Bausparen immer weniger attraktiv

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THEMENBILD-PAKET: SPARPAKET/BAUSPAREN/BANKEN/ZUKUNFTSVORSORGE(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Die Zahl der Neuabschlüsse von Bausparverträgen ist auf ein mehrjähriges Tief gefallen. Die Branche plagen hoch verzinste Altverträge, die nicht „im Sinn des Bausparsystems“ sind.

Wien. In Österreich gibt es 4,9 Millionen Bausparverträge. Es ist die beliebteste Art des Sparens der Österreicher. Doch sie verliert zunehmend an Attraktivität, wie der Rückgang um 2,8 Prozent der Bausparkonten zeigt. Der am Dienstag vorgestellte Jahresbericht der vier Bausparkassen – Raiffeisen, S-Bausparkasse, Wüstenrot und Start:Bausparkasse – bezeugt auch einen Rückgang der Neuabschlüsse.

Die Zahl der neuen Bausparer ist um 8,3 Prozent (fast 76.000) zurückgegangen. 2015 wurden 831.827 neue Bausparverträge abgeschlossen, 2014 waren es noch 907.503. Im Vergleich dazu gab es in den Jahren 2009 und 2010 noch je mehr als eine Million Neuabschlüsse. Die Neuabschlüsse sind damit zumindest auf einem Zehnjahrestief, jedoch angesichts der gesunkenen Sparquote von 6,7 Prozent „ein sehr respektables Ergebnis“, meint Josef Schmidinger, Vorsitzender des Arbeitsforums österreichischer Bausparkassen und Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse der österreichischen Sparkassen.

(C) DiePresse

Wenig Prämie, niedrige Zinsen

Eine Ursache des Rückganges ist, dass die staatliche Prämie vor vier Jahren gekürzt wurde. Die Prämie beträgt bis zu 18 Euro pro Person. Außerdem ist das niedrige Zinsniveau ausschlaggebend. „Die Zinsentwicklung drängt zum Konsum und zur Rückzahlung von Krediten, nicht zum Sparen“, sagt Schmidinger. Man könne sich die von der Europäischen Zentralbank vorgegebenen Zinsen nicht aussuchen.

Während deutlich weniger Neuabschlüsse verzeichnet wurden, sind die Bauspareinlagen jedoch nur um 0,9 Prozent zurückgegangen. Das Volumen der Bauspareinlagen liegt mit 20,5 Mrd. Euro weiterhin über der 20-Milliarden-Euro-Marke. Das bedeutet, dass diejenigen mit einem bestehenden Bausparvertrag diesen auch weiterhin besparen beziehungsweise nach dem Auslaufen verlängern.

Wie bereits im Vorjahr sind auch die Ausleihungen, also die Wohnbaukredite, für die die Bauspargelder herangezogen werden, leicht rückläufig. Ende 2015 waren 18,967 Milliarden Euro offen, um 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Altverträge nicht gekündigt

Zum Thema hoch verzinste Altverträge wies Schmidinger auf den Systemwechsel im Jahr 1999 hin: Bis dahin gab es Fixzinszusagen, seither gibt es variable Zinsen. Die S-Bausparkasse habe Kunden mit hoch verzinsten Altverträgen eingeladen, auf das variable System mit einer Sechsjahresbindung umzusteigen oder die Beträge abzuheben. Gekündigt wurden diese alten Verträge – mit zwei oder mehr Prozent Zinsen – bis jetzt nicht.
Wenn jemand hohe Beträge in einen solchen Altvertrag stecke, sei das nicht der Sinn des Bausparsystems, so Schmidinger. Bei der S-Bausparkasse gebe es 44 Bausparkonten mit je mehr als 300.000 Euro Einlagen sowie rund 400 mit mehr als 50.000 Euro. In einem Fall habe es kürzlich eine Auszahlung von 3,6 Mio. Euro zu 3,5 Prozent Zinsen gegeben.

Die Start:Bausparkasse habe ebenfalls rund 40 bis 50 solcher Altverträge, liege im Volumen aber unter der S-Bausparkasse, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Klingenbrunner. Die Raiffeisen-Bausparkasse befinde sich in einer Abwarteposition und prüfe rechtliche Möglichkeiten, so deren Chef Manfred Url. Verträge gekündigt haben die Bausparkassen nicht. Die Kündigung von Altverträgen beschäftigt auch die Gerichte. Die Arbeiterkammer hat 2014 eine Verbandsklage gegen Wüstenrot eingebracht. Das ORF-Konsumentenmagazin „Help“ berichtete, dass das Verfahren beim Obersten Gerichtshof anhängig ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2016)

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