Immobilien-Indexfonds: Günstig zu mehr Grund

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Vonovia(c) APA/dpa/Bernd Thissen (Bernd Thissen)
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Indizes. Niedrige Zinsen und Übernahmen machen ein Investment in Grund und Boden interessant. ETFs bieten eine günstige Chance.

Wien. So schnell kann es gehen: Anfang September machte der deutsche Wohnkonzern Vonovia überraschend ein Übernahmeangebot für die heimische Conwert. Schon etwas früher im Jahr kaufte sich die Immofinanz bei der CA Immo ein. Noch vor wenigen Jahren wären derartige Übernahmen nahezu undenkbar gewesen.

Doch inzwischen wundert es nur wenige, dass die Immobilienbranche nicht nur bei Mitwerbern, sondern auch bei vielen Anlegern hoch im Kurs steht. Denn viele Branchenkonzerne kassieren stetige Mieteinnahmen und profitieren von Wertsteigerungen ihrer Immobilien. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen sei diese Assetklasse zudem eine begehrte Alternative für laufende Erträge, sagt Heike Fürpass-Peter, Vertriebsleiterin für Deutschland und Österreich beim ETF-Anbieter Lyxor: „Immobilienaktien gelten als gute Dividendenzahler.“

Markt ist schwer zu schlagen

Wobei, ganz ohne Tücken ist ein Brancheninvestment nicht. Zahlen können mitunter mächtig enttäuschen, Übernahmen können wieder abgeblasen werden. Im Vorjahr stemmten sich etwa Deutsche-Wohnen-Aktionäre gegen die Übernahme des Konkurrenten LEG Immobilien. Doch das muss ein Investment in die Branche nicht minder attraktiv machen.

(c) Die Presse

So können Anleger etwa auf einen ganzen Korb an Immobilienaktien setzen. Mit einem Immobilien-ETF kann man das Risiko auf zahlreiche Konzerne streuen und weltweit veranlagen. Zudem sind ETFs laufend an der Börse handelbar. „Und die Kosten sind deutlich geringer als die eines aktiv gemanagten Immobilien-Aktienfonds“, so Fürpass-Peter. Ausgabeaufschlag gibt es keinen. Dafür fallen folgende Kosten an: Nebst den Bankspesen gibt es eine Handelsspanne zwischen dem An- und Verkaufskurs sowie die laufenden Kosten – die bei ETFs meist weit geringer als bei aktiv verwalteten Fonds sind (siehe die Tabelle).

Auch Günter Stibbe, Analyst bei Avana Invest, sieht in dem Börsenhandel von Immobilien-ETFs einen großen Vorteil, und hebt diesen etwa anhand des Beispiels der Finanzkrise von 2008 hervor: „Nach Ausbruch der Krise nahmen einige offene Immobilienfondsgesellschaften die Anteile eine Zeit lang nicht zurück.“ Allein, diese Gesellschaften investieren das Geld direkt in Grund und Boden, Bewertungen waren nach der Krise teilweise nur schwer möglich. Immobilienaktien waren hingegen weiter handelbar, wenn auch mit einem Minus nach dem Crash. Auch gegenüber aktiv gemanagten Fonds findet Stibbe Vorzüge. Gerade in sehr spezialisierten Bereichen wie der Immobilienbranche gingen viele Anleger davon aus, dass es aktiven Fondsmanagern mit einer geschickten Aktienselektion gelinge, den Markt zu schlagen. „In der Realität ist das oftmals nicht der Fall.“

Büro vs. Wohnung

Was ein Investment in Immobilien-ETFs weiters bringen kann, darauf verweist Bahram Sadighian, Vertriebsleiter für Österreich und CEE bei iShares: „Innerhalb der Branche entwickeln sich einzelne Bereiche, etwa Büro- oder Wohnimmobilien, zum Teil ganz unterschiedlich, je nach Konjunkturzyklus.“ Mit einer Streuung habe man gute Chancen, an unterschiedlichen Entwicklungen in verschiedenen Konjunkturphasen teilzuhaben, so Sadighian.

Doch manche Risken bleiben bestehen. Sobald die Zinsen wieder nach oben drehen – etwa weil der gestiegene Ölpreis nicht ohne Folgen auf die Inflationsrate bleibt –, könnten vor allem jene Anleger rasch aussteigen, die in einem Immobilieninvestment nur einen Anleiheersatz sehen. Auch sollte man bedenken, dass der Sitz eines Immobilienunternehmens nicht zwangsläufig mit der regionalen Tätigkeit übereinstimmen muss. Ein wenig Recherchetätigkeit wird interessierten Anlegern selbst bei einem simplen Indexinvestment wohl nicht erspart bleiben. Zudem sollte man beachten, dass sich die Indexzusammensetzung selbst ändern kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2016)

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