Widerstand ist zweckreich

Sicherheit. Ein guter Einbruchschutz lässt sich auch nachträglich montieren. Eine Voraussetzung ist, dass dies durch einen Fachmann geschieht.

Laut Jahresbericht des Bundeskriminalamtes 2015 wurde im Vorjahr mehr als 15.500 Mal in Wohnungen und Einfamilienhäuser eingebrochen. Für diese große Zahl an Einbruchsopfern ist es wenig Trost, dass rein statistisch die Zahl der Delikte um 9,3 Prozent zurückging. Viele machen es den Tätern aber auch allzu leicht: Fenster und Türen ohne Einbruchschutz lassen sich nämlich nicht in Minuten, sondern sogar in Sekunden aufhebeln. Dabei ist Abhilfe eigentlich kein Problem: Wirksamer mechanischer Einbruchschutz lässt sich auch leicht nachträglich montieren. „Bestehende Fenster können auf der Innenseite mit Bandsicherung, absperrbaren Fenstergriffen und Ähnlichem zumindest auf die Widerstandsklasse zwei gebracht werden“, erläutert Herbert Maté vom Sicherheitsunternehmen Evva. Diese einfache Nachrüstung erfordert keinerlei bauliche Veränderungen und kostet inklusive Montage lediglich rund 200 Euro pro Fenster. Der Effekt ist, dass selbst versierte Einbrecher mindestens drei bis fünf Minuten „arbeiten“ müssen, um in das Innere des Hauses einzudringen. Dieser Zeitaufwand, verbunden mit dem Risiko der Entdeckung, hält viele Gelegenheitseinbrecher ab.

Nur mit Fachmann

Aufwendiger als bei Fenstern ist es, die Eingangstür zu sichern. Sinnvoll sind Sicherheitsschloss und Mehrfachverriegelung sowie möglichst eine einbruchhemmende Tür der Widerstandsklasse drei oder darüber, betont man beim Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ). Solche Türen kosten allerdings über 2000 Euro. Als Minimallösung für Türen von Einfamilienhäusern empfiehlt sich zusätzlich zu einem guten Schloss eine helle Beleuchtung. Wichtig ist, so Maté, die Montage der Sicherheitseinrichtungen durch einen Fachmann vornehmen zu lassen. Immer wieder passiere es, dass Laien zusätzliche mechanische Sicherungen im Kunststoffrahmen des Fensters befestigen. Dort haben sie aber nur minimalen Halt: „Bei Kunststofffenstern ist eine Befestigung im innen liegenden Metallrahmen erforderlich“, erläutert der Experte. Ähnliches trifft auf Türen zu.
Jeder mechanische Einbruchschutz kann Täter aber nur eine bestimmte Zeit aufhalten. Sinnvoll ist daher eine Kombination mit einer Alarmanlage, die bereits beim ersten Angriff auf die Außenhülle losgeht und Anrainer aufmerksam macht sowie bei Wachdienst oder Polizei Alarm auslöst. Ein Gangster braucht schon ziemlich gute Nerven, um bei heulender Sirene Tür oder Fenster zu knacken und danach noch weitere Minuten im Inneren nach Schmuck, Bargeld oder Laptop zu stöbern. Die meisten Einbrecher suchen dann lieber ohne Beute das Weite. An die Alarmanlage können als zusätzliche Sicherheitselemente außerdem Rauch- oder Gasmelder angeschlossen werden.

Schutz bei Anwesenheit

Profis lassen sich aber auch von einer Alarmanlage nicht abhalten. Hochwertige einbruchshemmende Fenster und Türen, zusätzliche elektronische Sicherungen bis hin zur Videoüberwachung mit Aufschaltung an eine Alarmzentrale können bei gefährdeten Personen durchaus sinnvoll sein.
Maté weiß zu berichten, dass Einbrecher zuletzt rücksichtsloser agierten und auch zu zweit oder zu dritt am Werk sind. „Seit einiger Zeit wird immer öfter eingebrochen, wenn die Bewohner zu Hause sind“, erzählt er. Für die Betroffenen können derartige Konfrontation mit Kriminellen nicht nur körperliche, sondern auch massive psychische Folgen haben. „Sicherheitseinrichtungen wie das Verriegeln der Fenster und das Absperren der Tür sollten deshalb immer aktiviert werden – auch wenn man abends zu Hause ist“, rät der Experte.
Wem das nicht reicht: Nach US-Vorbild lassen sich Wohlhabende in Villen auch hierzulande immer öfter einen Panikraum einbauen. Das ist ein mit Tresortüren gesicherter und mit durchschussfesten Wänden, Belüftung und Telefon ausgestatteter Schutzraum, in den die Hausbewohner bei einem Überfall flüchten können.

Praxistest

Türschloss ist nicht gleich Türschloss, warnt der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Im Rahmen eines Widerstandstests mit 20 Modellen herkömmlicher Schlösser kam die Konsumentenschutzorganisation auf ein ernüchterndes Resultat: Die Hälfte davon ließ sich innerhalb weniger Minuten knacken, lediglich sechs Modelle bestanden den Test mit einem Sehr gut. Die Experten raten daher, immer auf Qualitätsschlösser zu setzen.
www.konsument.at

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