Wird Zahlen mit Karte teurer oder günstiger?

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Die EU-Kommission hat sich auf die großen Kreditkartenfirmen eingeschossen und will ihre Gebühren deckeln - der Kunde soll profitieren. Es steht aber Aussage gegen Aussage, denn das Plastikgeld könnte auch teurer werden.

Wien.Einkaufen mit Karte ist ja wunderbar simpel. Produkt aussuchen, zur Kassa gehen, Karte in den vorgesehenen Schlitz stecken, Pincode ein- oder Unterschrift abgeben, fertig. Je nachdem ob eine Bankomat- oder Kreditkarte eingesetzt wurde, wird der Einkauf sofort oder am Ende des Monats abgerechnet. Der Kunde hat das gewünschte Produkt, der Kunde ist glücklich.

Er kennt aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die komplizierte Gebührenstruktur, die bei so einem Karteneinkauf zwischen den beteiligten Parteien aktiviert wird. Der Kunde zahlt Kartengebühren und gegebenenfalls Zinsen an seine Hausbank. Das war's. Aber damit so ein Karteneinkauf abgeschlossen werden kann, muss die Bank des Händlers an die Bank des Kunden eine Gebühr zahlen.

„Abzocke“ mit Karten?

Das ist die sogenannte Bankabwicklungsgebühr, die die Bank des Händlers an den Händler weitergibt– für den die Kosten dann anfallen. Für den Händler machen diese Gebühren 70 bis 90 Prozent der Gesamtkosten für das Angebot von Kreditkartenzahlungen aus – wobei große Ketten in der Regel bessere Deals haben und die kleinen Geschäfte mehr zahlen, weil sie ohne die Möglichkeit zur Zahlung mit Karte Kunden verlieren würden.

Die EU-Kommission will die Höhe dieser Bankabwicklungsgebühren begrenzen: auf 0,3 Prozent des Kaufpreises für Kreditkarten und 0,2 Prozent für Bankomatkarten. Damit will sie der von ihr georteten „Abzocke“ bei den Kreditkarten Einhalt gebieten. Zwar gehen die betroffenen Gebühren an die Bank des Kunden und nicht direkt an die Kreditkartenfirmen – sie werden aber von diesen festgelegt.

Laut einer aktuellen, von Mastercard in Auftrag gegebenen Studie des Londoner Instituts Europe Economics betragen diese Gebühren in Österreich derzeit durchschnittlich 0,32Prozent bei Bankomatkarten und 0,86 Prozent bei Kreditkarten. Der Unterschied zu den von der EU-Kommission angestrebten Werten ist also eklatant. Es gibt nur ein Problem: die Händler. Denn der EU-Vorschlag, der am 7.November vom Rat der Finanzminister diskutiert und eventuell auch schon beschlossen werden soll, basiert auf der Hoffnung, dass die Händler ihre Preise senken, wenn Kartenzahlungen für sie günstiger werden. Dass also beispielsweise Billa das Brot verbilligt, weil Rewe weniger für die Abwicklung von Zahlungen mit Kredit- und Bankomatkarten zahlen muss. Die Kreditkartenfirmen sind erwartbar alarmiert und befürchten, dass das nicht passieren wird.

„Tatsächlich haben Erfahrungen aus Spanien, Australien und den USA gezeigt, dass die Händler diese Vergünstigungen eben nicht an ihre Kunden weitergeben“, sagt Barbara Kolm vom Austrian Economics Centre, das den Österreich-Teil der Studie erarbeitet hat.

Apple drängt in den Markt

Auf die heimischen Banken käme laut Studie eine Mehrbelastung von rund 52Mio. Euro pro Jahr zu. Mehrkosten, die sie an die Kunden weitergeben müssten – in Form erhöhter Kartengebühren. Bei rund 1,5 Karten pro Person in Österreich würde dies eine Verteuerung von elf Euro pro Jahr bedeuten. Das ist natürlich ein wenig eine Milchmädchenrechnung auf Basis von Schätzungen. Aber selbst die spanische Verbraucherschutzorganisation Adicae hat davor gewarnt, die „spanischen Fehler“ europaweit zu wiederholen. Eine Deckelung der Bankgebühren habe nicht zu sinkenden Preisen in den Geschäften geführt. EU-Kommissar Michel Barnier wiederum nannte die Einwände gegen den Plan Brüssels zur Kontrolle der Gebühren „verrückte Kampagne von Lobbygruppen“.

Die Kunden werden selbst sehen müssen, ob ihre Karten teurer und die Preise in den Geschäften günstiger werden, wenn die Regelung kommt. Die Kreditkartenfirmen haben längst mit anderen Problemen zu kämpfen: Gerade weil die Zahlung mit Karte am Ende nicht sehr günstig ist, drängen Techriesen wie Apple oder Facebook langsam in diesen Markt. Und Konkurrenz lässt Gebühren und die Kosten für Kunden immer am schnellsten purzeln.

AUF EINEN BLICK

Die EU-Kommission will die Höhe von Bankabwicklungsgebühren auf 0,3Prozent des Kaufpreises für Kreditkarten und 0,2 Prozent für Bankomatkarten deckeln. Davon sollen Verbraucher profitieren. Erfahrungen aus anderen Ländern haben aber gezeigt, dass diese Vergünstigungen nicht an Kunden weitergereicht werden. Auf die heimischen Banken kämen Mehrkosten von rund 52Mio. Euro pro Jahr zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2014)

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