangenen sechs Jahren nicht wohlhabender geworden wären, lasse sich daraus aber nicht ablesen, sagt Wolfgang Traindl, Leiter Private Banking und Asset Management der Erste Bank. Vielmehr dürften sie ihr Vermögen weg von Aktien und Anleihen hin zu Sachanlagen umgeschichtet haben, also Immobilien und Gold.

Daran haben die Privatstiftungen keinen unwesentlichen Anteil. Bei vielen Stiftungen sei es zu einem Generationswechsel gekommen. Der Stifter sei nicht mehr am Leben, die Erben seien mit dem Stiftungsvorstand unzufrieden– und dieser stehe daher unter dem Druck, sehr vorsichtig zu investieren. „Es ist leichter zu vertreten, ein Zinshaus mit 1,5 Prozent Jahresrendite gekauft zu haben als eine Aktie, die dann um 20 Prozent fällt.“

Hang zur Philanthropie

Ansonsten geht der Trend bei den Reichen zu „Social Investing“. Sie wollen Rendite erzielen und wohltätig sein in einem. Doch auch der Trend zur Philanthropie (menschenfreundliches Handeln ohne Ertragserwartung) schwappe als Trend aus den USA nach Europa über. Gute Renditen erzielen sollte man heuer indes mit Unternehmensanleihen sowie Aktien aus entwickelten Ländern. Letztere seien zwar nicht mehr billig, böten aber in dem Niedrigzinsumfeld eine hohe Dividendenrendite, sagt Traindl. Auch Immobilien und Kunst erfreuten sich unter Reichen wachsender Beliebtheit.

AUF EINEN BLICK

Superreiche mit einem Vermögen von je mehr als 30 Millionen Dollar gibt es weltweit 167.669. Die meisten leben in Europa, gefolgt von den USA und Asien. Die stärksten Zuwachsraten gibt es jedoch in Afrika (von sehr niedrigem Niveau aus), Asien und Lateinamerika. Als Wohnort bevorzugen die Superreichen London, gefolgt von New York. In den nächsten zehn Jahren werden die beiden Städte die Plätze tauschen. Asiatische Städte werden stark aufholen, Europa wird ein wenig abrutschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2014)


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