Thujenhecken und Mistkübelboxen

Vorgärten. Sie haben vor allem schön auszusehen und als Visitenkarten zu dienen. Was darin keineswegs fehlen darf und, welche schmückenden Zusätze populär sind.

Man kann in ihnen nicht sitzen, nicht grillen und beim Gemüseanbau sind sie auch nicht hilfreich. Der Vorgarten kann im Vergleich zu jenem hinter dem Haus eigentlich nichts, außer gut auszusehen. Aber das ist auch seine wichtigste Aufgabe: als Visitenkarte des Hauses zu dienen und zu repräsentieren. Was er im Lauf der Jahrzehnte in den unterschiedlichsten Stilrichtungen auch brav getan hat: mit Thujenhecken und Gartenzwergen, Buxbaum und bunten Glaskugeln oder edlen Gräsern in Metallumrandungen.
Wobei man bei der Gestaltung des Vorgartens zwischen der Pflicht und der Kür unterscheiden muss: „Grundsätzlich sind es vier Elemente, die bei den meisten Vorgärten eine Rolle spielen“, erzählt Stefanie Starkl, Geschäftsführerin des gleichnamigen Gartencenters. „Da ist einmal der Weg vom Gartentürl zum Haus und zur Garage, die Verkleidung der Mistkübel, ein kleiner Baum sowie die Hecke drumherum. Und eventuell noch ein blühendes oder ein Gräser-Beet.“

Tausende für die Mistkübel

Wobei vor allem dem Verstecken der Mistkübel enorme Aufmerksamkeit gewidmet wird, und das nicht nur in Österreich. In Deutschland hat die Nachfrage nach den formschönen Mistkübelboxen – die im Nachbarland auf den klingenden Namen Mülleinhausungen hören – derartig angezogen, dass die „Welt“ ihnen jüngst einen großen Bericht in ihrem Finanzteil widmete. Zwar müssen in der Alpenrepublik nicht gar so viele Kübel versteckt werden wie bei den Nachbarn – dort stehen bis zu fünf Tonnen für Abfälle von Bio bis Altglas vor den Türen – doch der Anblick von Mistkübeln verträgt sich auch für die heimischen Vorgartenbesitzer nicht mit den ästhetischen Ansprüchen an die Visitenkarte des Hauses. „Das ist auch bei uns ein großes Thema“, betont Alexandra Zauner, Geschäftsführerin der Freiraum – Gärtner von Eden. „Solche Boxen, zum Beispiel aus Edelstahl, verkaufen sich sehr gut.“

Zwischen ein paar Hundert Euro für Kunststoffboxen aus dem Baumarkt bis hin zu ein paar Tausendern werden dafür investiert, die Ideen reichen von Holzeinfassungen bis zu grünen Varianten, wie Starkl erklärt: „Dazu eignen sich etwa schmal wachsende, immergüne Hecken wie beispielsweise der Kirschlorbeer Genolia. Der wächst schnell und bleibt auch im Winter grün.“ Eine andere Variante sei ein Zaun, den man mit Efeu beranken lassen könne.

Mindestens ebenso wichtig wie das Verstecken des Mists ist aber nach wie vor die Einfriedung der eigenen Scholle. „Der Österreicher neigt nach wie vor dazu, sich einzukasteln“, so Starkl. „Und am beliebtesten ist leider nach wie vor die Thuje, denn die erfüllt immergrün und pflegeleicht einfach ihren Zweck.“ Ein paar neue Trends geben aber Hoffnung, dass die Herrschaft der Thujenhecke nicht endlos sein wird, denn obwohl der Vorgarten nach wie vor akkurat in Ordnung gehalten wird, lösen teilweise Naturgärten oder Gräserbeete die Klassiker ab.
Gefragt sind pflegeleichte Varianten, die aber immer noch etwas hermachen, wobei ein paar praktische Überlegungen nicht aus den Augen verloren werden dürfen. Denn wer einen Rasen im Vorgarten haben möchte, sollte sich vorher überlegen, wie er gemäht wird. Ohne einen Weg ums Haus herum muss der Rasenmäher nämlich jedes Mal durchs Haus getragen werden, was möglicherweise nicht bei allen Familienmitgliedern auf Gegenliebe stößt.

Kürbisse und Türkränze

Mehr Wirkung mit weniger Aufwand lässt sich mit anderen Elementen erzielen: „Schöne Teaser sind beispielsweise besondere Tröge“, meint Zauner. Aber auch mit saisonalen Accessoires lässt sich ohne große Mühe Eindruck schinden. „Dazu gehören Dekorationen vor der Tür wie der Kürbis im Herbst, der Weihnachtsbaum oder ein Korb mit Tulpen im Frühling“, so Starkl. „Aber auch entsprechende Türkränze sind sehr beliebt.“
Auf der anderen, preislichen Seite des Spektrums der Vorgartengestaltung finden sich dann Elemente wie Wasserbecken, Brunnen oder sogar Skulpturen, mit denen die Hausbesitzer den öffentlichen Teil ihres Anwesens repräsentativ gestalten können. Zu den neuesten Trends gehören etwa gläserne Skulpturen und Brunnen, wie Zauner berichtet. Funkelnd und bunt stehen sie vor der Türe, halten Sonne und Schnee aus und sorgen für den besonderen Glanz zu jeder Jahreszeit. Und die ganz persönliche Note, denn die kostbare Zierde – die Preise beginnen bei 2500 Euro – wird von der Glasmalerei Stift Schlierbach in Zusammenarbeit mit österreichischen Künstlern gefertigt. Und das durchaus auch nach den Vorstellungen der Vorgartenbesitzer: „Die Kunden können dabei natürlich mitreden und auf Wunsch auch eine Skulptur nach Entwürfen von Arik Brauer bekommen“, erklärt Geschäftsführer Robert Geyer-Kubista. Da ist man dann zwar nicht mehr mit 2500 Euro dabei, aber eine Investition in Kunst im Vorgarten sollte mindestens so viel wert sein wie das perfekte Versteck für die Mistkübel. (sma)

Was im Vorgarten nicht fehlen sollte . . .

Tipp 1

Must-haves. Vier Elemente spielen in fast jedem Vorgarten eine Rolle:
 der Weg vom Gartentürl und/oder der Garage zur Haustür,
 die Eingrenzung von der Thujenhecke bis zum Maschendrahtzaun,
 ein kleiner Baum, der gern auch besondere Formen aufweisen darf,
 die inzwischen unvermeidliche Unterkunft für die Mistkübel.

Tipp 2

Nice-to-haves. Nach den Basics geht es an die Gestaltung der „Visitenkarte des Hauses“ mit grünenden und blühenden Elementen. Viel Wirkung mit wenig Aufwand lässt sich beispielsweise mit Blumentrögen oder saisonalen Accessoires erzielen. Wer einen Rasen vor der Haustür haben möchte, sollte sich vorher überlegen, wie der Rasenmäher dorthin kommt.

Tipp 3

Hat sonst kaum wer. Nach oben hin sind beim Vorgarten wie auch bei dessen Kollegen hinter dem Haus kaum Grenzen gesetzt. Von kostspieligen Bonsais bis zu aufwendigen Wasserspielen ist alles möglich. Zu den neuen Trends gehören gläserne Skulpturen und Brunnen, die nach Entwürfen heimischer Künstler gefertigt werden und für extravaganten Glanz vor der Tür sorgen.

Mehr Tipps für Ihre persönlichen Finanzen:
www.diepresse.com/meingeld

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.