Sparzinsen langfristig fix absichern?

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Anleger müssen sich wohl auf eine lange Phase mit niedrigen Zinsen einstellen. Fixzinsprodukte wie ein Bausparvertrag gewinnen daher wieder an Attraktivität.

Wien/Ker. Für Prognosen über den Euro-Dollar-Währungskurs gibt es ein Sprichwort unter Investoren: Eine Schätzung für die nächsten zehn Minuten sei bereits langfristig. Alle Prognosen, die darüber hinausgingen, seien unseriös. Ähnliches hätte man in den vergangenen Monaten auch von Zinsprognosen behaupten können, weil sich die Ereignisse in der europäischen Schuldenkrise beinahe täglich überschlugen.

Ein Rückblick: Vor eineinhalb Jahren stand der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei einem Prozent. Der Zwölf-Monats-Euribor – ein wichtiger Referenzzinssatz, an dem sich teilweise auch Sparzinsen orientieren – notierte bei fast zwei Prozent. Für die Analysten war es damals nur eine Frage der Zeit, bis die EZB die Leitzinsen erhöhen und dann quartalsweise anheben würde. Demnach müsste der Leitzins heute bei über zwei Prozent stehen, der Euribor-Marktzins bei drei Prozent.

Weit gefehlt. Vielmehr beobachten wir eine Niedrigzinsphase. Der Leitzins steht auf einem historisch niedrigen Niveau von 0,75 Prozent. Der Zwölf-Monats-Euribor sinkt laufend und notiert aktuell bei 0,7 Prozent. Das ist schlecht für Sparer, weil diese so gut wie keine Zinsen erhalten. Eine Situation, die noch länger anhalten könnte. „Die Sparer sollten sich auf eine lange Periode mit rekordtiefen Zinsen einstellen“, sagt Valentin Hofstätter, Ökonom bei der Raiffeisenbank International.

Welche Alternativen gibt es?

Die Sparzinsen werden bescheiden bleiben, die jährlichen Inflationsraten aber trotzdem bei zwei Prozent oder darüber liegen. Damit drohen reale Verluste. Soll man sich daher jetzt noch mit fixen Zinsen absichern?
•Sparbuch: Für ein zweijähriges Sparbuch gibt es bei Direktbanken wie der Denizbank und der Vakifbank einen Zinssatz von 2,375 Prozent. Wenn die jährliche Inflation zwei Prozent beträgt, erleidet der Anleger in diesen zwei Jahren einen kleinen Kaufkraftverlust von rund 0,5 Prozent. Hier schneidet man jedoch deutlich besser ab als bei gewöhnlichen Filialbanken. Die Bank Austria etwa hat ihre Sparzinsen noch einmal gestutzt. Für ein einjähriges Sparbuch gibt es nur noch 0,65 Prozent. Nach Steuer und Inflation beträgt der reale Kaufkraftverlust 1,5 Prozent – auch wenn die (offizielle) Inflation nur zwei Prozent ausmacht.
•Bausparer: Neben variabel verzinsten Verträgen gibt es auch Fixzinsprodukte. Die Verzinsung macht hier jährlich zwei Prozent aus, fix für sechs Jahre. Was schaut am Ende heraus, wenn man jährlich 1200 Euro einzahlt? Auf dem Konto stehen dann rund 7670 Euro (nach Steuer). Das ergibt einen effektiven jährlichen Zinssatz von rund 1,8 Prozent. Damit wird man einen geringen Realverlust einfahren. Aber: Mit einem variablen Bausparer kann es noch schlimmer kommen, falls die Marktzinsen niedrig bleiben und man über Jahre nur mit der Mindestverzinsung von einem Prozent abgespeist wird. Dann würde der Anleger im schlimmsten Fall eine Nettorendite von nur 1,2 Prozent jährlich verbuchen.
•Anleihen: Wenn von hohen Zinsen die Rede ist, fällt reflexartig der Begriff Unternehmensanleihe. Dort gibt es saftige Zahlungen. Netto bleibt aber auch nicht viel übrig, da heimische Anleihen im Handel teils teuer sind. Beispiel Voestalpine: Deren bis 2018 laufende Anleihe (ISIN: AT0000A0MS58) wirft einen jährlichen Zins von 4,75 Prozent ab. Wenn der Anleger Anleihen im Wert von 5000 Euro kauft, muss er dafür 5500 Euro bezahlen. Nach Abzug von Kosten und Steuer ergibt das eine Nettorendite von 1,3 Prozent jährlich. Oder mit anderen Worten: Real droht dem Anleger auch hier ein Minus. [i-Stockphoto]

Was Sie beachten sollten bei... niedrigen Zinsen

Tipp 1

Sparbuch. Für zweijährige Sparbücher gibt es bei Direktbanken einen Zinssatz von 2,375 Prozent. Einlagen von bis zu 100.000 Euro sind gesichert. Die Inflation knabbert trotzdem mit. Am Ende erleidet der Anleger einen geringen realen Verlust von 0,5 Prozent. Das ist aber deutlich besser als bei normalen Filialbanken wie der Bank Austria, die nur noch Minizinsen anbietet.

Tipp 2

Bausparer. Beim Bausparen mit fixen Zinsen bekommt der Anleger einen jährlichen Zinssatz von zwei Prozent. Rechnet man die staatliche Prämie hinzu und zieht Kosten wie Steuern ab, ergibt das eine effektive Verzinsung von rund 1,8 Prozent jährlich. Beim variablen Bausparen droht eine jährliche Nettorendite von 1,2 Prozent, wenn die Marktzinsen jahrelang niedrig bleiben.

Tipp 3

Anleihen. Unternehmensanleihen werfen hohe Zinsen ab. Im Handel sind sie aber teuer. Das verdeutlicht die Voestalpine, deren Anleihe bis 2018 jährlich 4,75 Prozent abwirft. Wenn man Anleihen im Wert von 5000 Euro kauft, muss man satte 5500 Euro berappen. Am Ende bleibt eine Rendite von jährlich 1,3 Prozent übrig. Damit wird man die Inflation lange nicht abdecken können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2012)

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