s-Bauspar-Chef: Keine Kündigung hochverzinster Bausparverträge

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Einen solchen Schritt wie in Deutschland werde es aufgrund möglicher rechtlicher Probleme nicht geben.

Die extremen Niedrigzinsen schlucken bei Geldinstituten einen immer größeren Teil des Nettozinsertrags, "auch bei uns wird er sinken", sagte s-Bauspar-Chef Josef Schmidinger am Donnerstag. So werde es immer schwieriger, langfristige Kreditzinsen mit täglich fälligen Einlagen zu finanzieren. Die Kündigung hochverzinster Bausparverträge wie in Deutschland werde es in Österreich aber nicht geben.

Materiell wäre ein solches Aufkündigen zu hoch verzinster Einlagen zwar vielleicht ein Thema, die rechtliche Durchführung wäre aber wenig Erfolg versprechend, sagte Schmidinger im Klub der Wirtschaftspublizisten.

In Deutschland hat die Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen bestätigt, Tausenden Bausparern ihre hoch verzinsten Altverträge zu kündigen. Auch andere deutsche Bausparkassen verfahren ähnlich: So kündigte etwa die LBS Bayern vor wenigen Wochen 26.000 gut verzinste Altverträge - und handelte sich dadurch rund 1.100 Kundenbeschwerden ein. Die betroffenen Verträge waren seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif, Kunden beantragten allerdings kein Darlehen. Stattdessen lässt mancher Bausparer die oft relativ hoch verzinsten Altverträge angesichts der aktuell mickrigen Sparzinsen weiterlaufen. Die LBS begründet die Kündigung damit, es sei nicht Vertragszweck, Anlegern zeitlich unbegrenzt eine festverzinsliche Kapitalanlage zu ermöglichen. 

Kreditraten um 30 Prozent günstiger als 2008

Seit 2008 seien die Kreditraten um 30 Prozent gesunken: Ein 20-Jahres-Kredit koste heute monatlich 526 Euro, vor sechs Jahren waren es 709 Euro. Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen würden heute 83 Prozent der Kredite noch immer variabel abgeschlossen, wundert sich Schmidinger: Offenbar gebe es Menschen, die glauben, dass die Zinsen noch weiter sinken könnten.

Für die Banken steige dennoch das Zinsänderungsrisiko. "Einen Teil der Kunden sollten wir vielleicht in Richtung Kapitalmarkt-Finanzierungen 'umgewöhnen', etwa mit Anleihen wie im Fall der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, um Probleme aus den Büchern zu bekommen."

Wohnbauanleihen niedrig verzinst

Im eigenen Bestand der s-Bausparkasse liegt die Verzinsung im Schnitt noch bei mehr als 1,7 Prozent, doch reifen die Hochzinser ab 2016 verstärkt ab. Auf der Aktivseite versuche man sich mit Fixzins-Krediten mit 2,20 bis 2,30 Prozent p.a. für 10-Jährige zu positionieren. Jedoch gebe es kreditseitig starken Wettbewerb, auch das schmälere die Erträge.

Auch Privatanleger, die Ersparnisse in Wohnbau-Anleihen stecken wollen, bekommen das niedrige Zinsniveau zu spüren. Heuer gibt es noch neu emittierte Bonds mit 1,3 Prozent Kupon, allerdings bereits zu Kursen von 103 oder 104 Prozent, womit die Zinsen der ersten paar Jahre schon weg sind. 2015 werde man auf 1,1 bis 1,2 Prozent gehen, so Schmidinger.

Bausparfinanzierungen bietet die "s" ab 0,95 Prozent p.a. der Darlehenssumme (fix auf 12 Monate), der effektive Gesamtzinssatz beträgt 2,5 Prozent. Daneben gibt es noch zwei Fixzins-Angebote. Kreditausfälle gebe es derzeit fast überhaupt keine, anders als vor fünf, sechs Jahren.

(APA)


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