Chinesische Laternen für die Wiener Donauinsel

DRACHEN AUF DER DONAUINSEL: CHINESISCHES LATERNENFEST IN WIEN
DRACHEN AUF DER DONAUINSEL: CHINESISCHES LATERNENFEST IN WIEN(c) APA/CHINA MAGIC/PAUL LANDL
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40 Tage lang gastiert ein chinesisches Kulturfestival in Wien. 60 chinesische Fachkräfte gestalteten 29 überlebensgroße Lampions.

Ein ungewöhnlicher Gast begrüßt seit ein paar Tagen Besucher der Wiener Donauinsel: ein rot-gelber Drache, mit riesigen Klauen, strengem Blick und einer goldenen Perle – ein Symbol für Weisheit – im Maul. 50 Meter ist die Konstruktion aus Seide, Bambus und Stahl lang, sieben Meter hoch, und in seinem Inneren erleuchten 4000 kleine LED-Lampen den Nachthimmel. Doch noch andere Figuren leisten dem Drachen, dem mächtigsten der chinesischen Tierkreiszeichen und ein Symbol für den Kaiser, Gesellschaft.

Einen Monat lang tummeln sich anlässlich des China-Magic-Festivals auf einem 70.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Floridsdorfer und Brigittenauer Brücke Fische und Pandas, ist passend zum Jahr des Affen ein überlebensgroßes Exemplar mit mehreren Gefährten ausgestellt, steht der Pekinger Himmelstempel neben einem 21 Meter hohen Nachbau der Wiener Staatsoper. Das chinesische Laternenfest feiert seine Europa-Premiere auf Wunsch des chinesischen Organisators Wu Fei in Wien, der „Kulturhauptstadt Europas“. Er wolle den Besuchern die chinesische Kultur näherbringen, erklärt er.

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Das Laternenfest zählt zu den ältesten Kulturgütern Chinas. Es hat seine Ursprünge in der Han-Dynastie vor rund 2000 Jahren. Zu Ehren des ersten Vollmonds im neuen Jahr befestigte Chinas Bevölkerung Tausende Laternen im Freien, um den Frühlingsbeginn zu feiern. Noch heute markiert das Laternenfest am 15. Tag des ersten Monats des Mondkalenders das Ende der mehrwöchigen chinesischen Neujahrsfeiern. Auch das Lunofestival gehe auf diesen klassischen Brauch zurück, erzählt Martin Sörös, Organisator auf österreichischer Seite und ehemaliger Geschäftsführer des pleitegegangenen Tischtennisverbands Werner Schlager Academy im Schwechater Multiversum. „Wie alles in China ist es immer größer, höher und spektakulärer geworden“, sagt er.

25 Kilometer Seide

Ursprünglich dienten Laternen in China dazu, offene Flammen vor dem Wind zu schützen. Mehr und mehr aber entbrannte ein Wettbewerb um die künstlerische Gestaltung der Lampions. Die kunstvollsten Designs waren für den Palast des Kaisers vorbehalten. Am bekanntesten sind wohl die roten, ovalen Lampen mit goldener Schrift und roten Quasten, die in Chinarestaurants rund um die Welt zu finden sind.

Mehr als einen Monat arbeiteten 60 chinesische Fachkräfte am Aufbau der 29 Riesenlaternen auf der Donauinsel. Sie verarbeiteten 25 Kilometer Seide, 20 Tonnen Stahl und etwa 18.000 LED-Lampen. Das Material sei zunächst in 36 Containern mit dem Zug ins polnische Łódź und nachher mit dem Sattelschlepper nach Wien transportiert worden, erzählt Sörös. Bei der Versorgung überließen die Kunsthandwerker aus der Provinz Sichuan nichts dem Zufall: Ein Koch begleitete die Truppe nach Österreich.

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Außer mit den Lampenkonstrukten warten die Veranstalter auch mit Vorführungen der traditionellen Sichuan-Oper auf. Mit einer Mischung aus Tanz, Akrobatik und Theater hat diese Kunstform jedoch nur wenig mit westlichen Opern gemein. Berühmt ist die Sichuan-Oper vor allem wegen der blitzschnellen Maskenwechsel, auf Chinesisch „bianlian“ – eine Technik, die heute nur noch 200 Künstler beherrschen. Ein Meister der Sichuan-Oper, Peng Denghuai, schaffte es mit 14 Maskenwechseln in 25 Sekunden sogar ins „Guinness-Buch der Rekorde“. In den kommenden Jahren ist eine Tournee des Festivals in anderen europäischen Städten, etwa in Deutschland und Südosteuropa geplant.

AUF EINEN BLICK

China Magic findet von 1. September bis 9. Oktober zwischen Floridsdorfer und Brigittenauer Brücke auf der Donauinsel statt. Besucher des Festivals des Organisators Wu Fei können nicht nur die gigantischen Laternen, sondern täglich von 19 bis 21 Uhr drei Vorführungen der traditionellen Sichuan-Oper besichtigen. Der Eintritt kostet 22 Euro. Eintritt ist von Mo bis Fr ab 17 Uhr, Sa und So ab 15 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2016)

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