Gold hat Luft nach oben

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Der Goldpreis könnte sich noch bis 1400 Dollar erholen, sagen technische Analysen. Die Stimmung verbessert sich wieder – und vor allem die Chinesen kaufen kräftig Gold zu.

Wien. Der Goldmarkt hat viele Facetten, der Preis wird aber (zumindest bisher) nicht von den Käufern und Haltern des physischen Metalls bestimmt – sondern von den Aktivitäten der Banken und Spekulanten an den Terminmärkten. Und da sieht es derzeit wieder gut aus für den Goldpreis. Zumindest, wenn man der technischen Chartanalyse Glauben schenkt. Demnach hat der Goldpreis sein Erholungspotenzial nach dem starken Einbruch des vergangenen Jahres noch nicht ausgeschöpft und könnte seinen Anstieg bis 1400 Dollar ausdehnen.

Zu diesem Ergebnis kommen die technischen Analysten von Citi Futures und RBC Wealth Management. Auch die Commerzbank deutet die jüngste Entwicklung so, dass das Edelmetall einen Ausbruch geschafft hat.

Bessere Stimmung

Am Vortag hatten sich die Notierungen den zweiten Tag in Folge und erstmals seit Oktober über dem gleitenden 100-Tage-Durchschnitt etabliert. Zudem hat das Edelmetall seit dem 23.Jänner konstant über dem 50-Tage-Durchschnitt gelegen.

Diese Konstellation deutet nach Ansicht von Sterling Smith von Citi Futures in Chicago auf einen weiteren Anstieg von 8,5 Prozent bis Ende März hin. Gold profitiert derzeit von den Turbulenzen in den Schwellenländern sowie von Anzeichen für eine stockende Verbesserung des US-Arbeitsmarktes.

„Die Stimmung scheint sich allmählich zu verbessern, und Gold zieht Käufe an“, sagte der leitende Anlagestratege Michael Gayed von Pension Partners in New York. Georg Gero, Vizepräsident von RBC Wealth Management, richtet den Blick auf die Zahl der offenen Kontrakte. Sollten sie steigen, wäre dies ein günstiges Signal. „Sobald sich wieder mehr Anleger dem Markt zuwenden, werden die Preise anziehen“, so Gero. „Die Markttechnik deutet auf eine gewisse Stärke hin.“ Christoph Geyer, technischer Analyst bei der Commerzbank in Frankfurt, spricht von einem gelungenen charttechnischen Ausbruch beim Gold.

„Die Abwärtstrendlinie konnte gebrochen werden, und was viel wichtiger ist, der Widerstand im Bereich knapp unter 1280 USD wurde überwunden“, schrieb Geyer in einer Studie. „Somit steht einem weiteren Anstieg derzeit nichts im Wege.“ Als nächstes Ziel erachtet der Analyst „die obere Trendkanalbegrenzung des neuen kurzfristigen Aufwärtstrendkanals“, die bei knapp 1320 Dollar verläuft. Etwas vorsichtiger eingestellt ist Fondsmanager Walter Hellwig von BB&T Wealth Management in Birmingham. Trotz konstruktiver Ansätze hält er es für etwas früh, von einer Erholung zu sprechen. „Es muss wieder mehr Geld zurück in den Markt fließen, damit sich eine signifikante Veränderung für die Aussichten ergibt.“

Hauptfaktor China

Aber die technische Analyse ist nur ein Aspekt, wenn es um den Goldmarkt geht. Ein weiterer sehr wichtiger ist China. Die Importe physischen Goldes nach China sind im vergangenen Jahr um rund 40Prozent auf mehr als 1000 Tonnen gestiegen. China ist inzwischen ein größerer Goldmarkt als Indien, das traditionell als goldverliebt gilt. Diese weiterhin sehr starke Nachfrage aus Asien muss sich auch im Preis niederschlagen.

Die französische Bank SocGen hat die Entwicklung des Goldpreises mit einem Index zur politischen Stabilität Chinas verglichen. Und siehe da: Immer wenn die Unsicherheit bei den Chinesen steigt, steigt auch der Goldpreis. Die Folgerung der Analysten: In unsicheren Zeiten greifen viele Chinesen zu Gold. Und ihre Regierung fordert die Chinesen inzwischen auch zum Goldkauf auf. (ag./jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2014)

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