Die größten Gefahren der Altersvorsorge

(c) Clemens Fabry
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Verlustvermeidung ist für viele Anleger bei der Altersvorsorge einer der wichtigsten Aspekte. Doch zu geringe Erträge und in der Folge eine zu geringe Pension stellen ebenfalls ein Risiko dar.

Wien. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge hat hierzulande keinen allzu guten Ruf. Vergleichsweise spät wurden einschlägige Produkte forciert– kurz bevor die Finanzkrise ausbrach und die hoch gesteckten Erwartungen enttäuschte. Etwa bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Sie warf in den zehn Jahren ihren Bestehens geringere Erträge ab, als viele erhofft hatten. Um die Kapitalgarantie erfüllen zu können, musste in vielen Verträgen die Aktienquote so weit heruntergefahren werden, dass kaum noch Erträge anfielen, die über die Kapitalgarantie hinausgingen.

Risiko des Wertverlusts

Doch immerhin ist das Kapital garantiert; wer die Zukunftsvorsorge zweckgemäß verwendet, sich also ab dem Pensionseintritt eine regelmäßige Zusatzpension ausbezahlen lässt, sollte bei durchschnittlicher Lebenserwartung mindestens sein Kapital plus die staatliche Prämie zurückbekommen. „Hier wird eine Scheinsicherheit suggeriert“, sagt Josef Obergantschnig von der Security KAG. Eine nominelle Kapitalgarantie mache nur bei relativ kurzer Laufzeit Sinn. Nach mehreren Jahrzehnten bedeute ein bloßer Kapitalerhalt aber einen großen Verlust.

Nach 50 Jahren würden bei einer jährlichen Inflationsrate von drei Prozent nur etwas mehr als 20 Prozent des Vermögens übrig bleiben. „Das Risiko des realen Wertverlusts ist viel größer als das des Kapitalverlusts“, stellt Obergantschnig fest. Denn eine sehr lange Kapitalbindungsdauer (ab 15 Jahren) würde Kapitalerhalt ohnehin fast garantieren– ohne Garantiekosten. Gegen Ende des Veranlagungszeitraums müsse man jedoch sukzessive auf risikoärmere Veranlagungen umstellen, da man sonst einen starken Kursrückgang in den letzten Jahren nicht mehr so leicht ausgleichen könne.

Dennoch zwinge der Staat bei der Zukunftsvorsorge alle in ein relativ enges Korsett. Für junge Leute sei die Aktienquote meist viel zu niedrig, da der Ertrag zu gering ausfalle. Zwar wurde die Zukunftsvorsorge kürzlich dahingehend reformiert, dass die Aktienquote für über 50-Jährige etwas zurückgefahren werden kann. Während beim alten Modell eine Mindestaktienquote von 30 Prozent gilt, gibt es beim neuen Modell eine Bandbreite von 15 bis 60 Prozent Aktienanteil für unter Fünfzigjährige und von fünf bis 50 Prozent für Ältere. Das sei aber noch immer zu starr, meint Obergantschnig.

Eine Variante ohne Kapitalgarantie gibt es nicht– zumindest nicht, wenn man eine staatliche Prämie (derzeit erhält man 4,25 Prozent auf die einbezahlten Beiträge) will. Produkte wie Zukunftsvorsorge und (fondsgebundene) Lebensversicherungen haben gegenüber Aktien und Fonds noch einen weiteren großen Vorteil: Die Erträge sind von der 25-prozentigen Kapitalertragssteuer (KESt) befreit.

Erika Karitnig von der Bawag PSK Invest rät jedoch, bei der Altersvorsorge nicht nur auf Kriterien wie Kapitalgarantie und Steuererleichterungen zu achten. Eine höhere Performance könne den Steuervorteil oft wettmachen. Sie rechnet vor: Wer 10.000 Euro veranlagt und in weiterer Folge monatlich 100 Euro anspart, hat bei einer zweiprozentigen Jahresperformance nach 25 Jahren 55.000 Euro. Bei einer vierprozentigen Performance sind es 78.000 Euro, bei einer sechsprozentigen 110.000.

Und gerade in Niedrigzinsphasen wie derzeit sei mit einer höheren Aktienquote auch eine höhere Performance zu erreichen. Freilich unterliegen Aktien Schwankungen. Jeder sollte sich also fragen: „Wie viel Risiko halte ich aus?“

Strategie durchziehen

Karitnig rät zu einem Selbsttest. Man sollte sich den Verlauf von Aktienindizes wie den MSCI World anschauen: Was wäre passiert, wenn man vor der Finanzkrise investiert hätte, und wie lange hätte es gedauert, bis man Gewinne erzielt hätte? Wer das aushalte, sollte zu Aktien oder Aktienfonds greifen. Je breiter die Streuung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man auf lange Sicht gute Erträge erzielt. Wer jedoch auf Aktien setzt, müsse seine Strategie auch durchziehen, sagt Karitnig. Und nicht jedesmal aussteigen, wenn der Kurs um fünf Prozent gefallen ist. [ iStockphoto ]

Was Sie beachten sollten bei... der Altersvorsorge

Tipp 1

Drei-Säulen-Modell. Neben der ersten Säule (staatliche Pension) gibt es auch die zweite (betriebliche) und die dritte (private) Säule. Diese ist ein weit gefasster Begriff. Es gibt einschlägige Produkte wie die Zukunftsvorsorge oder die Lebensversicherung. Für Lebensversicherungen gibt es Steuererleichterungen, für die Zukunftsvorsorge auch eine Prämie.

Tipp 2

Selbst sparen. Es hat auch Vorteile, selbst für das Alter zu sparen, etwa über Aktien, Fonds, Sparbücher. Das wird zwar kaum gefördert, doch kann man mit Aktien über einen längeren Zeitraum höhere Erträge schaffen. Auch hat man sein Geld griffbereit, falls man es doch vorzeitig braucht. Aus der Zukunftsvorsorge kommt man in den ersten zehn Jahren gar nicht raus.

Tipp 3

Risken. Eine risikolose Veranlagung gibt es nicht. Meist bieten Anlageklassen, die stärker schwanken (etwa Aktien) langfristig höhere Erträge. Wer Verluste um jeden Preis vermeiden will, riskiert, zu viel für die Absicherung zu bezahlen und damit real (also nach Abzug der Inflation) erst recht zu verlieren. Bei kurzfristiger Veranlagung kann eine Garantie aber sinnvoll sein.

Tipp 4

Lebensalter. Je länger der Veranlagungshorizont, desto mehr Kursschwankungen kann man in Kauf nehmen, desto höher kann also die Aktienquote sein. Denn wenn es zwischenzeitlich nach unten geht, hat man gute Chancen, das in den nächsten Jahren wieder auszugleichen. Gegen Ende der Laufzeit sollte man sicherer investieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2014)

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